Etwa 58 Tonnen Abfall durch Mitnahmegetränke oder anders ausgedrückt 290 000 Einwegbecher fallen schätzungsweise pro Jahr im Landkreis Haßberge an. Diese Zahl hat der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises auf der deutschlandweiten Zahlengrundlage des Umweltundesamtes hochgerechnet. Um ein Zeichen zu setzen und Müll zu vermeiden, haben sich sechs Bäckereibetriebe dazu bereiterklärt, diesem Trend entgegenzuwirken. Ab sofort gibt es bei den teilnehmenden Filialen Kaffee und andere Heißgetränke in Mehrweg-Pfandbechern zu kaufen.
Die Idee zu dieser dauerhaften Aktion hatte Jürgen Heinl aus Sylbach, seines Zeichens Verkaufsleiter bei der Bäckerei Schlereth, die ihren Stammsitz in Knetzgau hat. Jetzt in der Corona-Pandemie gestiegen, war der Anteil der sogenannten To-go-Becher schon vorher ein nicht übersehbarer Anteil bei der Abfallentstehung.
Die Idee für den Landkreis Haßberge stammt aus Knetzgau
Die Inhaberfamilie der Bäckerei Schlereth zeigte sich sofort offen für den Vorschlag ihres langjährigen Mitarbeiters. Jürgen Heinl rührte kräftig die Werbetrommel bei den anderen Bäckereibetrieben im Landkreis und hatte Erfolg. Mit der Bäckerei Schlereth zusammen nehmen weitere fünf Branchenkollegen teil.
Die Bäckerei Schlereth bietet vorläufig das Mehrwegbecher-System in ihren Verkaufsstellen in Haßfurt, Knetzgau und Ebelsbach an. Weiterhin sind dabei die Bäckerei Julia Jüngling in Haßfurt, die Bäckerei Jung mit den Filialen in Haßfurt und Königsberg, die Naturbäckerei Oppel aus Untersteinbach mit allen ihren zehn Filialen, der Weis'n Beck in Unterschleichach und Haßfurt sowie der Höreder Beck in Haßfurt am Ärztehaus und im Gewerbegebiet Godelstatt sowie in Knetzgau. Die Verantwortlichen der Unternehmen zeigen sich offen, später den Mehrwegbecher auch in anderen Filialen anzubieten.
Bei der Auswahl des Anbieters legte Jürgen Heinl großen Wert darauf, dass es möglichst viele Verkaufsstellen gibt. Denn in einem ländlich geprägten Gebiet wie den Landkreis Haßberge könnte sich nach Einschätzung des Abfallwirtschaftsbetriebes ein rein auf die Region beschränktes System nie durchsetzen.
Ein Mehrwegbecher soll 1000 Einwegbecher ersetzen
Die Wahl fiel dann auf die Firma Recup aus München, ein junges Unternehmen, das 6700 Ausgabestellen bundesweit hat, darunter auch in den Nachbarlandkreisen Schweinfurt und Bamberg. Recup heißt auch der Mehrwegbecher, der aus Polypropylen (PP) besteht und nach Firmenangaben 100 Prozent recycelbar, BPA- und schadstofffrei ist. Ein Becher soll bis zu 1000 Spülgänge in einer Geschirrspülmaschine aushalten und somit die gleiche Anzahl Einweg-Becher ersetzen.
Der Pfandbetrag für den Kunden beträgt einen Euro, den er gegen Rückgabe des Mehrwegbechers an jeder beliebigen Ausgabestelle zurückerhält. Dabei spielt es keine Rolle, welche Größe der Becher hat, denn grundsätzlich sind diese je nach Verkaufsstelle mit verschieden großen Füllmengen erhältlich. Ebenfalls aus Polypropylen sind optional erhältliche Deckel für die Becher. Aus hygienerechtlichen Gründen können diese allerdings nicht im Pfandsystem vertrieben werden, sondern sind ausschließlich als Kaufdeckel zum Preis von 1,30 Euro je Stück erhältlich.
Und wie sieht es mit Plastikgeschirr aus? Gibt es hier auch Möglichkeiten zur Müllvermeidung? Als Vorreiter im Landkreis bietet die Bäckerei Jüngling und der Weis'n Beck die sogenannten Rebowl an. Ebenfalls von der Firma aus München eignen sich diese kleinen Plastikschüsseln mit Deckel für Speisen aller Art, die angeboten werden, wie zum Beispiel Salate. Hier beträgt der Pfandbetrag inklusive Deckel 5 Euro, den die Kunden bei Rückgabe wieder zurück erhalten.
Landrat: Ein Signal für den Umweltschutz
Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises zeigte sich ebenfalls überzeugt von der Idee, die nun Wirklichkeit ist. Möchte man das Recup-System nutzen, fällt für die Firmen je Filiale eine monatliche Systemgebühr an. Um Betreibern der typischen Gewerbeeinheiten wie Bäckereien, Eisdielen, Tankstellen und anderen die Wahl des Recup-Systems zu erleichtern, übernimmt der Abfallwirtschaftsbetrieb bei einem Abschluss eines Jahresvertrags zwischen dem Geschäftsinhaber und dem Systemanbieters die Kosten für die Systemgebühr für ein Quartal zu 100 Prozent, wenn der Vertragsabschluss noch im Jahr 2021 erfolgt.
"So soll ein Impuls gesetzt werden, dass in den nächsten Jahren nicht nur die Flut an Einweg-Kaffeebechern reduziert werden kann. Es soll damit auf lange Frist auch ein weiterer Baustein im Umdenken hinsichtlich unseres Verbrauchsverhaltens und zur Förderung der Sensibilität gegenüber unserer Umwelt gesetzt werden", sagte Landrat Wilhelm Schneider, dem die teilnehmenden Bäckereien dieser Tage das Konzept persönlich vorstellten.
😊
… ein guter Anfang und auch noch ausbaufähig, jetzt müssen nur noch alle mitmachen …
Wünschenswert wäre, dass auch die Gastronomie die Bowl/Tasse zeitnah für das viel Essen "to go" nutzen würde! Die Vermeidung von Müll ist durchaus ein Argument auch wieder zu zu bestellen.
Vielleicht könnten Stadt und Kreis das auch bei den hoffentlich bald wieder stattfindenden Veranstaltungen (Straßenfeste,...) als Ergänzung zu Papierverpackungen einführen?!
Gruß und Danke