
Donnerstag am späten Vormittag. In der Bäckerei Schlereth im Steinbruch 3 in Knetzgau herrscht reger Betrieb. Viele Kundinnen und Kunden holen sich Brot, Brötchen oder etwas Süßes für den Tag oder eine Brotzeit für die bevorstehende Mittagspause. Die Tische im Café sind gut besetzt, es wird geplaudert, Zeitung gelesen, mit dem Handy gespielt. Zu den zahlreichen Autos auf dem Parkplatz gehört der Bürgerbus der Gemeinde Knetzgau.
Nichts deutet daraufhin, was sich jüngst herumgesprochen hat: dass die Bäckerei Schlereth GmbH u. Co. KG. vor einigen Tagen am Amtsgericht Bamberg Insolvenz angemeldet hat.
1895 gegründet und mittlerweile in fünfter Generation
Die Bäckerei Schlereth ist ein Familienbetrieb in fünfter Generation, also mit langer Geschichte, die laut Homepage des Unternehmens bis 1895 zurückreicht. Hier, im Hauptsitz im Steinbruch 3 in Knetzgau, ist der Firmensitz. Doch Schlereth hat eine weitere Filiale in der Knetzgauer Hauptstraße. Und betreibt Läden in Ebelsbach, Haßfurt, Knetzgau, Sand und Zeil. Hinzu kommen die Filialen Röthlein im Landkreis Schweinfurt sowie Viereth im Landkreis Bamberg.
Schon Ende vergangener Woche bestätigte die Familie Schlereth gegenüber der Redaktion den Gang zum Insolvenzgericht. Einzelheiten wollt man vorerst nicht erläutern. Am Freitag nun hieß es seitens der Geschäftsleitung, dass man sich bis auf Weiteres gar nicht zu den Gründen und möglichen Auswegen aus der Insolvenz äußern werde.
Filialen nur "vorrübergehend geschlossen"?
So bleibt zunächst die Beobachtung, dass die Mehrzahl der Filialen gegenwärtig offenbar geschlossen ist: Darunter sollen neben Sand und Zeil auch diejenigen in Viereth und Röthlein sein. Aushänge machen Passantinnen und Passanten auf eine "vorrübergehende Schließung" aufmerksam, man sei bald wieder für die Kundschaft da, heißt es. In Knetzgau, Ebelsbach und Haßfurt scheint der Betrieb weiterzugehen.
Aber geht es für die Bäckerei Schlereth GmbH und Co.KG, die mit Handarbeit ohne industrielle Fertigungslinien wirbt, und ihre rund 40 Beschäftigen tatsächlich weiter? Das werden wohl erst die nächsten Wochen zeigen. Dem Unternehmen steht offenbar ein Insolvenzverwalter zur Seite, das Amtsgericht Bamberg hatte das Insolvenzverfahren bis Stand Freitag aber noch nicht offiziell eingeleitet.
Sollte Schlereth verschwinden, wäre dies nur ein weiterer alteingesessener Betrieb, der dem Bäckereisterben im ganzen Lande zum Opfer fiele: Ein Prozess, der unter anderem durch die Konkurrenz von Billiganbietern und Lebensmitteldiscountern in einem insgesamt übersättigten Markt vonstattengeht.