Sie kann nicht anders: Dorothee Bär macht selbst dann Schlagzeilen, wenn sie das gar nicht will. Kaum wird die Abgeordnete des Bundeswahlkreises 248 (Haßberge/Bad Kissingen/Rhön-Grabfeld) als heiße Kandidatin für einen Ministerposten im Kabinett der möglichen nächsten Großen Koalition in Berlin gehandelt, bestimmen der Name und das Gesicht der „Vorzeigefrau“ der CSU die Nachrichten.
Vorzeigefrau und Ministerin? Der Reihe nach. Als der Koalitionsvertrag in Berlin in trockenen Tüchern (und das Foto, das Dorothee beim Unterschreiben des Papiers zeigt, auf ihrer Facebook-Seite gepostet) war, überboten sich die Auguren in der Hauptstadt mit Prognosen zum Personalkarussell: Frau Bär, so hieß es schnell, soll einen der drei Kabinettsposten bekommen, die der CSU zustehen.
Nachdem im GroKo-Poker die SPD den Trumpf Finanzministerium kassierte, blieben für die Christsozialen aus Bayern Inneres, Verkehr und Entwicklung. Logisch schien, dass Frau Bär, die bis September 2017 Staatssekretärin im Verkehrsministerium war, es als Digitalisierungs-Fachfraunach Dobrindt auf den Chefsessel schaffen würde.
Und alle guten Dinge sind drei
Doch offenbar ließ die Große-Koalitions-Mathematik das nicht zu. Seehofer Inneres, Scheuer Verkehr. Bär bliebe das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, das bisher schon in CSU-Hand war (Gerd Müller – ein Politiker aus bayerisch Schwaben, nicht der Fußballer).
Jedenfalls: Wenn es so käme, was laut CSU-Chef Horst Seehofer völlig offen ist, weil über Personalfragen noch gar nicht geredet werde, weil man erst einmal das Mitgliedervotum der SPD zur GroKo abwarten müsse, dann hätte die Vorzeigefrau der CSU den nächsten Sprung ihrer Karriere geschafft, den Sprung an den Kabinettstisch in Berlin. Allerdings, der Reihe nach: Das Entwicklungsministerium mit seinen gut 1000 Mitarbeitern hat seinen Hauptsitz in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn.
Noch interessanter ist das mit der Vorzeigefrau; ein Attribut, das weder die CSU-Frau Bär zugestanden hat noch die Ministerin in spe sich selbst. Es findet sich ausgerechnet in einem Interview mit der Berliner Tageszeitung „taz“, die eher im linken Spektrum zu verorten ist.
Der Journalist versuchte in dem Gespräch, das Erfolgsrezept von Dorothee Bär zu finden, was ihm nur zum Teil glückte: Er beschrieb eine, Zitat: „Junge, hübsche, spontane, Tradition mit Moderne und politisches Engagement mit intaktem Familienleben verbindende Frau der CSU“, die doch voller Widersprüche steckt: eine vielfach angepasste Rebellin, die in einem ernsten Geschäft gerne lacht und vieles möchte, aber doch nicht immer kann, wie sie will . . .
Ihr Vater war Bürgermeister, genauso wie ihr Großvater
CSU und Rebellion? Der Reihe nach. Dorothee Bär wurde 1978 in Bamberg geboren, aufgewachsen ist sie im unterfränkischen Ebelsbach. Da hieß sie noch Mantel, und ihr Vater war wie zuvor der Großvater Bürgermeister der Gemeinde und CSU-Mitglied. War ihr der Weg also vorgezeichnet? Nein, so einfach war das nicht, schon alleine deshalb nicht, weil ihr Vater ihr „in der CSU zu links war“, wie sie im Interview mit einer anderen linken Zeitung, „Der Freitag“, einmal bekannt hat.
Bärs politische Karriere begann, wenn man so will, tatsächlich mit einer Rebellion: Im Jahr 1987, mit neun Jahren, schrieb sie eine Petition an den Würzburger Bischof. Der Pfarrer ihrer Heimatgemeinde wollte sie nicht ministrieren lassen. Die Frauenquote, bis heute in der CSU ein Thema, war schon damals ihr Ding, aber schon damals musste Bär/Mantel erfahren, dass man nicht immer direkt ans Ziel kommt.
Der Bischof stellte sich hinter den Pfarrer, ministrieren war nicht. „Es dauerte ein paar Jahre“, erinnerte sich Bär im Gespräch mit der „taz“, dann kam der Pfarrer auf sie zu: Weil (männliche) Ministranten fehlten, sollte sie doch . . . „Aber dann wollte ich nicht mehr.“
Mit einer Karriere in der Kirche wurde es also nichts, und so schlug „Doro“, wie ihre Freunde sie nennen, doch die Parteikarriere ein. Im Jahr 1992, mit 14, gründete sie in Ebelsbach einen Ortsverband der Jungen Union (JU), zwei Jahre später trat sie in die CSU ein. Über diverse Ämter in der JU schaffte sie es 2001 in den CSU-Vorstand, wo sie die Turbulenzen um Edmund Stoiber schadlos überstand. In der CSU stieg sie (2017) bis zur stellvertretenden Vorsitzenden auf.
Seit 2002 sitzt sie als Abgeordnete im Bundestag
Im Jahr 2002 wurde Bär über die Landesliste der CSU erstmals in den Bundestag gewählt. 2005 verpasste sie den Wiedereinzug zunächst, rückte aber für Günther Beckstein nach. 2009 wurde Bär als Direktkandidatin im Wahlkreis Bad Kissingen in den Bundestag gewählt. Das gelang ihr 2013 und 2017 erneut. Seit 2013 ist sie Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium; in der aktuell geschäftsführenden Bundesregierung ist sie Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium.
Verheiratet ist die Diplom-Politologin seit 2006 mit dem Landrat des Landkreises Hof, Oliver Bär (auch CSU). Das Paar hat drei Kinder. Trotzdem gilt Dorothee Bär weniger als Expertin für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern als Fachfrau für die digitale Revolution. Diesen Ruf hat sie sich nicht zuletzt dadurch erworben, dass zu den ersten Abgeordneten gehörte, die soziale Kanäle wie Twitter und Facebook intensiv nutzten. Das bescherte ihr große mediale Aufmerksamkeit, auch deshalb, weil sie sich in den schnellen elektronischen Medien manchen Fauxpas leistete – bisweilen wohl durchaus kalkuliert.
„Sie hat immer gerne und viel gelacht“
Zu den geschickt gesetzten Provokationen von Dorothee Bär zählten ihre Auftritte im Bundestag im Dirndl und im Trikot des FC Bayern München; auch im Badeanzug (damit aber nicht im Bundestag) machte sie eine gute Figur. Dorothee Bär versteht es, sich in Szene zu setzen. „Sie hat immer gerne und viel gelacht“, erinnert sich ihre Mitschülerin Susanne Brunnenmeier (Lux) aus Bamberg. „Und sie konnte die Leute um den Finger wickeln.“
Ist es das, das Geheimnis des Erfolgs? Talent zum Fingerwickeln schadet ja auch einer Ministerin nicht. Jedenfalls kann Dorothee Bär, wenn sie Ministerin für internationale Zusammenarbeit wird, dem Hobby frönen, das ihrer Mitschülerin noch aus der Zeit im Franz-Ludwig-Gymnasium in Bamberg in Erinnerung ist: „Sie ging schon immer gerne auf Reisen.“
Jungs waren keine da .
Vielleicht hätte das dem konservativen Hassberge-Pfarrer etwas Denkanstösse geben können...
Eines jeden Recht getan ist eine Kunst-die keiner kann (oder doch)...?
Wer gut rutscht..der gut fährt,in diesem Sinne ...