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Würzburg/Oberschwappach
Kommentar: Das Bistum in Würzburg lässt seine Gläubigen im Stich
Der Fall Oberschwappach zeigt: Die Diözese hat sich von den Menschen in den Gemeinden entfernt. Das wird den Niedergang der Kirche noch beschleunigen, meint unser Autor.
Die Uhr der katholischen Kirche als Institution tickt. Immer mehr Mitglieder treten aus.
Foto: Lukas Reinhardt | Die Uhr der katholischen Kirche als Institution tickt. Immer mehr Mitglieder treten aus.
Lukas Reinhardt
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:49 Uhr

Kasteiung zählt in der katholischen Kirche zur Praxis des Glaubens. Freiwillige Entbehrung, etwa in der Fastenzeit, soll den Geist reinigen für Gott. Auch in der Würzburger Diözesanverwaltung kennt man sich damit aus, sollte man jedenfalls meinen. Im Juli 2019 beschloss das Bistum ein dreijähriges Baumoratorium, was einen Stopp aller geplanten Sanierungsmaßnahmen bedeutete. Als Grund nannte die Verwaltung die klammen Kassen.

Es war also eine eher unfreiwillige finanzielle Fastenzeit, unter der in den vergangenen drei Jahren auch weniger das Ordinariat litt, sondern vielmehr die Kirchengemeinden mit ihren sanierungsbedürftigen Gotteshäusern. Wie in Oberschwappach, Knetzgau. Dieser Fall zeigt einmal mehr, wie sehr sich die Entscheidungsträger an der Spitze von jenen entfernt haben, die nunmehr seit Jahrtausenden das Fundament der katholische Kirche bilden: den Gläubigen.

Kein Gespräch mit den Christen vor Ort

Über 80 Prozent der 550 Einwohnerinnen und Einwohner von Oberschwappach sind katholisch. Die Gemeinde lebt, auch den Glauben. Die Menschen zeigen den Einsatz, der nötig ist, um ihr Gotteshaus zu erhalten. Nicht nur im Ort. Denn was Würzburg bislang nicht versteht: Die Oberschwappacherinnen und Oberschwappacher bewahren mit ihrem Einsatz nicht nur St. Barbara vor dem Verfall, sondern auch die katholische Kirche als Institution.

In den vergangenen drei Jahren mehrte sich in dem Ort die Angst vor dem Verlust der eigenen Kirche. Die Verwaltung ließ dennoch im Vagen, wie es nach dem Baumoratorium weitergehen würde. Und auch wenn St. Barbara noch in Oberschwappach steht und stehen wird, so haben die 454 Gläubigen ihre Kirche irgendwie verloren. Denn: Kein Vertreter aus Würzburg hat in dieser Zeit den Gang in den Haßbergkreis unternommen, um der Gemeinde im direkten Gespräch die begründeten Sorgen zu nehmen. Stattdessen waren Briefe das gewählte Mittel der mangelhaften Kommunikation. Eine größere Distanz ist kaum möglich.

Das Fundament, auf dem die Kirche steht, bröckelt

Diese Distanz zu den Gläubigen ist eines der größten Zukunftsprobleme der katholischen Kirche als Institution. Sie dürfte den Niedergang in den kommenden Jahren noch beschleunigen. Die Verwaltung klagt bereits seit Jahren über den Rückgang der Einnahmen aus der Kirchensteuer aufgrund steigender Austritte. Doch wenn sich das Verständnis für die engagierten Gläubigen, die vor Ort Dinge bewegen, nicht grundlegend ändert, bröckelt das Fundament weiter, auf dem die Kirche steht. Neben den Anhängern, da muss man wahrlich kein Prophet sein, wird der Institution irgendwann das Geld ausgehen. Ein Teufelskreis, wenn dann das nächste Moratorium folgt. 

 
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  • M. R.
    Mit dem Geld das in den letzten Jahren für Berater raus geblasen wurde und wird hätte man viel gutes in den Gemeinden tuen können!

    Auch ist die Frage warum man eine Umstrukturierung angeht die im Bistum Speyer wieder zurück gebaut wird…
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  • M. S.
    Ich schätze der Bistumsleitung steht das Wasser selbst bis zum Hals bzw. sind die befangen. Ihr eigenen Leute, ihre eigenen geweihten in der Verwaltung tätigen Priester haben Misswirtschaft betrieben und ihre Augen vor der Wahrheit verschlossen. Dazu kommen noch andere Probleme (Priestermangel, Austritte, weniger Ehrenamtliche, Missbrauchsaffäre).

    Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen. Das vorhandene Geld reicht offenbar nicht um allen Verpflichtungen nachzukommen. Das betrifft nicht nur Kirchensanierungen sondern auch Einsparungen bei den kirchlichen Verbänden und viele weitere Dinge.

    Ich denke, dass es in der kath. Kirche in Deutschland viele Baustellen gibt aber nur wenige fähige Bauarbeiter, die zudem ohne funktionierende Gerätschaften arbeiten müssen.
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    Am besten alle aus der Kirche austreten. Um an Gott zu glauben braucht man keine Kirchenoberen die auch nur alles fürs Geld machen.
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  • B. S.
    Den Autor kann man leider nur zu pflichten. In Würzburg sitzt man auf dem hohen Ross und hat kein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Kirchenstiftungen und ihren Gläubigen vor Ort. Man hört vom Bistume öfters große Worte, aber die Taten hierzu fehlen meist. Die logische Konsequenz ist, dass sich immer mehr Gläubige enttäuscht von der Kirche abwenden. Ich brauche kein Bistum mit aufgeblähter Bistumsverwaltung um an Gott zu glauben.
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