
Stephan Schmitt ist überrascht. "Ich hätte nicht mit einem solchen Ansturm gerechnet. Natürlich bieten die FFP2-Masken einen besseren Schutz als die normalen OP-Masken - aber so ein Run..." Der Sprecher der Apotheker im Landkreis Haßberge, der neben der "Haßgau-Apotheke" in Hofheim noch die "Löwen-Apotheke" in Haßfurt und die "Marien-Apotheke" in Eltmann betreibt, weiß, wovon er spricht. An den ersten eineinhalb Tagen seit dem Auftakt der Ausgabe von jeweils drei kostenlosen FFP2-Masken an Menschen aus Corona-Risikogruppen habe er alleine am Standort Hofheim schon rund 3000 Masken verteilt.

"Es ist tatsächlich so", sagt Schmitt, "dass wir Apotheker erst sehr spät von dem Vorhaben erfahren haben, dass wir ab dem 15. Dezember Masken an berechtigte Patienten ausgeben sollen." Das habe natürlich ein Logistikproblem zur Folge gehabt. "Aber jeder gibt sein Bestes", beruhigt Schmitt die Patienten, die er um Geduld bittet. "Die Aktion läuft doch noch bis Anfang Januar. Und jeder Berechtigte bekommt seine Masken." Es könne jedoch auch sein, dass aufgrund des Ansturms auf die Apotheken die Masken mal ausgehen können. "Wir warten auch gerade auf eine neue Lieferung", erklärt der Apothekersprecher während des Gesprächs mit dieser Redaktion.
Er appelliert deshalb an die Einsicht der Patienten, deren Verärgerung er natürlich verstehen kann, wenn es gerade mal keine Masken gibt. Aber die Apotheker treffe an sporadisch auftretenden Engpässen keine Schuld, denn die ganze Aktion sei etwas unkoordiniert übers Knie gebrochen worden. Eigentlich war das Anlaufen der Organisation für die nächsten Monate geplant.
Im Januar bekommen alle Berechtigten von ihrer Krankenversicherung einen Coupon für jeweils sechs Masken. Dafür müssten die Patienten dann eine Zuzahlung von zwei Euro leisten. Dasselbe ist für den Februar vorgesehen. Das heißt, mit den drei Masken für den Dezember und den zweimal sechs Masken im Januar und Februar erhält jeder Patient aus der Risikogruppe bis zum März 2021 jeweils fünfzehn FFP2-Masken und müsste dafür insgesamt vier Euro bezahlen. Das entspreche etwa 13 bis 14 kostenlosen Masken für jeden, da eine Maske ungefähr drei Euro koste, erklärt Schmitt.
Weil die politisch Verantwortlichen aber unbedingt noch in diesem Jahr schnell Masken an die Mitglieder der Risikogruppen verteilen wollten, so der Apothekersprecher, sei es zu dieser "etwas kurzfristigen Geschichte gekommen". Die Ausgabe an so viele Berechtigte lasse sich aber nicht in ein bis zwei Tagen bewältigen, so Schmitt. Mit den 15 Masken seien viele Patienten dann allerdings ausreichend ausgestattet, so der Apotheker, da sie als Mitglieder von Risikogruppen ohnehin seltener das Haus verließen.

Die unkoordinierte Aktion führe auch dazu, dass dem etwaigen Missbrauch Tür und Tor geöffnet sei. "Prinzipiell ist es so gedacht, dass die Patienten in ihrer Stammapotheke ihre Masken abholen. Dort kennt man die Patienten, ihr Alter und weiß um ihre Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe." Da jedoch jeder unter Vorlage seines Ausweises in jeder Apotheke seine Masken abholen kann, bleibe den Apothekern hier nur der Appell an das Verantwortungsbewusstsein der Patienten, sich nicht mehrfach zu versorgen, nur weil es nichts kostet. "Wir hoffen, dass wir die Ausgabe im Dezember noch gut lösen können, und bitten um die Geduld der Kunden", so Stephan Schmitt.

Ein Anspruch auf Schutzmasken besteht, wenn das 60. Lebensjahr vollendet ist oder einer der folgenden Risikofaktoren vorliegt: chronisch obstruktive Lungenerkrankung oder Asthma, chronische Herzinsuffizienz, chronische Niereninsuffizienz des Stadium 4 oder mehr, Demenz oder Schlaganfall, Diabetes mellitus Typ 2, aktive, fortschreitende oder metastasierte Krebserkrankung oder stattfindende Chemo- oder Radiotherapie, die die Immunabwehr beeinträchtigen kann, stattgefundene Organ- oder Stammzellentransplantation, Trisomie 21 sowie Risikoschwangerschaft.

In ganz Deutschland sind das insgesamt rund 27 Millionen Bürger. Im Landkreis Haßberge mit seinen 84 599 Einwohnern (Stand 2019) wären somit schon alleine aufgrund ihres Alters 24 643 Bürger berechtigt, die kostenlosen Masken in Empfang zu nehmen. Zum Abholen ist offiziell Zeit bis zum 6. Januar, "es muss also niemand in Panik geraten, wenn er seine Maske noch nicht bekommen hat", so Stephan Schmitt. Zur Abholung reicht ein Ausweis oder eine Selbstauskunft. Auch die Abholung durch andere ist mit einer Vollmacht möglich.
Übrigens kann sich jeder für wenig Geld, gute FFP2 Masken auf verschieden Internetplattformen bestellen. Die Preise dort, sind im Vergleich zu dem, was in der Apotheke bezahlt werden muss, bei gleicher Qualität viel, viel niedriger. Auch Masken aus deutscher Produktion.