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Ebern
Ebern: Aus illegalem "Spaziergang" wurde angemeldete Versammlung
Der bei den Behörden nicht angemeldete "Spaziergang" in Ebern entwickelte sich völlig überraschend zu einer Versammlung, die alle üblichen Auflagen erfüllte.
In der Spitze circa 200 Personen nahmen an der kurzfristig angemeldeten Versammlung in Ebern teil.
Foto: Christian Licha | In der Spitze circa 200 Personen nahmen an der kurzfristig angemeldeten Versammlung in Ebern teil.
Christian Licha
 |  aktualisiert: 12.01.2022 02:18 Uhr

Eine unerwartete Wendung nahm der nicht bei den Behörden angemeldete "Spaziergang" am Mittwochabend in Ebern. Nach einer am Dienstag durch das Landratsamt Haßberge neu erlassenen Allgemeinverfügung, durfte die unangemeldete Versammlung nur ortsfest und mit Maskenpflicht vor dem Eberner Bahnhof stattfinden. Nachdem Polizeieinsatzleiter Detlef Hauck vor Ort die Auflagen verkündete, fand sich überraschend eine Person bei der Polizei ein, die ihr Ansinnen vortrug, als Versammlungsleiter zu fungieren.

Und tatsächlich, der 25-jährige Mann aus dem Landkreis Bamberg übernahm diese Verantwortung und rekrutierte aus den Anwesenden auch spontan zehn Ordner, die für einen Demonstrationszug durch Ebern notwendig waren. Zusammen mit der Polizei wurde als Wegstrecke eine etwa eineinhalb Kilometer lange Route durch die Altstadt und entlang der Coburger Straße und der Georg-Nadler-Straße zurück zum Bahnhof festgelegt.

Der Versammlungsleiter führte mit einer Handtrommel den eineinhalb Kilometer langen Aufzug an.
Foto: Christian Licha | Der Versammlungsleiter führte mit einer Handtrommel den eineinhalb Kilometer langen Aufzug an.

Der Versammlungsleiter führte den Marsch mit einer Handtrommel an und wurde akustisch durch andere Personen mit Trillerpfeifen unterstützt. Einige Frauen und Männer hatten sich offensichtlich während des Zuges dem Geschehen angeschlossen. Waren es zum Start am Bahnhof rund 150 Personen, die teilnahmen, wurden zum Abschluss circa 200 Menschen gezählt. Der Versammlungsleiter, der für etwaige Verfehlungen der Teilnehmer geradestehen muss, dankte den Anwesenden am Ziel für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung. "Das nächste Mal werden wir 2000 Leute sein", kündigte der junge Mann über ein Megafon an und gab damit kund, dass er wohl auch für zukünftige Aufmärsche als verantwortliche Person zur Verfügung stehen werde.

In der Martin-Luther-Straße stellte die Polizei die Personalien von 15 bis 20 Personen fest, da diese gegen Auflagen verstoßen hatten. Ihnen droht nun eine Ordnungswidrigkeitsanzeige.
Foto: Christian Licha | In der Martin-Luther-Straße stellte die Polizei die Personalien von 15 bis 20 Personen fest, da diese gegen Auflagen verstoßen hatten. Ihnen droht nun eine Ordnungswidrigkeitsanzeige.

Dennoch musste die Polizei einschreiten, die mit einer großen Anzahl von Unterstützungskräften aus Oberfranken präsent war. In der Martin-Luther-Straße wurde einige Personen festgestellt, die unter dem Deckmantel eines "Spazierganges" wohl ihre eigene Versammlung veranstalteten. Von etwa 15 bis 20 Personen nahmen die Beamten hier die Personalien auf, da diese gegen Auflagen verstoßen hatten. Sie erwartet nun eine Ordnungswidrigkeitsanzeige, wie Erster Polizeihauptkommissar Detlef Hauck in einem Gespräch mit unserem Reporter bestätigte. Gleichzeitig machte Hauck darauf aufmerksam, dass dieser Personenkreis nicht an der angemeldeten Versammlung teilgenommen hat, sondern offensichtlich aus Eigeninitiative ihren persönlichen Demonstrationszug abhielt.

Noch am Mittwochabend verkündete die Gruppierung "Kollektiv Zukunft schaffen Heimat schützen" (KZSHS) im Internet, dass ihre Anhänger an dem Zug durch Ebern teilgenommen haben. Das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz ordnet das KZSHS als rechtsextremistisch ein.

 
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  • M. G.
    Wenn eine Impfpflicht kommt, dient sie anderen Zwecken.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Wenn viele Bürger nur ihr Recht verteidigen wollen sind gleich Hunderte Polizisten da. Politiker versuchen mit aller Macht ihre Interessen durch zusetzen. Wie in der DDR früher.
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  • R. W.
    Wie wird das dann im Sommer, wenn sich diverse Wandergruppen wieder auf den Weg machen, z. B. um oben auf dem Kloster Kreuzberg einzukehren? Deren Ansichten und Beweggründe können durchaus auch kritisch sein, auch wenn sie keine Transparente mit sich führen.
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  • d. e.
    Seit wann ist ein Spaziergang illegal ?
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