Die Hoffnung, die Landrat Wilhelm Schneider am Dienstag zum Ausdruck gebracht hatte, hat sich zerschlagen. Der Landkreis Haßberge, seit dem Wochenende in "Gelblicht" der bayerischen Corona-Ampel getaucht, konnte das Umschalten auf Rot doch nicht verhindern. Wie das hiesige Gesundheitsamt am Mittwoch mitteilte, ist die 7-Tages-Inzidenz infolge neun weiterer positiver Tests gegenüber dem Vortag auf 53,33 und damit in den roten Bereich gestiegen. Genau genommen bedeutet die 7-Tage-Inzidenz: Umgerechnet auf 100 000 Einwohner hat es im Haßbergkreis (der in Wirklichkeit rund 85 000 Bürgerinnen und Bürger zählt) innerhalb der letzten gut 170 Stunden 54 neue Corona-Fälle gegeben. Seit Beginn der Pandemie haben sich hier nachweislich 297 Männer, Frauen und Kinder mit der neuen Lungenkrankheit angesteckt.
Massive Einschränkungen privater Feiern
Das Rotlicht im Rahmen der Corona-Strategie der bayerischen Staatsregierung bedeutet in erster Linie, dass an privaten Feiern, etwa bei Hochzeiten oder Geburtstagen, ab Donnerstag, 22. Oktober, unabhängig vom Ort der Veranstaltung maximal die Angehörigen von zwei Hausständen oder höchstens fünf Personen teilnehmen dürfen. In der Pressemitteilung vom Mittwoch stellt das Gesundheitsamt heraus, dass diese Begrenzung auch "für den gemeinsamen Aufenthalt im öffentlichen Raum, in privat genutzten Räumen, auf privat genutzten Grundstücken und auch in der Gastronomie gilt".
Die Sperrstunde wird noch länger
In der Gastronomie ist die Abgaben von Speisen und Getränken zum Verzehr an Ort und Stelle von 22 bis 6 Uhr untersagt. In diesem Zeitraum dürfen auch Tank- und sonstige Verkaufsstellen keinen Alkohol verkaufen.
Maskenpflicht, wo immer es eng wird
Ansonsten gilt weiterhin Maskenpflicht überall dort, wo Menschen länger oder enger zusammenkommen. Betroffen hiervon sind "Begegnungs- und Verkehrsflächen in öffentlichen und öffentlich zugänglichen Gebäuden sowie in Freizeiteinrichtungen und Kulturstätten. Schüler müssen auch in der Schulbank, Kinobesucher auf dem Kinosessel und Kongressteilnehmer am Tagungstisch eine Mund-Nase-Bedeckung tragen. Auch an Arbeitsstätten ist die Maske dort Vorschrift, wo sich Kollegen etwa im Flur oder im Eingangsbereich nahekommen können; wo der Mindestabstand von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz nicht eingehalten werden kann, heißt es ebenfalls: Maske tragen.
Landkreis weist keine öffentlichen Plätze mit Maskenpflicht und Alkoholverbot aus
Wie die Behörden mitteilen, hat der Landkreis in Absprache mit der Polizei noch keine stark frequentierten öffentlichen Plätze festgelegt, an denen Maskenpflicht gilt und Alkohol untersagt ist. Die Begründung: Es seinen keine Lokalitäten bekannt, "die Engstellen oder einen engen Verkehrsraum ausweisen, auf welchem nicht ein Umgehen möglich wäre".
Für Kitas gilt weiterhin "nur" Gelb
Eine Ausnahme vom Rotlicht machen die Kindertagesstätten. Für sie gelte weiterhin die Stufe Gelb, ließ das Gesundheitsamt die Medien wissen. Das bedeutet, dass weiterhin alle Kinder die Kitas besuchen können, jedoch in festen Gruppen betreut würden; das Personal müsse Mund-Nasen-Bedeckung tragen.
Landrat: Die Bundeswehr soll helfen
Für Landrat Wilhelm Schneider geht es nun darum, den "Lockdown", gewissermaßen die Ausgangssperre, im Haßbergkreis zu verhindern. Der Kreischef setzt auf das schnelle und konsequente Verfolgen von Infektionsketten. Für diese Mammutaufgabe will sich Schneider nun weitere personelle Unterstützung holen: Er hat, wie aus der jüngsten Verlautbarung seiner Behörde hervorgeht, einen Hilfeleistungsantrag bei der Bundeswehr gestellt.
Dass dieses Ansinnen nicht von ungefähr kommt, zeigt ein Blick auf die Landkarte der Epidemie: Sie kennzeichnet den Haßbergkreis, der lange Zeit zu den vor Covid 19 weitgehend verschonten Regionen im Freistaat gehörte, nun als einen von rund 40 Landkreisen und kreisfreien Städten im Freistaat (insgesamt sind es 71 Kreise und 25 kreisfreie Städte), in denen die Epidemie in den letzten Tagen einen starken Verlauf genommen hat. Der Schwerpunkt der betroffenen Regionen liegt im südlichen Bayern; im Norden haben aktuell der Landkreis Miltenberg, die Städte und Landkreise Würzburg und Schweinfurt, die Landkreise Kitzingen und Lichtenfels, Tirschenreuth, Neustadt an der Waldnaab (mit der Stadt Weiden) und Nürnberg Stadt Inzidenzwerte von über 50.
Noch immer relativ wenig Fälle auf 100 000 Köpfe
Gemessen an der Anzahl der Fälle pro 100 000 Einwohner sieht die Situation im Haßbergkreis gegenwärtig noch nicht so dramatisch aus: Hier ist die aktuelle Zahl von knapp 351 noch immer die niedrigste aller umgebenden bayerischen Landkreise und beispielsweise nicht einmal halb so hoch wie in Schweinfurt Land (772).
Von den 297 Männern, Frauen und Kindern, die sich seit dem Frühjahr mit der Lungenkrankheit angesteckt haben, gelten 235 mittlerweile als gesund. Aktuell seien 56 Personen infiziert, sechs Bürger sind in Zusammenhang mit Corona verstorben.
Zwei weitere Schulen betroffen
In häuslicher Isolation befinden sich gegenwärtig 530 Menschen. Der hohe Wert dieser Zahl erklärt sich auch durch die vielen Fälle an Schulen: Inzwischen sei auch ein Schüler der Grundschule Nassachtal in Haßfurt positiv getestet worden, eine 2. Klasse befinde sich in Quarantäne, wurde am Mittwoch bekannt. Ebenso betroffen sei nun auch das Regiomontanus-Gymnasium in der Kreisstadt, wo der positive Test bei einer Lehrkraft die häusliche Isolation von vier Klassen nach sich gezogen hat, wie das Landratsamt mitteilt. Hier wie dort sei eine Reihentestung organisiert.