Wenn es nach Wilfried Hack geht, kann Weihnachten kommen. Auf dem Steigerwaldhof seiner Familie im Geiselwinder Ortsteil Ebersbrunn laufen die Vorbereitungen für den Start der Saison auf Hochtouren. Im Hof liegen – auf größeren Haufen sortiert – schon die ersten Weihnachtsbäume. Sie gehen an Supermärkte, die sie für ihre Kundschaft bereits am ersten Adventswochenende zum Kauf anbieten.
"Mir wäre das noch zu früh", sagt Wilfried Hack und blickt auf sein Werk. Mit seiner Familie baut er auf insgesamt fünf Hektar die Nadelbäume als Kulturpflanzen an. Vom 6. Dezember an läuft der Verkauf täglich, außer sonntags, ab Hof in Ebersbrunn. Dazu beliefern die Hacks verschiedene Stände, die meisten vor Supermärkten.
Zu Hause wird dann jeden Tag frische Ware aus der Kultur zum Verkauf angefahren. Auswahl gibt es mehr als genug, auch wenn dieses Jahr späte Fröste im Mai einigen der jüngeren Bäume ziemlich zugesetzt haben. Hack zeigt die Spitzen, an denen man die Schäden am besten sieht.
Direkt hinter dem Bauernhof steht eines der Felder mit den Bäumen. An manchen hängen kleine Namensschilder oder Markierungen. Sie stammen von Leuten, die ihren Baum bereits im Sommer oder Herbst ausgewählt haben. "Viele verbinden den Besuch bei uns mit einem Spaziergang im Steigerwald", erzählt Hack. "Danach suchen sie sich dann ihren Baum aus und hängen einen Zettel hin."
Erst beim Abholen wird ihr Wunschbaum frisch geschlagen. Die Frische, die man bei ihm am Hof bekomme, schätzten seine Kunden, so der Fachmann. Die meisten möchten zum Fest ein möglichst schönes Exemplar, "am besten Natur- und Bio-Bäume. Aber wenn ich ihnen einen naturbelassenen zeige, dann wollen sie ihn nicht", sagt Hack und lächelt. Der wäre sonst unten ziemlich buschig, mit einem Durchmesser von 1,50 Meter und so fast unverkäuflich.
Die Seiten und Spitzen werden jedes Jahr gekürzt – per Hand
Damit der künftige Weihnachtsbaum nicht aus der Art schlägt, werden die Seiten und die Kuppen jedes Jahr im Mai gekürzt. Das sind vier Wochen Arbeit für Hack und seinen Sohn Sebastian. Die Spitze dürfe nicht zu lange werden. Um das zu verhindern, gebe es auch chemische Mittel. "Aber das lehnen wir ab. Bei uns wird das per Handarbeit erledigt, mit einer extra Zange", sagt Wilfried Hack. Mit ihr zwickt er in die Gewebeschicht etwas unterhalb der Spitze, um das Wachstum zu hemmen.
Das ist längst nicht alles, was unterm Jahr an einem Nadelbaum zu tun ist. Ziemlich aufwändig, aber nötig sei dessen Pflege bis zum Weihnachtsbaum. "Wenn ich nichts an den Bäumen mache, kann ich 40 Prozent von ihnen weg schmeißen", erzählt der Fachmann.
Hack skizziert die Schritte von Anfang an. Die eigentliche Arbeit beginne vor dem Setzen: Boden untersuchen, düngen, dann maschinell pflanzen. Im ersten und zweiten Jahr wächst das Bäumchen jeweils zwei bis fünf Zentimeter, im dritten schießt es dann richtig nach oben. In den ersten beiden Jahre sei eine Bewässerung der kleinen Pflänzchen unbedingt nötig, sonst gehe nichts. "Auch wir hier haben seit 2017 riesige Probleme mit der Trockenheit. Da spüren wir auch schon den Klimawandel", klagt der Nebenerwerbslandwirt. Er hat eine Grube mit 250 Kubikmeter Fassungsvermögen ausgehoben.
Für die Vögel hat sich Hack einen Trick einfallen lassen
Etwa ab dem sechsten Jahr werden die Triebe der Nadelbäume in der Kultur der Hacks seitlich gekürzt. Später werde ein kleiner Stab um die Spitze gewickelt, damit sich die Vögel auf diesen setzen und nicht auf die empfindliche Spitze. Sonst würde sie nämlich abbrechen, und der Baum wäre kaum loszubringen, so Hack.
Zwölf bis fünfzehn Jahre brauche es, bis der Baum die ideale Größe für einen Platz zu Weihnachten im Wohnzimmer erreicht hat. Am begehrtesten sind nach wie vor die Nordmanntannen, 80 bis 90 Prozent machten diese beim Verkauf aus. Es gebe es auch schöne Fichten oder andere Nadelbäume. "Kiefern oder Blaufichten kauft keiner mehr", erzählt Hack. Exoten wie die Spanische Edeltanne genauso wenig. Die Ansprüche seien in den letzten 20 Jahren gewachsen.
Neben den Bäumen für Zuhause haben die Hacks auch einige größere Exemplare vorrätig, bis zu 20 Meter hoch. "Zu uns kommen auch Kirchengemeinden oder Gemeinden, die einen Baum für den Marktplatz wollen." Die würden teils mit dem Bagger aus dem Boden gehoben. Natürlich verkaufen die Hacks am Hof auch Wedel zum Basteln und Dekorieren.
Ein Baum kostet nicht viel mehr als ein Blumenstrauß
Der Ertrag aus der ganzen Arbeit könne sich sehen lassen, allerdings sei der Zeitaufwand auch sehr hoch. Ein Preis von 30 Euro pro Baum sei allemal gerechtfertigt. Koste ein Blumenstrauß so viel, frage niemand. Für Wilfried Hack ist die Arbeit in den eigenen Christbaum-Kulturen und auf seinem Hof der Ausgleich zu seinem Beruf. Als leitender Beamter sitzt er unter der Woche am Schreibtisch im Geiselwinder Rathaus.
Von künstlichen Weihnachtsbäumen hält Hack nichts. Deren CO2-Fußabdruck sei katastrophal. "Mit so einem Baum", sagt er, "das wäre für mich kein Weihnachten. Bis zu fünf Christbäume stellen die Hacks bei sich jedes Jahr im Haus auf. "Wir nehmen die, die übrig bleiben", erzählt Wilfried Hack. "Da haben wir noch genug Auswahl."