Christian Bartsch ist seit 16 Jahren Förster aus Leidenschaft. Er lebt mit seiner Familie im Norden des Landkreises Haßberge in Bundorf und ist der Stadtförster von Eltmann sowie Betriebsleiter des Stadtwaldes von Königsberg. Dass seine Begeisterung für den Wald geweckt wurde, ist die "Schuld" seiner Oma. "Mensch, Christian, als Förster bist Du der Chef im Wald, das würde doch prima für Dich passen", zitiert der 41-jährige Forstamtsrat im Gespräch mit der Redaktion seine Großmutter.
Wie gut der Rat der Oma war, zeigt die hohe Auszeichnung, die dem Forstmann diese Woche zuteil wurde. Im Rahmen einer Online-Veranstaltung ehrte das Forstportal "forstpraxis.de" Menschen, die sich in besonderer Weise für die Forstbranche stark machen. Dabei gingen der Deutsche Waldpreis und der Titel "Förster des Jahres 2021" an Christian Bartsch.
Eine Auszeichnung für die ganze Region
Mit Bartsch zusammen in der engeren Wahl war auch Ulrich Mergner aus Rauhenebrach, den der Eltmanner "Waldchef" sehr schätzt. "Ich verstehe „Ich verstehe nicht, dass er so polarisiert“, sagt Bartsch. "Ulrich Mergner hat sich dem ökologischen Waldbau verschrieben, sehr viel geleistet und gute Ideen entwickelt." Bartsch findet es zum einen interessant, dass zwei benachbarte Revierleiter unter den drei letzten Kandidaten waren und einer davon sogar den Titel erringen konnte, "obwohl man sich regional bestimmt Stimmen weggenommen hatte". Er führt das aber nicht zuletzt auch darauf zurück, dass der Steigerwald bundesweit in den Fokus gerückt sei. Das sei eine Auszeichnung für die ganze Region, "den Schwung sollten wir mitnehmen".
Dass der Preisträger aber überhaupt mit dem Steigerwald in Berührung kommen konnte, war zunächst ein steiniger Weg. Bartsch hatte als gebürtiger Erfurter Forstwirtschaft an der Fachhochschule Schwarzburg in Thüringen studiert. In dem Bundesland wurden damals keine Förster eingestellt. Durch Zufall lernte Bartsch jedoch Baron von Truchseß kennen, der den damals "jüngsten Förster Deutschlands" nach Bundorf lotste. "Wir haben das damals gleich per Handschlag besiegelt", erinnert sich Bartsch. Um jedoch in den Genuss einer Verbeamtung zu gelangen, nahm Bartsch die Stelle des Försters im Forstamt Eltmann an, was aber zunächst gar nicht möglich schien, denn der Freistaat wollte den Abschluss aus Thüringen erst nicht anerkennen.
Zu einem echten Franken geworden
Inzwischen ist das aber Schnee von gestern und der Preisträger zu einem waschechten Unterfranken geworden, der hier seine Heimat gefunden hat und sich der Landschaft und den Menschen verbunden fühlt. Sogar die fränkische Bratwurst zieht er dem berühmten Thüringer Pendant vor, wie er schmunzelnd gesteht. Was ihm aber an der Auszeichnung am besten gefällt, ist, dass der Wald durch positive Meldungen in die Öffentlichkeit kommt. In den vergangenen Jahren seien viele Waldthemen negativ besetzt gewesen wie zum Beispiel durch die Käferplage, durch die besonders die Haßberge stark gebeutelt würden.
Ziel von Christian Bartsch ist es, den wertvollen Wirtschaftswald und den unbedingt notwendigen Waldnaturschutz in Einklang zu bringen. Nach wie vor tritt er in hohem Maße für eine sich stets weiterentwickelnde multifunktionale, zukunftssichere und nachhaltige Forstwirtschaft ein – und arbeitet dafür mit Leidenschaft. Insbesondere die Förderung des Artenreichtums der Flora und Fauna bedeutet für Bartsch eine erfüllende, wichtige und spannende Tätigkeit. Biodiversität ist für ihn nicht nur ein Begriff, sondern gelebte Forstpraxis. "Es ist wichtig, so viel Artenvielfalt wie möglich zu haben. Wenn die Pflanzen an den Klimawandel angepasst sind, kann nicht viel passieren. Unser Wald bleibt bestehen, er wird aber ein anderer Wald sein." Was er aber nicht haben möchte, "sind Libanon-Zeder-Wälder".
Wertvoller Rohstoff Holz
Der Förster Christian Bartsch ist nicht nur für den Wald zuständig, er kümmert sich auch um die Pflege aller Gehölze in den städtischen Anlagen. Jährlich lasse er zahlreiche einheimische Obstgehölze pflanzen, auf der Eltmanner Stadtfläche habe man jüngst 632 Obstbäume zählen können. "Für die Bürger, Stadträte und besonders die Kinder der drei Kindergärten, aus dem Kinderheim und den drei Schulen in Eltmann organisiere ich gerne Waldführungen, eine wichtige und dankbare Investition in unsere gemeinsame Zukunft." Damit möchte er auch das Bewusstsein für den heimischen Rohstoff Holz schärfen: "Ein Eichentisch ist doch hundertmal besser als ein Tisch aus irgendeinem exotischen Holz."
Für nachhaltige Waldwirtschaft
Die Bewirtschaftung erfolgt im Revier von Förster Bartsch nach den Grundsätzen für nachhaltigere Waldwirtschaft. Außerdem findet und fördert Bartsch gezielt seltene Laubbaumarten, beispielsweise autochthone Speierlinge, Elsbeeren und Zerreichen. Als Mitglied im Bayerischen Städtetag engagiert sich Bartsch zudem forstpolitisch und organisiert Waldführungen. Darüber hinaus betreut und berät er sechs verschiedene Jagdgenossenschaften und organisiert hier den Wegebau sowie den Gehölzrückschnitt. "Ich möchte noch rund ein Vierteljahrhundert in meinem Beruf tätig sein. Und wenn ich dann zurückblicke, möchte ich sagen können: Ich habe etwas bewegt." Seine Oma war davon schon immer überzeugt.