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Bad Königshofen
Sterben die kleinen Bäckereien in Unterfranken ganz aus?
Kleine Bäckereien, wie hier in Waltershausen bei Ullrich Amthor, bieten hochwertige Brot- und Backwaren an.
Foto: Josef Kleinhenz | Kleine Bäckereien, wie hier in Waltershausen bei Ullrich Amthor, bieten hochwertige Brot- und Backwaren an.
Josef Kleinhenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:58 Uhr

Kein rosiges Bild malt der  Obermeister der Bäckerinnung Bad Kissingen/Rhön-Grabfeld,  Ullrich Amthor in Waltershausen, von der Zukunft der Bäckereien in beiden Landkreisen.  Obwohl es das Bestreben ist,  kleine und mittlere Bäckereien auf dem Land  zu erhalten,  geht die Zahl der Betriebe in der Branche sprunghaft zurück.    

In Rhön-Grabfeld haben seit 2006 nach seiner Statistik 25 Bäckereien aufgegeben.  Heute existieren hier nur noch zehn auf rund 80 000 Einwohner. Im Landkreis Bad Kissingen warfen im gleichen Zeitraum mit  21 Bäckereien fast genau soviel  das Handtuch. Dort seien nur noch 20 Betriebe in der Branche  auf rund 103 300 Einwohner vorhanden.  In beiden Landkreisen bestehen damit laut Amthor aktuell nur noch 30 Bäckereien. 

Keine Betriebsnachfolger

Der Obermeister  rechnet vor, dass in den nächsten fünf Jahren  in beiden Landkreisen wohl zehn weitere kleine Bäckereien aufgeben.  Ein Grund  sei, keine Betriebsnachfolger zu finden. Obwohl die kleinen Betriebe durchaus ihre Existenzberechtigung hätten und der berufliche Nachwuchs für den handwerklichen Beruf gefördert werde, sei diese Entwicklung kaum aufzuhalten.

In der Frage der Qualität   bräuchten Kleinbetriebe aber ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Denn zweifellos  würden sie „Hochwertiges“ produzieren.  Ein Problem, das Geschäft wirtschaftlich mit angemessenem Gewinn zu führen,  ist laut Amthor schlicht die zu geringe Absatzmenge. Nur einen örtlichen Kundenkreis zu erschließen, reiche nicht mehr  aus.  Das Gebot der Stunde heiße, Marketing und Werbung für  Erfolgsprodukte zu machen.  So sollte eine kleine Bäckerei „auf ihr hochwertiges Angebot“ über den Betriebsstandort hinaus  aufmerksam machen und  die  Erzeugnisse womöglich über Abnahmestellen auch  andernorts verkaufen.

Neue Abnehmer erschließen

Amthor selbst hat in  einer derartigen Initiative erreicht,  in einen E-Center nahe Bad Neustadt täglich dreimal  Brötchen und Heilwasserbrote  für das Selbstbedienungsregal zu  liefern.  Erfolg hatte der Bäckermeister auch in Bad Königshofen. Dort schloss er zwar 2017  seine einzige Filiale in der östlichen Kellereistraße,  doch  konnte er in der Stadt  eine Abnahmestelle hinzugewinnen.      

Innungsobermeister Ullrich Amthor (Bild) macht sich Gedanken, wie man dem Trend sterbender Bäckereien entgegenwirkt.
Foto: Josef Kleinhenz | Innungsobermeister Ullrich Amthor (Bild) macht sich Gedanken, wie man dem Trend sterbender Bäckereien entgegenwirkt.

Durch den Tod von  Hubert Mauer wurden auf dem Marktplatz dessen gleichnamige Bäckerei und das dazugehörige  Café  geschlossen. Das ging einher mit dem Verlust eines gesellschaftlichen Mittelpunkts mit etlichen Stammtischen.  Eine der  Verkäuferinnen Mauers machte sich mit ihrem Ehepartner, einem ehemaligen Gesellen  Amthors, darauf hin selbstständig und eröffnete in der ehemaligen Bäckerei Manfred Falkenstein in der Hindenburgstraße ein Café mit Verkauf von Backwaren.  Die neuen Geschäftsinhaber, das Ehepaar Miri und Elvir Redjepov,  wurden zu stolzen Abnehmern der  Waltershäuser Backware.

Zuschüsse abrufen

Die Bäckerei Amthor beliefert  noch  eine ganze Reihe anderer Adressen in Bad Königshofen und der Region.  Dadurch sei  der Standort Waltershausen wirtschaftlich  zu führen, auch wenn die Corona-Krise einige Verluste mit sich gebracht habe.         

Am eigenen Beispiel erläuterte der Innungsobermeister auch, dass bei  Investitionen Zuschüsse  über den Freistaat abgerufen werden können. Nötig sei hierzu ein Antrag beim Amt für Ländliche Entwicklung bei der Regierung von Unterfranken.  Amthor selbst kaufte sich nach eigenem Bekunden eine vollautomatische Brötchenteig-Teil- und Wirkmaschine, um immerhin  45 Prozent der Kosten zu sparen.

Konsequenz des Bäckerei-Sterbens  ist  Amthor zufolge, in Zukunft wohl „eine schlechtere Versorgung“  mit Backwaren. Deren „Vielfalt und hohe Qualität“ würde bei zunehmendem Verlust von Kleinbäckereien auf jeden Fall  geringer, befürchtet er. „Man findet dann  keine Genießer- und Premium-Produkte mehr mit individuellen Rezepturen wie  in Waltershausen den Hutzelplootz oder  eine andere spezielle Backware“, betont der Obermeister. „Je kleiner  der Wettbewerb, desto leichter wird es  sein, dass die Großen den Preis bestimmen und auch durchsetzen“, vermutet Amthor.

 
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  • Markustan
    Ich fragte mal in einer Filliale einer Großbäckerei nach Vollkornbrot. Die Aussage der Verkäuferin: "Wir haben keine Vollkornprodukte. Das was aussieht als ob, ist gefärbt. Gehen sie zu ........ Bäckerei. Die haben Vollkornprodukte."
    Seitdem kaufe ich keine Ware mehr dieser Großbäckerei, die übrigens auch Aldi beliefert. Schmecken tun die Sachen eh nicht.
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  • juergenmagic@t-online.de
    Der fehlende Nachwuchs für die Übernahme ist sicherlich das eine. Kenne einige Bäcker, die Kinder haben, aber keiner wollte das Geschäft übernehmen. Klar da muss man halt früh aufstehen. Ein weiterer Aspekt sind sicherlich die vielen Großbäckereien, die den Markt mit ihren Filialen überschwemmen. Hinzu kommt auch, dass die Discounter wie Aldi und Co. selber backen und das, obwohl teilweise ein Bäcker im Vorraum (wie z. B. Thüngersheim) angesiedelt ist. Schuld sind aber auch die Leute, die alles billig haben wollen und die handwerkliche Kunst der kleinen Bäcker nicht schätzen. Statt knusprige Brötchen kaufen die lieber Gummiweck.
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  • wolfmueller21@arcor.de
    Auf die Discounter-Backwaren zu schimpfen, geht am Thema vorbei. Glücklicherweise wurde dies im Artikel auch nicht gemacht. Es ist vollkommen klar, dass die großindustrielle "Fertigung" wesentlich wirtschaftlicher ist, als ein Einzelbetrieb sein kann, der wirklich alles selber macht. (Anm.: Es gibt ja "Bäckereien", die mit fertigen Teiglingen beliefert werden). Offenbar wird die Qualität der Backprodukte in den Supermärkten als nicht so schlecht empfunden! Und es ist durchaus nachvollziehbar, dass nicht jeder bereit ist 2,50 Euro oder mehr für 500 Gramm Brot zu bezahlen, nur weil irgend etwas mit "Eiweiß" oder "Dinkel" drauf steht. Die in einem vorherigen Kommentar geäußerte Brötchenkritik kann ich durchaus nachvollziehen. Bevor ich mir ein echtes "Bäckerbrötchen", das lediglich (ungesundes) Weißmehl als Mehlsorte enthält, kaufe, hole ich mir lieber ein Roggen-, oder Mehrkornbrötchen mit Sonnenblumenkernen im Lebensmittelmarkt für das gleich Geld.
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  • Blum66
    Ich versuche durch mein Kaufverhalten die kleinen Bäckereien zu unterstützen. Kaufe immer mal in einer der Nachbargemeinden ein, das bringt Abwechslung. Natürlich kann Ich auch die Leute verstehen die im Discounter einkaufen, es ist immer eine Frage des Geldes. Und wie schon gesagt die Qualität in den Discounter ist auch nicht so schlecht wie immer gerne dargestellt wird. Jeder soll halt selber entscheiden.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Ich habe in den letzten Wochen mal wieder nach Qualität in handwerklichen Bäckereien gesucht weil ich dachte, dass es doch bessere Semmeln und Brote geben müsste als bei den Grossbäckern oder gar Discountern.
    Leider wurde ich bei den Semmeln nicht fündig. Pulvertrocken oder total weich und weitgehend geschmacklos. Die Bio Semmeln vom Lidl sind wesentlich besser.
    Beim Brot schaut es noch anders aus. Wie lange noch?
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  • Lebenhan1965
    Qualität hat ihren Preis

    und wer zu oft seine Backwaren bei Netto, Lidl, Penny und Co. holt, der kann irgendwann die handwerklich erzeugten Weck und Brote nicht mehr schätzen, da er seinen Geschmack komplett versaut hat.

    Allerdings brauchen wir uns auch nicht wundern, wenn immer mehr Menschen Allergien entwickeln, denn die Liste der Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker in den Backwaren von Kaufland und Co ist lang.
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