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Kreis Haßberge
Die Zahl der Verkehrstoten hat sich im Landkreis Haßberge vervierfacht - woran liegt das?
Im Kreis Haßberge kam es 2021 zu 2393 Unfällen, vier Menschen verloren ihr Leben. Während ein Unfallschwerpunkt entschärft werden konnte, macht einer noch Kopfzerbrechen.
Immer wieder kommt es auf dem Zubringer  in Höhe der Autobahnanschlussstelle Knetzgau zu Verkehrsunfällen. Dieser Bereich stellt einen der neuralgischen Punkte im Verkehrsunfallgeschehen im Landkreis Haßberge dar.
Foto: Christian Licha | Immer wieder kommt es auf dem Zubringer  in Höhe der Autobahnanschlussstelle Knetzgau zu Verkehrsunfällen. Dieser Bereich stellt einen der neuralgischen Punkte im Verkehrsunfallgeschehen im Landkreis Haßberge dar.
Wolfgang Sandler
 |  aktualisiert: 12.02.2024 06:04 Uhr

Das vergangene Jahr stand auch für die Polizeiinspektionen Haßfurt und Ebern im Zeichen der Pandemie. Dennoch verzeichnete der Landkreis Haßberge in 2021 einen Anstieg der Gesamtunfallzahl von 2055 auf 2393. Besonders dramatisch wirkt zunächst die Zahl der Unfalltoten, die sich von eins auf vier vervierfacht hat. In dem Zusammenhang gibt jedoch die Polizei in ihrem Verkehrssicherheitsbericht "Entwarnung", da es sich "nahezu ausschließlich um Fälle von Augenblicksversagen" gehandelt habe. Hier sei eine Prävention nahezu unmöglich.

Vier tödliche Unfälle

Der erste tödliche Unfall ereignete sich am 21. Januar 2021 auf der Staatsstraße zwischen Aidhausen und Kerbfeld. Ein 84-Jähriger kam aus ungeklärter Ursache von der Fahrbahn ab und überschlug sich. Der zweite Unfall mit tödlichem Ausgang war am 27. April, als ein 37-jähriger Motorradfahrer auf der Maintalautobahn wegen nicht angepasster Geschwindigkeit in die Mittelschutzplanke geriet. Ein weiterer dramatischer Verkehrsunfall geschah am 15. August auf dem Autobahnzubringer von Knetzgau nach Zeil, als eine 36-jährige Rennradfahrerin von einem 82-jährigen Autofahrer erfasst wurde. Zum letzten tödlichen Unfall kam es am 23. November im Eberner Stadtteil Fischbach, als ein 66-Jähriger von seinem eigenen Lkw überrollt wurde.

Mehr Schwerverletzte

Die Zahl der Verkehrsunfälle, bei denen Personen zu Schaden gekommen sind, sei von 279 auf 295 gestiegen. Insgesamt wurden 382 Personen verletzt, was einen Zuwachs von 42 Verletzten bedeutet. Während eine zahlenmäßig minimale Steigerung der leicht verletzten Verkehrsteilnehmer von 256 auf 277 festgestellt werden könne, bedeute eine Steigerung bei den Schwerverletzten von 85 auf 105 ein "besorgniserregendes Plus" von 23,5 Prozent, so die Statistik der Polizeiinspektionen Haßfurt und Ebern.

Deutliches Plus bei Unfallfluchten

Im Bereich der schwerwiegenden Verkehrsunfälle mit Sachschaden sei laut Polizei eine "dramatische Erhöhung" um annähernd 24 Prozent von 401 auf 499 festzustellen. Ein ähnlich negativer Trend sei bei der Entwicklung der Kleinunfälle mit einem Zuwachs von 1373 auf 1600 zu erkennen. Ein deutliches Plus gegenüber dem Vorjahr ist bei den Unfallfluchten zu verzeichnen. Erschwerend kommt hinzu, dass der von 275 auf 350 gestiegenen Zahl eine deutlich niedrigeren Aufklärungsquote von 30,93 Prozent (Vorjahr 34,67) gegenübersteht.

Weniger Alkoholunfälle

Aber es gibt auch gute Nachrichten. Ewas verbessert hat sich die Entwicklung der Alkoholunfälle. Die Zahl der Unfälle ist von 26 auf 21 gesunken, mit 17 gab es weniger Verletzte als im Vorjahr mit 21, in diesem Bereich war 2021 kein Todesfall zu beklagen. Nicht so positiv sieht es im Bereich Geschwindigkeitsunfälle aus. Hier gab es im vergangenen Jahr eine "signifikante Erhöhung", so der Polizeibericht, um 15 auf nunmehr 97. Dabei erlitten 51 Verkehrsteilnehmer Verletzungen. Die Gruppe der "Jungen Erwachsenen" im Alter zwischen 18 und 24 Jahren verursachte 179 Unfälle. Das sind 24 mehr als im Vorjahr, dabei wurden 58 Personen verletzt, was einer Steigerung um elf entspricht.

Ein deutliches Plus zeigen die Unfallzahlen bei den Verkehrsunfällen mit Beteiligung motorisierter Zweiräder. Im Berichtszeitraum ereigneten sich im Landkreis Haßberge insgesamt 73 Unfälle mit 83 Verletzten und einem Getöteten. "Hier ist ein auffälliger Anstieg der Unfälle zu verzeichnen", schreibt die Polizei. Der Anteil der von den Kradfahrern verschuldeten Unfälle stieg um 84 Prozent von 25 auf 46 Unfälle. Bei 20 Unfällen waren die Zweiradfahrer allein beteiligt.

Zwei Drittel Kopfverletzungen

In den zurückliegenden Jahren stellten die Beamten in den Polizeiinspektionen Haßfurt und Ebern "einen besorgniserregenden Anstieg" der Verkehrsunfälle mit Radfahrern fest. Im Jahr 2020 wurden schließlich 78 Unfälle mit 77 verletzten Personen aktenkundig, im darauffolgenden Jahr stagnierte die Zahl bei 78 Unfällen und 78 Verletzten, während in Bayern ein Rückgang von elf Prozent zu verzeichnen war. Besonders erschreckend, so die Polizei, sei der Umstand, dass von den 78 geschädigten Radfahrern 38 keinen Helm getragen hatten. Bei nahezu zwei Dritteln der erlittenen Verletzungen handelte es sich um Kopfverletzungen. "Leider gibt es bislang keine gesetzliche Verpflichtung zum Tragen eines Fahrradhelmes", resümiert die Polizei deshalb.

Problemfall Anschlussstelle Knetzgau

Ebenso vermisst Polizeihauptkommissar (PHK) Werner Rottmann im Gespräch mit der Redaktion die fehlende Pflichtbeleuchtung an Autos, was an Motorrädern ja schon lange vorgeschrieben sei. Für ihn ist es unverständlich, wie es immer wieder zu schweren Unfällen an den beiden neuralgischsten Punkten im Landkreis kommen kann. An der Anschlussstelle Knetzgau zur Autobahn A70 sei eigentlich die Verkehrssituation sehr übersichtlich. "Warum jemand den Verkehr aus Richtung Zell nicht wahrnimmt, ist mir unerklärlich", so PHK Rottmann. Dies sei nach wie vor ein Thema im Unfallgeschehen. Es werde überlegt, wie man hier regulierend eingreifen könne.

An der Zufahrt zum Haßfurter Gewerbegebiet Godelstatt wurde die Verkehrsführung geändert, um den Unfallschwerpunkt zu entschärfen.
Foto: René Ruprecht | An der Zufahrt zum Haßfurter Gewerbegebiet Godelstatt wurde die Verkehrsführung geändert, um den Unfallschwerpunkt zu entschärfen.

Ähnlich verhielt es sich an der Abzweigung der Zufahrt zur Godelstatt und der Kreisstraße Richtung Prappach. "Hier kann man in beide Richtungen Hunderte von Metern weit schauen", so Rottmann. Dennoch habe es hier immer wieder Zusammenstöße gegeben. Beobachtungen hätten gezeigt, so der Hauptkommissar, dass die Abbiegespur zur Godelstatt aus Richtung Haßfurt recht großzügig geschnitten war, so dass der abbiegende Verkehrsteilnehmer auf dieser Spur relativ flott unterwegs war. Deshalb kam für den aus Richtung Ebern kommenden Abbieger zur Godelstatt das hinter diesem Rechtsabbieger plötzlich auftauchende Fahrzeug manchmal etwas unvermutet, was als Erklärung für die Kollisionen dienen könnte.

In Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Bauamt sei es jedoch gelungen, diese Kreuzung durch vorübergehende bauliche Umgestaltungen zu entschärfen. Seit Beginn des Probebetriebes mit dieser neuen Verkehrsregelung hat sich laut Polizei hier kein schwerer Unfall mehr zugetragen. "Sollte dieser Zustand weiterhin Bestand haben, so wird die Einmündung dauerhaft baulich umgestaltet", heißt es dazu im Verkehrsbericht der Polizeiinspektionen Haßfurt und Ebern.

 
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