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Kreis Haßberge
Christbäume aus dem Haßbergkreis: Zwei Beispiele, wo Kunden ihren Baum aus der Region kaufen können
Richard Hochrein und Walter Kresser sind seit Jahrzehnten im Geschäft. Welche Bäume sie am häufigsten verkaufen. Und was der Bund Naturschutz zum Baum-Thema sagt.
Seit 38 Jahren betreibt Richard Hochrein seine Christbaumkultur bei Kleinsteinach. Hat sich jemand einen Baum ausgesucht, wird dieser mit einem Zettel markiert und kann kurz vor Weihnachten abgeholt werden.
Foto: Peter Schmieder | Seit 38 Jahren betreibt Richard Hochrein seine Christbaumkultur bei Kleinsteinach. Hat sich jemand einen Baum ausgesucht, wird dieser mit einem Zettel markiert und kann kurz vor Weihnachten abgeholt werden.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:14 Uhr

Etwas mehr als zwei Drittel der Deutschen stellen in ihrem Zuhause einen Christbaum auf. Bei 40,7 Millionen Haushalten im ganzen Land kommt eine stattliche Zahl von rund 29 Millionen Tannenbäumen zusammen, die alle Jahre wieder deutsche Wohnzimmer, aber auch Marktplätze, öffentliche Gebäude oder Geschäfte schmücken. Teilweise werden diese über weite Strecken transportiert, viele kommen aus dem Ausland und werden schon Wochen vor Weihnachten an Verkaufsständen angeboten. Doch es gibt auch die Möglichkeit, sich zur Heiligen Nacht einen frisch geschlagenen Baum aus der Region in die Wohnung zu stellen.

Auf den letzten Drücker: Auch am 24. Dezember gibt es noch Bäume zu kaufen

Und das geht an manchen Orten auch noch bis sehr kurz vor dem Fest: "Am 24. Dezember abends um 18 Uhr höre ich auf. Weil: Da muss ich in die Kirche", sagt Christbaumproduzent Richard Hochrein aus Kleinsteinach. Tatsächlich komme es vor, dass sich Leute an diesem Tag noch einen Baum holen. Seit 38 Jahren betreibt er seine einen Hektar große Christbaumkultur mit großer Leidenschaft, mittlerweile sind auch seine Tochter und sein Schwiegersohn mit eingestiegen und wollen das Geschäft künftig weiterführen.

"Es gibt Leute, die wollen einen ganz großen, buschigen", sagt Hochrein, doch die meisten Kundinnen und Kunden entscheiden sich mittlerweile für eine Größe zwischen 1,5 und zwei Metern. Dabei fällt ihm ein Trend auf: Tendenziell wollen Familien heute eher kleinere Bäume als noch vor einigen Jahren.

Eine Familie schmückt einen Christbaum (Symbolbild). Eine beliebte Tradition, die in vielen Haushalten nicht fehlen darf.
Foto: Patrick Pleul, dpa | Eine Familie schmückt einen Christbaum (Symbolbild). Eine beliebte Tradition, die in vielen Haushalten nicht fehlen darf.

Das ist auch Walter Kresser aufgefallen, der seine Christbaumkultur bei Dankenfeld betreibt: "Die Größen gehen zurück. Viele wollen Bäume zwischen 1,50 und 1,80. Das war früher ganz anders." Schon vor 50 Jahren half Kresser bei der Christbaumkultur seines Vaters mit, bevor er sie selbst übernahm.

"Die Größen gehen zurück. Viele wollen Bäume zwischen 1,50 und 1,80. Das war früher ganz anders."
Walter Kresser zur gewünschten Größe von Christbäumen

Und auch, was die beliebtesten Baumsorten angeht, können Hochrein und Kresser ähnliches berichten. Der mit weitem Abstand beliebteste Christbaum ist die Nordmanntanne. Früher seien auch die heimischen Fichten zum Einsatz gekommen, berichtet Kresser. "Aber die haben zu wenig Harz." Und eben das Harz sei es, was einen gefällten Baum noch lange frisch hält. So sei eine Fichte nach wenigen Tagen vertrocknet, während die Nordmanntanne vier bis acht Wochen halte.

Wer den Baum schmückt, will keine zu spitzen Nadeln

Doch es gibt noch eine weitere Art von Nadelbäumen, die Hochrein und Kresser als Christbäume anpflanzen: Die Blaufichte. Ein großer Unterschied fällt auf, wenn man die Zweige anfasst: Die Nadeln der Blaufichte sind wesentlich spitzer als die der Nordmanntanne.

Der Unterschied ist deutlich spürbar: Die Nadeln einer Blaufichte (links) sind viel spitzer als die einer Nordmanntanne (rechts).
Foto: Peter Schmieder | Der Unterschied ist deutlich spürbar: Die Nadeln einer Blaufichte (links) sind viel spitzer als die einer Nordmanntanne (rechts).

Und gerade darin sieht Richard Hochrein auch einen Grund, warum sich die Mehrheit der Familien lieber eine Nordmanntanne in die Wohnung stellt: Wer die Zweige schmückt, will keinen zu stacheligen Baum. Umgekehrt seien es aber für einige Familien auch gerade die spitzen Nadeln, die den Ausschlag zum Kauf einer Blaufichte geben: Wer kleine Kinder oder Haustiere hat, die nicht zu nah an den Baum gehen sollen, nehme gerne die spitzeren Nadeln, die als Abschreckung funktionieren.

Der trockene Sommer war zu viel für die jungen Bäume

Etwa acht bis zehn Jahre muss ein Baum wachsen, um eine gute Christbaum-Höhe zu erreichen, sagt Richard Hochrein. Allerdings hänge das Wachstum auch vom Wetter ab, so Walter Kresser. "Dieses Jahr sind sie wenig gewachsen, weil es wenig Regen gab." Noch schlimmer war der fehlende Regen allerdings für die jungen Bäume. Denn die älteren Pflanzen, die schon eine gewisse Höhe erreicht haben, überleben auch ein trockenes Jahr, wenn auch mit weniger Wachstum. Dagegen sind den beiden Christbaumproduzenten alle jungen Bäume, die sie in diesem Jahr angepflanzt hatten, eingegangen.

Hier sollten junge Weihnachtsbäume stehen. Doch den trockenen Sommer 2022 haben die Nordmanntannen, die Richard Hochrein in diesem Jahr gepflanzt hat, nicht überlebt.
Foto: Peter Schmieder | Hier sollten junge Weihnachtsbäume stehen. Doch den trockenen Sommer 2022 haben die Nordmanntannen, die Richard Hochrein in diesem Jahr gepflanzt hat, nicht überlebt.

Und wie sieht es mit Weihnachtsbäumen aus ökologischer Sicht aus? Manche Umweltschützer raten generell davon ab, sich einen Baum ins Haus zu holen. Andere möchten dagegen Weihnachtsbäume nicht generell als Klimakiller verurteilen, raten aber zu einem bewussten Kaufverhalten. So äußert sich auch die Kreisgruppe Haßberge des Bund Naturschutz (BN). "Auch in Ihrer Nähe kann man nachhaltige Bäume kaufen", heißt es in einer Pressemitteilung. Also keine Verteufelung der liebgewonnenen Tradition, aber der Rat, darauf zu achten, wo die Pflanzen herkommen.

Ein Waldbaum für das Wohnzimmer ist kaum zu bekommen

"Der optimale Christbaum kommt direkt aus dem Wald, er fällt ohnehin bei der Waldpflege an", heißt es weiter in dem Schreiben des BN. "Hier gehen keine landwirtschaftlichen Flächen für Christbaumplantagen verloren." Das Problem dabei benennt die Umweltschutzorganisation jedoch selbst: "Leider werden relativ wenige Christbäume direkt aus dem Wald angeboten." Das bestätigt auch eine Anfrage dieser Redaktion ans Forstamt Ebrach, die ergab, dass in dessen Zuständigkeitsbereich keine Waldbäume als Christbäume verkauft werden.

Weihnachtsbäume auf der Plantage von Walter Kresser in Dankenfeld: Auch der Wald im Hintergrund ist voll von großen Nadelbäumen. Doch Waldbäume werden im Steigerwald nicht als Christbäume verkauft.
Foto: Peter Schmieder | Weihnachtsbäume auf der Plantage von Walter Kresser in Dankenfeld: Auch der Wald im Hintergrund ist voll von großen Nadelbäumen. Doch Waldbäume werden im Steigerwald nicht als Christbäume verkauft.

"Wir appellieren an Waldbesitzer und Förster, mehr Weihnachtsbäume aus der Waldpflege anzubieten, bessere Bäumchen kann es nicht geben", wird BN-Kreisvorsitzender Klaus Mandery in der Pressemitteilung zitiert. Bleibt also doch nur der Baum aus einer Plantage. Hier rät der Bund Naturschutz, vor allem lange Transportwege zu vermeiden. Also: Lieber ein Baum aus einer heimischen Christbaumkultur als einer aus dem Ausland. Zudem rät der BN zum Kauf bei Produzenten, die auf Kunstdünger und Pestizide verzichten.

Nicht offiziell Bio, aber doch ohne Spritzmittel

So verweist die Kreisgruppe Haßberge auf eine bayernweite Liste von Bio-Weihnachtsbaumplantagen, die der Bund Naturschutz ins Internet gestellt hat. Allerdings: Keine davon befindet sich im Landkreis Haßberge.

Doch auch wenn ihre Weihnachtsbäume nicht offiziell bio-zertifiziert sind: Walter Kresser und Richard Hochrein verwenden nach eigenen Angaben keine Spritzmittel. "Diese ganzen Mittel sind ja so schädlich", sagt Kresser.

Richard Hochrein mit einem vierjährigen Baum: Dieses Bäumchen hat die ersten kritischen Jahre überstanden und kann nun zum stattlichen Weihnachtsbaum heranwachsen.
Foto: Peter Schmieder | Richard Hochrein mit einem vierjährigen Baum: Dieses Bäumchen hat die ersten kritischen Jahre überstanden und kann nun zum stattlichen Weihnachtsbaum heranwachsen.

Richard Hochrein ist es allerdings egal, dass er trotz des Verzichts auf Pestizide nicht auf der BN-Liste steht: Er hat seine Stammkundschaft, vor allem aus den umliegenden Orten. Vereinzelt kommen durch Mundpropaganda auch mal Kunden aus Haßfurt dazu. Werbung braucht und will er aber nicht, daher schaltet er auch keine Anzeigen in der Zeitung. Denn für einen großen Ansturm an neuen Kunden wäre seine Plantage ohnehin nicht ausgelegt.

"Am 24. Dezember abends um 18 Uhr höre ich auf. Weil: Da muss ich in die Kirche."
Richard Hochrein auf die Frage, wie lange man bei ihm noch einen Christbaum kaufen kann

Für diejenigen, die bei ihm kaufen, sei es aber oft ein schöner Familienausflug, wenn sie an einem Tag kommen, um sich auf der großen Fläche den perfekten Baum auszusuchen – und ein weiterer, wenn sie kurz vor Weihnachten den Baum abholen. Wer möchte, kann sich seinen Baum dann sogar selbst umsägen, für die anderen übernimmt der Baumproduzent selbst diese Aufgabe. Und so verziert der Christbaum nicht nur zur Weihnachtszeit das Wohnzimmer. Die Suche nach dem perfekten Baum kann auch zum besonderen Erlebnis werden.

 
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