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Knetzgau
Corona: Großer Andrang bei Impfaktion auf Supermarkt-Parkplatz in Knetzgau
Etwa 160 Menschen bekamen am Samstag in Knetzgau eine Spritze gegen das Coronavirus. Warum nicht alle Impfwilligen dran kamen und was Bürgermeister Paulus als Nächstes plant.
Bereits vor Beginn der Impfaktion am Samstag in Knetzgau war die Menschenschlange auf dem Edeka-Parkplatz 100 Meter lang. Etwa 160 Menschen kamen letztlich in gut vier Stunden an die Reihe.
Foto: Christian Licha | Bereits vor Beginn der Impfaktion am Samstag in Knetzgau war die Menschenschlange auf dem Edeka-Parkplatz 100 Meter lang. Etwa 160 Menschen kamen letztlich in gut vier Stunden an die Reihe.
Christian Licha
 |  aktualisiert: 12.02.2024 02:15 Uhr

Von Impfmüdigkeit der Bevölkerung war am Samstag nichts zu merken. Die Gemeinde Knetzgau hatte eine groß beworbene Sonder-Impfaktion auf dem Parkplatz des EDEKA-Marktes Karais organisiert, bei der die Menschen in einer nicht enden wollenden Schlange anstanden.

"Bereits um 9:30 Uhr, eine halbe Stunde vor Impfbeginn, war die Reihe der Wartenden rund 100 Meter lang", sagte Bürgermeister Stefan Paulus, der während der ganzen Aktion vor Ort war. Im Nachgang spricht das Gemeindeoberhaupt von insgesamt mehr als 220 Menschen, die zur Impfaktion gekommen waren. Rund 160 Impfungen mit den Vakzinen von Biontech oder Johnson & Johnson wurden in den über vier Stunden durchgeführt. "Überraschend viele Junge und Erstimpflinge nahmen das Angebot wahr", sagte Paulus. Etwa ein Drittel waren Erstimpfungen, der Rest der Impflinge ließ sich boostern.

Beim Boostern muss der zeitliche Abstand stimmen

Allerdings mussten auch einige Impfwillige unverrichteter Dinge nach Hause gehen, die sich für eine Drittimpfung angestellt hatten. Bei ihnen war der zeitliche Abstand zur Zweitimpfung noch nicht groß genug. Nadja Tenner, stellvertretende Verwaltungsleiterin des Impfzentrums in Königsberg, klärte auf: "Wenn man mit Biontech zweimal geimpft ist, muss der Abstand zur dritten Impfung mindestens sechs Monate betragen. Ist man dagegen einmalig mit Johnson & Johnson geimpft, muss man nur 28 Tage abwarten bis man die Booster-Impfung bekommen kann."

Ohne Termin konnten alle Impfwilligen am Samstag nach Knetzgau kommen. Die zwei Ärzte und das Impfteam hatten dort alle Hände voll zu tun.
Foto: Christian Licha | Ohne Termin konnten alle Impfwilligen am Samstag nach Knetzgau kommen. Die zwei Ärzte und das Impfteam hatten dort alle Hände voll zu tun.

Ebenso standen etwa 60 Frauen und Männer umsonst in der Schlange an, weil das Zeitfenster nicht mehr reichte. Geplant war, die Impfungen in Knetzgau von 10 Uhr bis 14 Uhr durchzuführen. Dieser Zeitrahmen wurde zwar extra noch etwas verlängert, dennoch reichte das Zeitfenster nicht für alle. Denn schließlich gab es am Samstag nicht nur in Knetzgau eine Sonderimpfaktion. Das Team musste weiter nach Sand, wo ab 16 Uhr eine Impfaktion angesetzt war. 

Bürgermeister Paulus kritisiert den Landkreis

Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus bemängelte erneut, dass die Impfkapazitäten bei Weitem nicht ausreichen und der Landkreis die Kommunen alleine lasse. Dieser Aussage widerspricht Landrat Wilhelm Schneider im Telefonat mit unserem Reporter. Bereits im Vorfeld der Knetzgauer Impfung habe Schneider sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass bei dieser Sonderimpfaktion nicht nur - wie ursprünglich geplant - ein einzelner Arzt, sondern zwei Ärzte zur Verfügung standen. "Es war nämlich abzusehen, dass ein großer Andrang herrschen würde", sagte Schneider. Die Impfteams seien täglich unterwegs und gäben ihr Bestes. Der Landkreis arbeite außerdem daran, die Kapazitäten auszubauen.

In einem Vorzelt wurden die Daten der Impfwilligen überprüft. Anschließend stellte das Impfteam die Impfbescheinigung aus.
Foto: Christian Licha | In einem Vorzelt wurden die Daten der Impfwilligen überprüft. Anschließend stellte das Impfteam die Impfbescheinigung aus.

Dem Knetzgauer Bürgermeister schwebt ein Impfbus vor, mit dem man direkt in den Dörfern eine Impfung anbieten kann. Er überlege sogar, direkt von der Gemeinde Knetzgau aus so eine mobile Impfmöglichkeit zu schaffen. Gespräche mit einem Busunternehmer laufen bereits, sagte Paulus, dessen Plan mit der Impfaktin ursprünglich war, ein niederschwelliges Angebot zu schaffen getreu dem Motto "Einkaufen gehen und sich nebenbei impfen lassen".  Etwa 8000 Euro für die Impfaktion und nochmal 2000 Euro für eine große Werbeaktion mit dem Slogan "Knetzgau impft" hat sich dies die Gemeinde Knetzgau kosten lassen.

Zwei bis drei Stunden Wartezeit

Dass in der Warteschlange in Knetzgau nur wenige Personen anstanden, die sich vor oder nach dem Einkauf kurzfristig zum Impfen entschlossen hatten, zeigten die Gespräche unseres Reporters mit einigen Männern und Frauen. Zwei bis drei Stunden Wartezeit im Freien bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt hatten man einplanen müssen.

Bürgermeister Stefan Paulus führte zahlreiche Gespräche mit den Impfwilligen.
Foto: Christian Licha | Bürgermeister Stefan Paulus führte zahlreiche Gespräche mit den Impfwilligen.

"Ich lasse mich gerne ein drittes Mal impfen, aber ein Supermarkt-Parkplatz ist dafür ungeeignet", sagte eine Knetzgauer Bürgerin, die lieber in einem geschützten Bereich gewartet hätte. Die Grundschule wäre ihrer Meinung nach geeigneter gewesen, denn dort hätten sich die Wartenden auch im Innenbereich großzügig verteilen können, meinte die Frau. "Wir sind nicht zum Einkaufen gekommen, sondern extra nur zum Impfen", sagte eine Seniorin aus Wonfurt, die sich ebenfalls boostern ließ. Mitgebracht hatte sie ihre Enkelin, für die die Impfung die erste war.

Bürger kritisieren die Kosten der Aktion

Auch Kritik an den Kosten wurde laut. Ein Mann aus einem Knetzgauer Ortsteil bezeichnet die rund 10 000 Euro, die die Gemeinde Knetzgau für die Impfaktion ausgibt, als "utopisch". Er meinte, dass es wohl in der Schule oder der Turnhalle günstiger gekommen wäre, weil dort schon eine gewisse Infrastruktur vorhanden sei.

Bürgermeister Stefan Paulus zeigte sich froh, angesichts der Ehrenamtlichen, die zum Gelingen der Impfaktion beitrugen. Gemeinderäte und Knetzgauer Bürger hatten sich für die Werbeaktion im Vorfeld zur Verfügung gestellt und mit ihrem Foto und einer persönlichen Aussage die Bevölkerung angespornt, sich impfen zu lassen. Die Reservistenkameradschaft Knetzgau und die Freiwillige Feuerwehr Oberschwappach stellten zwei Zelte und kümmerten sich selbst um deren Auf- und Abbau. Die Koordinierung der Helfer vor Ort übernahmen Gemeinderat Robert Beetz und Karl Weißenberger, Vorsitzende des Feuerwehrvereins Oberschwappach.

Nächste Impfaktion in Knetzgau am 4. Dezember

Eine kleine Überraschung brachte Paulus den Helfern mit: Mit einem Käsekuchen und einem Zwetschgen-Streuselkuchen, die er wohlgemerkt am heimischen Herd selbst gebacken hatte, dankte der Bürgermeister den Ehrenamtlichen für ihren unermüdlichen Einsatz. Dieser wird wohl auch in nächster Zukunft wieder gefordert sein. Die Gemeinde Knetzgau plant für Samstag, 4. Dezember, eine weitere Impfaktion. Nähere Einzelheiten hierzu will Paulus rechtzeitig bekannt geben.

 
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  • K. F.
    ich war heute morgen um 10.00 in hettstadt beim impftermin und hatte das glück unter den
    ersten 10impfwilligen zu sein. doch die schlange wurde immer größer. um 10.45 begann dann die impfung mit mitlerweile 120-130 mann. als ich um 11.30 das grundstück verließ waren noch einmal gut 50-60 dazu gekommen. vor einer halebn stunde hab ich dann bekannte von mir angerufen, ob sie denn schon geimpft worden seien, nein, war die ernüchternde antwort: mindestens 60-70 leute wurden wieder weckgeschickt, da kein impfstoff mehr vorrätig war. das kann ja wohl auch nicht sinn der sache sein. zum einen war schonmal nur 1 arzt zum impfen da, und eine schreibkraft die das büromäßige auf genommen hatte. kurz nach 13.00 mußte dann die bürgermeistern von hettstadt die leute wieder heimschicken, zwecks impfstoffmangels. das ist wohl auch nicht sinn der sache und man braucht sich nicht zu wundern, dass manche dann gar nicht mehr hingehen und sich bei der kälte frieren lassen. irgendwas läuft da falsch!!
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  • G. H.
    irgendwas läuft falsch.....ist auch nichts Neues mehr in dieser Pandemie - leider nur noch zum Heulen, vor allem für die, die dieses Virus nicht als Fake abtun!
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  • K. W.
    Leider gehörte meine 75-jährige Mutter, die gleich morgens ca. 1 Stunde in der Kälte anstand, um drittgeimpft zu werden, zu den Senioren, die wieder nach Hause geschickt wurden, weil ihr exakt 3 (!!!) Tage zum halben Jahr fehlten. Wohlgemerkt, die Frau ist 75 Jahre alt, hat einen 83- jährigen Ehemann und gehört zu den wirklich gefährdeten Menschen im Moment. Das ist kein Spass mehr! Selbst Ministerpräsident Dr. Markus Söder plädiert für Impfungen bereits nach dem 5. Monat (nach dem Vorbild Israels) und übernimmt ausdrücklich die Verantwortung dafür, ebenso viele Virologen, von denen manche davon ausgehen, dass bereits nach vier Monaten der Impfschutz bei Betagten stark nachlässt. Ich persönlich halte es für unverantwortbar, diese besonders gefährdete Personengruppe einfach wegzuschicken. Wer genau trägt dann die Verantwortung dafür, wenn in den kommenden Tagen eine Infektion mit ggfs. späterer Todesfolge eintritt? Er möge sich persönlich bei mir melden!
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  • G. H.
    ist ja schon mal gut, daß auch der Landkreis über zusätzliche Imfkapazitäten nachdenkt, bzw. diese ausbauen will!
    Zudem wenn sich wirklich durchsetzen könnte, was unser MP Herr Söder heute gefordert hat, nämlich sich nach 5 Monaten bereits boostern zu lassen!
    Dann schaffen es die Hausärzte mit dem Mini-Angebot von Königsberg nicht mehr!

    Solche niederschwelligen Aktionen würde ich mir auch für den nördlichen Landkreis Haßberge wünschen!
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