
Die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Haßberge hat einen großen Sprung nach oben gemacht. Nachdem sie von Mittwoch auf Donnerstag sogar einmal leicht gefallen war, meldete das Robert Koch-Institut (RKI) am Freitag um 0 Uhr eine neue Rekord-Inzidenz von 720,3 – fast um 80 höher als am Vortag. Dementsprechend hoch ist auch die Zahl an Neuinfektionen: 97 neue nachgewiesene Corona-Fälle meldete das Gesundheitsamt am Freitag um 12 Uhr.
Weniger Biontech, dafür mehr Moderna
Derweil müssen auch das Impfzentrum und die Impfstationen im Landkreis umplanen: Aufgrund von Kürzungen bei der Lieferung gibt es hier, wie auch in anderen Teilen Unterfrankens, eine wesentlich kleinere Menge des Biontech-Impfstoffs als ursprünglich geplant. Eigentlich hätte es für den Landkreis 4000 Dosen geben sollen, nun werden es in dieser Woche nur 600. Allerdings, so berichtet Moni Göhr, Pressesprecherin des Landratsamtes: "Moderna wurde nicht gekürzt, auf Nachfrage im Großhandel konnten wir insgesamt 3500 Dosen mehr ordern – insgesamt 8500 Dosen."
Biontech ist bei einem Großteil der Deutschen der beliebteste Corona-Impfstoff, Experten weisen aber darauf hin, dass Moderna genauso gut, wenn nicht sogar geringfügig besser sei: Beide Wirkstoffe unterscheiden sich kaum, wenn es um die Wirksamkeit und die Gefahr von Nebenwirkungen geht.
Fälle über den ganzen Landkreis verteilt
Auf die Frage nach Hotspots im Landkreis antwortet die Behördensprecherin: "Das aktuelle Infektionsgeschehen ist diffus. Die Fälle sind flächendeckend über den ganzen Landkreis verteilt." Dabei gebe es aber einzelne Fälle in Schulen, Kindertagesstätten und verschiedenen Einrichtungen. "Auch bei privaten Treffen und Feiern, innerhalb der Familie und auch bei Vereinstreffen und –aktivitäten finden Ansteckungen statt."

Die höchste Zahl an Infizierten im Vergleich zur Einwohnerzahl gibt es derzeit in Rentweinsdorf, Kirchlauter und Bundorf. In diesen drei Orten sind derzeit mehr als zwei Prozent der Bevölkerung nachweislich mit Corona infiziert, in Rentweinsdorf sind es sogar mehr als drei Prozent. Dagegen gibt es mit Ermershausen, Maroldsweisach, Ebern und Stettfeld vier Kommunen, in denen die Zahl unter einem Prozent liegt.
Intensivbetten seit Wochen belegt
Besorgniserregend ist auch der Blick auf die Belegung der Intensivbetten im Landkreis. Sechs davon gibt es im Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken, von denen derzeit alle belegt sind, wie das Robert Koch-Institut und Klinikvorstand Wilfried Neubauer übereinstimmend berichten.
Wenn nun ein weiterer Notfall ins Krankenhaus kommen würde, wäre das eine "ganz schwierige Situation", wobei die Klinik schon auf solche Extremsituationen vorbereitet sei. Eine wichtige Aufgabe komme dabei Dr. Michael Mildner zu, der als ärztlicher Leiter von Schweinfurt aus für die Region koordiniert, welche Patientinnen und Patienten in welche Kliniken kommen. So erklärt ich auch, dass laut RKI derzeit vier der sechs Haßfurter Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt sind, laut Landratsamt aber derzeit sechs Landkreisbewohner auf Intensivstationen liegen: Nicht alle Corona-Fälle aus dem Haßberg-Kreis werden in den Haßberg-Kliniken behandelt, berichtet Moni Göhr.
Planbare Eingriffe müssen verschoben werden
"Die Krankenhäuser sind im Moment schon in extrem hoher Belastung", sagt Neubauer. Auf Anordnung der Regierung müssen sie derzeit planbare Eingriffe verschieben. "Das hat sicher Folgen für den Einzelnen", sagt der Klinikchef. Und so kämen auch die Ärztinnen und Ärzte jedes Mal in eine schwierige Situation, wenn sie im Einzelfall entscheiden müssen, welche Operationen aufschiebbar sind und welche doch unbedingt sofort durchgeführt werden müssen.

Bei einem Blick auf die Zahl an geimpften und ungeimpften Corona-Patienten zeigt sich deutschlandweit, dass Ungeimpfte häufiger und dann oft auch schwerer erkranken, dass die Impfung aber keinen hundertprozentigen Schutz bietet – und dass ihre Wirkung mit der Zeit abnimmt. Genaue Angaben dazu, wie viele der Betroffenen in den Haßberg-Kliniken ungeimpft sind, will Neubauer aber nicht machen: Dem Krankenhaus gehe es darum, die Patienten bestmöglich zu versorgen, nicht darum, Ungeimpfte an einen Pranger zu stellen.
Mehr Möglichkeiten für Impfungen und Tests
Das Landratsamt arbeitet derzeit daran, die Möglichkeiten für Impfungen wieder auszubauen. Nachdem ein Großteil der Menschen, die sich impfen lassen wollten, ihre Spritzen bekommen hatten und die Nachfrage massiv gesunken war, waren auch vielerorts Impfzentren wieder geschlossen worden. Nun, da die Fallzahlen wieder steigen, die Impfung auch für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen ist und auch die Booster-Impfungen dazukommen, reichen die Kapazitäten dagegen nicht mehr aus.
Aktuell hat der Landkreis Haßberge nur das Impfzentrum in Königsberg. "Ein zweites Impfzentrum wurde bereits ausgeschrieben. Aktuell läuft die Kapazitätserweiterung übergangsweise über die mobilen Teams an den Impfaktionen vor Ort in Zusammenarbeit mit den Gemeinden", heißt es aus dem Landratsamt. Auch die Testmöglichkeiten sollen wieder ausgebaut werden. Dafür erweitert das BRK die Öffnungszeiten, auch die Gemeinden wollen ihre Teststationen reaktivieren.
Insgesamt haben sich seit Beginn der Pandemie im Haßbergkreis 6477 Menschen nachweislich mit dem Virus infiziert, 96 davon sind im Zusammenhang mit der Infektion verstorben. 5319 sind wieder genesen, somit sind aktuell 1062 Personen infiziert. Zudem befinden sich 631 in häuslicher Isolation.