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Kreis Haßberge
Haßberge-Check: Das sagen die Menschen im Norden zu ihren Gemeinden
Die Teilnehmer der Befragung äußern viel Kritik, nutzen aber auch die Möglichkeit für einen Appell: Jeder kann einen Beitrag leisten, um die Heimat schöner zu machen.
Das Schloss Maroldsweisach: 'Die Allgemeinheit sollte die Schönheit unserer Heimat mehr schätzen', findet ein Teilnehmer der Befragung.
Foto: Lukas Reinhardt | Das Schloss Maroldsweisach: "Die Allgemeinheit sollte die Schönheit unserer Heimat mehr schätzen", findet ein Teilnehmer der Befragung.
Lukas Reinhardt
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:10 Uhr

Das Stimmungsbild steht, die Menschen im Norden des Landkreises haben abgestimmt. Es zeigt sich: die Maroldsweisacher, Ermershäuser und Bundorfer blicken kritisch auf ihre Gemeinden. Im Bunde belegen sie mit einer Gesamtwertung von 5,0 (Skala von 1 bis 10) den vorletzten Platz im Vergleich aller zwölf Regionen.

Die Bürgerinnen und Bürger hatten allerdings nicht nur die Möglichkeit, über ihren Ort abzustimmen. Sie konnten ihrer Freude oder ihrem Ärger auch in schriftlichen Kommentaren anonym Luft machen. Was also sagen die Menschen zu ihrer Gemeinde?

Maroldsweiswach: "Menschen in kleineren Orten sind unbedingt auf ein Auto angewiesen"

Den Anfang macht Maroldsweisach. Die Marktgemeinde bekam von ihren Bürgerinnen und Bürgern das Gesamtzeugnis von 5,2. Vor allem der öffentliche Nahverkehr schneidet hier schlecht ab, da herrscht unter den Kommentierenden Konsens: "Menschen in kleineren Orten sind unbedingt auf ein Auto angewiesen", schreibt da etwa ein Teilnehmer der Befragung.  Ein anderer bestätigt das Problem. Er fügt an, dass vor allem junge Menschen ohne eigenen Roller festsäßen und "nicht mal zum Freibad" kämen. Zudem fehle es an Angeboten für Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren. Ein Dritter schreibt: "Wir sind immer auf das Auto angewiesen, egal ob zur Arbeit, Einkauf, Sport und Kultur." Zudem, heißt es, fehlen Lademöglichkeiten für E-Bikes.

Bundesstraße 279: Für viele Menschen mit Auto ist das die Lebensader der Region. Der ÖPNV in Maroldsweisach sei hingegen ausbaufähig, kritisieren Teilnehmer der Befragung. 
Foto: Lukas Reinhardt | Bundesstraße 279: Für viele Menschen mit Auto ist das die Lebensader der Region. Der ÖPNV in Maroldsweisach sei hingegen ausbaufähig, kritisieren Teilnehmer der Befragung. 

Auch zu den weiteren Themen gibt es vor allem kritische Stimmen: Das gastronomische Angebot in "Maro" sei durchaus verbesserungswürdig, schreibt jemand: "War man einmal wieder in einer größeren Stadt, wird einem bewusst, wie sehr wir auf dem Land hintendran sind."

Doch es gibt auch positive Stimmen in Maroldsweisach: "Wir fühlen uns wohl", schreibt da etwa ein Teilnehmer der Befragung. "Ruhe und Natur sind unschlagbar", ein weiterer. Eine Stimme geht vor allem mit den Kritikern hart ins Gericht: "Die Allgemeinheit sollte nicht so viel über Defizite schimpfen und jammern, sondern das, was da ist, und die Schönheit unserer Heimat mehr schätzen."

Ermershausen: "Die vielbefahrene Bundesstraße ist eine Belastung"

In Ermershausen sind die Menschen im Norden grundsätzlich am zufriedensten, zeigen die Ergebnisse. Sie geben ihrem Ort eine Gesamtwertung von 5,9. Doch die Kommentare fallen auch hier vermehrt kritisch aus: Die Apotheke im Ort fehle, die seit dem Frühjahr 2020 geschlossen ist. Und die viel befahrene Bundesstraße, die sich durch Ermershausen schlängelt, belaste die Bewohner. Dies spiegelte sich auch bei der Bewertung der Bürgerinnen und Bürger wider (Verkehrsbelastung: 2,4).

Die ehemalige Apotheke fehlt den Menschen in Ermershausen, zeigen die Kommentare. Sie liegt direkt an der vielbefahrenen Bundesstraße.
Foto: Lukas Reinhardt | Die ehemalige Apotheke fehlt den Menschen in Ermershausen, zeigen die Kommentare. Sie liegt direkt an der vielbefahrenen Bundesstraße.

Um die Belastung zu reduzieren, müsse der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden. Eine Idee, um dann den Anreiz zum Busfahren zu erhöhen, gibt es auch: "Vermutlich wäre es sinnvoll, wenn die Fahrkartenpreise sinken würden", kommentiert ein Ermershäuser.

Ein Teilnehmer wird allgemeiner und schreibt: "Lebensqualität bedeutet Nahversorgung, Wohnqualität, Arbeitsplätze, Verkehrsanbindung, Freizeitmöflichkeiten." Im ländlichen Raum seien diese Faktoren stark gefährdet. "Jeder ist aufgerufen, hierzu seinen Beitrag zu leisten, um den Stand zu erhalten oder zu verbessern." Egal in welcher Form. Eine weitere Stimme kritisiert: "Die Landkreispolitik konzentriert sich einzig und allein auf die Mainachse." 

Bundorf: Es braucht "mehr praktizierende Hausärzte"

Besonders kritisch bewerten die Bundorferinnen und Bundorfer ihren Ort (4,0). Es brauche, so schreibt ein Teilnehmer der Befragung, mehr praktizierende Hausärzte, mehr Gastronomie, mehr  kulturelle Belebung sowie einen weiteren Ausbau des Radwegenetzes.

Die Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit und St. Laurentius in Bundorf strahlt Ruhe aus. Doch einige Bewohner des Ortes klagen über zu viel Verkehr.
Foto: Lukas Reinhardt | Die Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit und St. Laurentius in Bundorf strahlt Ruhe aus. Doch einige Bewohner des Ortes klagen über zu viel Verkehr.

Zudem beklagen mehrere Befragte den Leerstand in Bundorf – und den falschen Umgang damit: So würden Häuser verkauft "ohne Rücksicht auf die Dorfstrukturen". Ein weiteres Problem: "null Öffentlicher Nahverkehr, aber sinnlose Mitfahrbänke", kommentiert eine Stimme. 

Zu wenig ÖPNV, zu viel unnötiger Individualverkehr auf den Straßen, besonders an Wochenenden, heißt es außerdem: "Wenn man meint, am Sonntag wird es ruhiger, kommen dann schon in den Morgenstunden ganze Pulks von Motorradausflüglern." Die Forderung: "Endlich Tempo 30 in den Ortsdurchfahrten."

 
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