
"Das ist wohl die glanzloseste Wahl in der Nachkriegsgeschichte", stellte am Sonntagabend ausgerechnet ein Sieger fest: Martin Horn (SPD) hatte gerade die Stichwahl um das Bürgermeisteramt in Ebelsbach gewonnen und das durchaus mit spürbarer Mehrheit von 55,1 Prozent der gültigen Stimmen. Aber mit "glanzlos" meinte er auch nicht seinen Sieg, sondern die betrüblichen Umstände in Zeiten des Coronavirus: Keine Versammlung im Rathaus, kein Händeschütteln, keine Dankesrede vor versammelten Bürgern, keine Wahlparty.

Das war aber auch in Pfarrweisach, Rentweinsdorf und Stettfeld nicht anders. Teilweise kontrollierte sogar die Polizei, dass es im Umfeld der Rathäuser nicht zu Aufläufen kam. "Ich bin wirklich kein schlechter Verlierer und ich hätte dem Markus gerne von Angesicht zu Angesicht gratuliert", bedauerte in Pfarrweisach Christoph Göttel von der Freien Wählergemeinschaft, dass während einer Pandemie auch Kandidaten am besten zu Hause bleiben.

Mit Markus war Markus Oppelt (CSU) gemeint, der mit 51,9 Prozent der Stimmen zum neuen Rathauschef in Pfarrweisach gewählt wurde und einer der wenigen war, die im Rathaus "Unterschlupf" gefunden hatten. Und der Sieger bestätigte auch, dass ihm sein Kontrahent per Telefon Glückwünsche übermittelt hatte. Ihm selbst sei ein Riesenstein vom Herzen gefallen, "denn bis zur letzten Sekunde war es spannend", meinte Oppelt zum Kopf-an-Kopf-Rennen in seiner Gemeinde. Immerhin hatten sich fast 90 Prozent der Wahlberechtigten in Pfarrweisach an der Stichwahl beteiligt.
Verlierer mit großartiger Alternative
In Ebelsbach war sich der frisch gekürte Nachfolger von Walter Ziegler noch am Sonntagabend klar, was nun zu seinem vordringlichen Aufgaben gehört: Horn (49) will die Wogen glätten, die sich wegen des vom Gemeinderat abgeschmetterten und von den Betreibern nun eingeklagten Bürgerbegehrens um die Verkehrsanbindung des Baugebietes Herrensteige gebildet haben.
Sein Kontrahent Roland Metzner (CSU) befand, dass er als Außenseiter, der gegen SPD und Bürgernahe Liste angetreten sei, doch ein gutes Ergebnis eingefahren habe. Vor allem aus einem anderen Grund schmerzt den 49-Jährigen die Niederlage aber nicht nicht allzu sehr: Er ist nämlich seinen Angaben zufolge gerade erst neuer Leiter der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Oberhof geworden, einen Posten, den er zum 1. April antreten wird.
Keine Frau in Stettfeld, keine zweite Bürgermeisterin im Landkreis
In Stettfeld bekannte nach dem Auszählen aller Stimmen Amtsinhaber Alfons Hartlieb (CSU) freimütig, dass er nicht mehr seinem Wahlsieg gerechnet hatte. Er sei aber vor allem froh für seine Stettfelder, dass es nun mit seiner vierten Amtszeit klappt, meinte Harlieb (58). Eine Andeutung darauf, dass andernfalls ein lokalpolitischer Neuling die Geschicke der Gemeinde gelenkt hätte.

Die unterlegene Diana Galefske von der Stettfelder Dorfgemeinschaft zeigte sich dennoch stolz über 47,5 Prozent, auch wenn sie sich vorher sicher war, Stettfeld wünsche sich eine Bürgermeisterin. "Nur 43 Stimmen weniger als der Alfons. Fast die Hälfte hat also mich gewählt. Da kann ich weiter erhobenen Hauptes durchs Dorf gehen", sagte die 41-Jährige und fügte hinzu: "In sechs Jahren sehen wir weiter".
Mit Galefskes Stichwahlniederlage steht allerdings auch fest: Im Landkreis Haßberge wird es wie bisher nur in Breitbrunn einen weiblichen Bürgermeister geben, wo auf die nicht mehr angetretene Getrud Bühl die offiziell nicht nominierte Ruth Frank folgt.
Rentweinsdorf bekommt einen blutjungen Gemeindechef
Keine Frau, aber dafür den jüngsten Bürgermeister weit und breit bekommt die Marktgemeinde Rentweinsdorf. Hier setzte sich der 30-jährige Steffen Kropp (SPD) mit rund 58 Prozent der Stimmen klar gegen den 3. Bürgermeister Stefan Horn (52) von der Rentweinsdorfer Unabhängigen Liste durch. Auch Kropp wartete - zusammen mit seiner Frau - am zu Hause am PC auf das Ergebnis. Zuvor sei er "richtig angespannt" gewesen.

Für seinen Wahlerfolg machte er seinen beruflichen Werdegang mitverantwortlich – er absolvierte seine Ausbildung bei der VG Ebern und arbeitet derzeit im Ordnungsamt der oberfränkischen Gemeinde Untersiemau. Diesen Gedanken hatte auch der unterlegene Stefan Horn, der sich von seinen 42 Prozent tief enttäuscht zeigte.
"Ich habe mir mehr erwartet", gestand Horn. Aber auch er bekräftigte, was an diesem Stichwahlsonntag alle Verlierer versicherten: Sie wollen mit den künftigen Bürgermeistern am Ratstisch zum Wohle ihrer Kommunen konstruktiv zusammenarbeiten.