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Haßfurt
Etwa 400 Menschen nehmen in Haßfurt an einer Demonstration der Bauern und des Mittelstands teil
Die Redner üben vor allem Kritik an der Politik der Bundesregierung. Nach der Kundgebung setzte sich ein Konvoi mit 150 Fahrzeugen in Bewegung.
Etwa 400 Menschen nehmen in Haßfurt an einer Demonstration der Bauern und des Mittelstands teil
Foto: Christian Licha
Christian Licha
 |  aktualisiert: 02.03.2024 02:49 Uhr

"Wir sind die Mitte und keine radikale Randgruppe:" Diese Überschrift war auf den Ankündigungsplakaten zu einer angemeldeten Demonstration am Sonntag in Haßfurt zu lesen. Hauptsächlich Bäuerinnen und Bauern, Handwerker und Mittelständler kamen dem Aufruf nach und versammelten sich auf dem Marktplatz. Über 400 Menschen waren nach Schätzungen der Polizei und des Veranstalters in die Kreisstadt gekommen, um ihren Unmut gegenüber der Bundesregierung kund zu tun.

Neben Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem Landkreis Haßberge waren auch Demonstranten aus den Landkreisen Bamberg, Schweinfurt, Würzburg, Rhön-Grabfeld und aus noch weiter entfernten Orten angereist.

Forderung nach großer Bürgerrechtsbewegung

Als "Urgestein" aus dem Handwerk wurde als Redner Günter Weißenseel angekündigt. Der Bauunternehmer aus Stammheim im Landkreis Schweinfurt forderte: "Deutschland braucht eine überparteiliche Bürgerrechtsbewegung, die allen Menschen hilft". Diese solle gegen die "Arroganz und Unfähigkeit" der Regierung antreten. Mit "Demos gegen Rechts" wollen die Politiker Weißenseels Meinung nach nur ablenken und "verbreiten damit Hass und Angst".

Mit ähnlichen Behauptungen verschaffte sich der Würzburger Rechtsanwalt Horst Farr Gehör bei den Zuhörerinnen und Zuhörern, der schon bei Demonstrationen während der Corona-Zeit zu den Rednern bei vielen Veranstaltungen zählte. Unter anderem wahre die aktuelle Bunderegierung nicht die Grundrechte und auch Merkel habe auch nur das gemacht, was sie in der ehemaligen DDR gelernt habe, nämlich Propaganda. Diese und andere Behauptungen Farrs ließ das Publikum unkommentiert und bedachte den Rechtsanwalt mit viel Beifall. 

Die Schweiz als Vorbild für direkte Demokratie

Mit der Forderung nach einer "echten Selbstregierung" zeigte Michael Kraus eine mögliche Alternative auf. Der Politikwissenschaftler aus Schweinfurt nannte mit der Schweiz ein Beispiel, wie "direkte Demokratie auf allen Ebenen" funktioniere. In Deutschland gebe es zu viele Hürden, um ein Volks- oder Bürgerbegehren und einen anschließenden Entscheid auf den Weg zu bringen, so Kraus.

150 Traktoren, Lieferwagen und andere Fahrzeuge zogen im Konvoi durch Haßfurt und anschließend bei einer Rundfahrt durch das Maintal.
Foto: Christian Licha | 150 Traktoren, Lieferwagen und andere Fahrzeuge zogen im Konvoi durch Haßfurt und anschließend bei einer Rundfahrt durch das Maintal.

Mit Felix Schorr aus Donnerdorf kam auch ein Landwirt zu Wort, der Mitglied im Verein "Landwirtschaft verbindet Bayern" ist. Der junge Landwirt forderte ebenfalls Änderungen in der großen Politik und schaut nach seinen Worten "fast neidisch" nach Frankreich, wenn man sehe, wie dort die Bauern demonstrieren.

Zu sehen war auch ein Plakat, das während der Demo am Marktplatz und dem anschließenden Zug zum Festplatz "Gries" mindestens drei Mal den Besitzer wechselte. "Die AfD ist nicht rechts", war mit großen Lettern auf einen Pappkarton geschrieben. Darauf angesprochen, distanzierte sich der Handwerker Sandro Braun aus Knetzgau als Veranstalter und Anmelder der Haßfurter Demonstration ausdrücklich von dieser Meinungsäußerung: "Wir sind neutral", erklärte er. 

Mit mehreren Streifen sicherte die Polizei insbesondere den Demonstrationszug durch die Innenstadt und die anschließende Rundfahrt von rund 150 Traktoren, Lieferwagen und Pkws ab. Polizeikommissar Jonas Meder, der den Einsatz leitete, bescheinigte der Veranstaltung einen friedlichen Verlauf.

Zwischenfall bei Sternfahrt: Traktor beschädigt

Allerdings kam es bei der Sternfahrt auf der Route von Haßfurt über Obertheres, Steinsfeld und Wonfurt zu einem Zwischenfall. Wie die Polizeiinspektion Haßfurt berichtet,  stand ein Traktor auf der Staatsstraße bei Theres und ließ die Kolonne passieren. Eine dahinter befindliche bislang unbekannte Verkehrsteilnehmerin war damit nicht einverstanden und beschädigte deshalb die Plane der Fahrerkabine an der rechten Fahrzeugseite, so die Polizei. Der Schaden wird auf etwa 250 Euro geschätzt.

 
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Eine ehrenwerte Gesellschaft und ein AFD-Plakat, mit dem niemand was zu tun haben will.

    Aha.

    Ich habe grad ein bisschen die Suchmaschine bemüht und ein paar Namen und Organisationen eingeben.

    Das also ist die selbstdefinierte "Mitte",
    und die Millionen Menschen, die in Deutschland aktuell für Demokratie und Vielfalt der Gesellschaft auf die Straße gehen, die " verbreiten damit Hass und Angst".

    Mir reichts.
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  • Michael Lorz
    Danke!
    Wenn ich diesen Artikel lese, reicht es mir in der Tat auch... da liest sich manches schon sehr obskur. Allein diese Behauptung, die Regierung würde Demos gegen Rechts "inszenieren" um vom eigenen Versagen abzulenken, das ist ja total irre.

    Und weil man es nicht oft genug sagen kann: Doch, die AfD IST rechts!
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  • Andreas Gerner
    Total irre...

    ...ist bei genauer Betrachtung das Timing.

    Die Ampel hat mit dem verkorksten Heizungsgesetz, dem verlorenen Verfahren vorm Bundesverfassungsgericht, den zig Milliarden Geschenken ans Ausland, dem Haushaltsloch, dem versprochenen und nicht kommenden Doppelwums, der auf null gestoppten Deutschlandgeschwindigkeit uvm seine Zustimmung bei den Wählern ruiniert.

    Auf 1 AmpelWähler kommen in der Sonntagsfrage schon über 2 NICHT-Ampel-Wähler

    https://dawum.de/Bundestag/

    Und nur noch 18% sind mit der Regierungsarbeit zufrieden.

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2953/umfrage/zufriedenheit-mit-der-arbeit-der-bundesregierung/#:~:text=Zufriedenheit%20mit%20der%20Arbeit%20der%20Bundesregierung%20im%20Januar%202024&text=Die%20Mehrheit%20von%20rund%2081,Arbeit%20der%20Bundesregierung%20zu%20sein.

    Und urplötzlich wurde was altes veröffentlicht von einer staatlich finanzierten Gruppe. Aufgehübscht mit dem Wort "Deportationen" (was später wieder entfernt werden musste)...
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  • Andreas Gerner
    400 Teilnehmer und nur ein Plakat.
    Rechnen Sie mal den Prozentsatz aus.

    Und dann sehen wir zum Vergleich mal in den Bundestag...
    Oder in den Landtag...

    -

    Nachweislich haben gerade Landwirte besonders wenig mit AfD zu tun.

    https://www.agrarheute.com/politik/so-haben-bayerns-bauern-landtagswahl-abgestimmt-611812

    Warum versuchen Sie dennoch unentwegt, Landwirte wegen jedem noch so winzigen Indiz, das Ihnen die Suchmaschinen liefern, in eine rechte Ecke zu schieben?
    Weil Ihnen Argumente fehlen!

    PS: "der Begriff "Suchmaschinen" ist irreführend. Tatsächlich sind es Findemaschinen.
    Deren Aufgabe ist es, zu finden, was der Nutzer sucht.

    Der Nutzer kenn Antworten finden, oder einfach nur Bestätigung in seiner Denke.
    Den meisten Einfluss darauf hat der Algorythmus. Außerdem der Nutzer mit seinen Eingaben.

    -

    Auch ein Staat, der bis 1989 bestand, schickte Leute zum Demonstrieren angeblich für Demokratie.
    Im Nachhinein stellte sich heraus, es war doch für Sozialismus oder gar Diktatur.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
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