
Die Botschaft für die katholische Kirchengemeinde in Oberschwappach hätte eine frohe sein können: Die finanzielle Fastenzeit, die sich das Bistum Würzburg vor drei Jahren selbst auferlegt hat, ist seit dem 1. August beendet. Zu Ende gehen könnte damit auch der noch länger andauernde Streit um die Sanierung der Dorfkirche St. Barbara. Denn die Zeichen mehren sich, dass die Diözesanverwaltung den Oberschwappachern einen Teil der dafür nötigen Geldern zur Verfügung stellen wird.
Nur: Wann und in welcher Höhe genau, lässt Würzburg weiter offen. Für andere Kirchen im Kreis könnten nach dem Ende des Moratoriums noch schwerere Zeiten anstehen. Denn über die künftige Nutzung von Gotteshäusern in kleinen Gemeinden beginnt nun eine Debatte. Aber von vorne.
St. Barbara dringend Sanierungsbedürftig
Seit etwa acht Jahren engagieren sich die Bürgerinnen und Bürger des 550-Seelen-Ortes, von denen rund 450 der katholischen Gemeinde angehören, ehrenamtlich für die Innensanierung von St. Barbara. Und die, so sagt Organist Udo Vogt, sei dringend erforderlich. Im Altarraum klafft nach einem Rohrbruch ein großes Loch, das Mauerwerk durchziehen Risse. Das Gebäude benötigt eine moderne Heizung, neue Elektroleitungen und einen frischen Anstrich. Die Figuren der Heiligen müssen gereinigt und die neue Orgel, bereits vor Jahren angeschafft, auf der Empore verbaut werden. Rund 800.000 Euro würde all das kosten, das hatte ein Architekt bereits vor Jahren berechnet. Die Hälfte dieses Betrags, so lautete offenbar das Versprechen aus Würzburg, sollte die Diözese tragen. Dann, im Juli 2021, kam der bistumsweite Baustopp.

Die Zwangspause wollte das Bistum auch dafür nutzen, um die rund 3000 Gebäude der Diözese und der Kirchenstiftungen zu erfassen und zu kategorisieren. Diese Systematik soll künftig als Grundlage für die Entscheidungen dienen, "welche Immobilien saniert, welche instand gehalten und welche mittelfristig veräußert werden", hieß es 2019 in der Pressemitteilung, die das Moratorium ankündigte.
Kategorisierung läuft noch bis Ende 2023
In Oberschwappach haben Ankündigungen wie diese die Angst vor dem Verlust der Kirche befeuert. Offenbar unnötigerweise, wie es nun aus Würzburg heißt. "Man muss kein Prophet sein: St. Barbara ist ein C – eine 'Klassische Dorfkirche'", sagt Jürgen Emmert, Leiter des Kategorisierungsprojekts, im Gespräch mit dieser Redaktion. Für Gebäude dieser Kategorie – die dritte von fünf – sehe die Diözese Zuschüsse von bis zu 50 Prozent vor. Und das explizit für die Instandhaltung. In Kategorie D hingegen, den "Kirchen in kleinen Orten", fließen Gelder ausschließlich in die Verkehrssicherheit.

Ein Unterschied, der auf dem Papier marginal erscheinen mag. In der Praxis ist er es nicht, wie Emmert an einem Fallbeispiel erklärt. Bröckelt in einer Kirche Putz von der Decke, werde dieser Mangel in einem Gebäude der Kategorie C beseitigt. In einem Gotteshaus der Kategorie D hingegen wird nicht die Ursache behoben, sondern das Symptom bekämpft. Dann würde ein Netz installiert, das die Gläubigen vor dem herabfallenden Putz schützt, sagt Emmert. Für einige der kleinen Kirchengemeinden in den Haßbergen könnte das in Zukunft zum Problem werden. Aber noch, so Jürgen Emmert, sei der Landkreis nicht kategorisiert. Trotzdem versichert er: "Die Haßberge werden nicht abgehängt." Er geht davon aus, dass viele Kirchen im Kreis in eben jene Kategorie C fallen wie St. Barbara auch.
Bauliche Ergänzungen sind nicht vorgesehen
Wie hoch der Zuschuss für Oberschwappach am Ende tatsächlich ausfällt, lässt Emmert offen. Das sei Sache der Verwaltung, die derzeit eine entsprechende Richtlinie erarbeite. Für was die möglichen Gelder der Kategorie C aber grundsätzlich bestimmt sein könnten, erklärt Bernhard Schweßinger, Pressesprecher der Diözese, auf Nachfrage in einer vagen Antwort: So könnten "statische, konstruktive sicherheitstechnisch unbedingt notwendige bauliche Maßnahmen an Struktur und Gebäudehülle durchgeführt" werden. Aber nur, so der Nachtrag, wenn diese "wirtschaftlich vertretbar" seien. Auch einen neuen Innenanstrich stellt das Bistum unter dieser Prämisse in Aussicht. Gegebenenfalls seien bis auf weiteres Absperrungen, Schutz- und Fassadengerüste aufzustellen. Mehr Verkehrssicherheit als Instandhaltung? Nicht laut Bistum.
Klar ist: Bauliche Ergänzungen sind für Gebäude dieser Klassifizierung nicht vorgesehen, sagt Jürgen Emmert – und spielt damit auf die Sakristei an, welche die Oberschwappacher gerne ausbauen wollten. Immerhin: Eine neue Heizung, wie sie St. Barbara benötigt, könnte kommen, so Emmert.
Diese Widersprüchlichkeit der vergangenen Jahre hat in dem Knetzgauer Ortsteil Spuren hinterlassen. Sie hat die Kirchengemeinde verunsichert und mürbe gemacht. Man sei zu Zugeständnissen bereit, erklärt Udo Vogt, der die Signale aus Würzburg erst einmal positiv bewerten möchte. "Aber die Fragezeichen werden nicht weniger", sagt Vogt. Die Enttäuschung über die Führungsriege im Bistum jedenfalls sitze weiterhin tief. "Weil bislang niemand nach Oberschwappach gekommen ist, um mit uns über all das zu sprechen und die Gerüchte aus der Welt zu schaffen," wiederholt Vogt sein Mantra der vergangenen Jahre und ergänzt. "Das hätte allen einiges erspart. Und es sind nicht viele Gemeinden gewesen, die das Baumoratorium so hart getroffen hat wie uns."

Mit dem Abschluss der Kategorisierung im Pastoralen Raum Haßberge Süd, zu dem auch Oberschwappach zählt, rechnet das Bistum im Winterhalbjahr 2022/2023. Dann, so heißt es aus Würzburg weiter, können Anträge auf Genehmigung von "Baumaßnahmen aller Art mit diözesanem Zuschuss" gestellt werden. Für Maßnahmen, die 100.000 Euro Gesamtkosten überschreiten, seien diese bis zum 30. Juni des laufenden Jahres abzugeben. Dann entscheidet die Diözesanbaukommission über das Schicksal der heiligen Barbara.
Debatte über Mischnutzung von Kirchen
Wie weitreichend die Folgen der Gebäude-Kategorisierung über die Grenzen von Oberschwappach hinaus sein werden, ist derzeit noch nicht abschätzbar. Bis Ende 2023, so der Plan der Diözese, soll das gesamte Projekt abgeschlossen sein. Nicht alle Dorfkirchen könnten diesen nun angestoßenen Prozess überleben. Das schreibt auch Generalvikar Jürgen Vondran in einem Papier, welches das Kategorisierungsprojekt vorstellt: So sei ein Teil der Wahrheit, "dass nicht jedes der Gebäude in Zukunft finanziell unterhalten werden kann".

Von Profanierungen oder dem Verkauf, wie er im Haßbergkreis etwa 2008 mit der Kapelle des Klosters Eichelsdorf stattfand, möchte Jürgen Emmert aber noch nicht sprechen. Inzwischen sei in der Kirche vielmehr eine Debatte im Gange, wie Gotteshäuser, in denen kein regelmäßige Messe mehr stattfindet, weil die Gemeinden zunehmend schrumpfen, für das Gemeinwesen genutzt werden könnten. "Wir haben immer gedacht: Eine Kirche ist nur eine Kirche. Da müssen wir umdenken", so Emmert. In den Gotteshäusern könnten dann auch Kommunen oder zivilgesellschaftlichen Gruppen Veranstaltungen ausrichten.
Eine Idee, die womöglich auch den Haßbergkreis treffen könnte, zumindest punktuell. Hier dürfte das Thema die Gläubigen also noch länger beschäftigen.