
Ein Sprichwort besagt, dass Geschichte sich nicht wiederholt. Aber sie reimt sich gelegentlich. Die Oberschwappacher (Lkr. Haßberge) können das bestätigen, wenn es um die Geschichte ihrer Kirche geht. Die Erzählung lautet wie folgt: Anfang des 18 Jahrhunderts ist das damalige Laurentiuskirchlein inmitten des Ortes so baufällig, dass der Pfarrer sich weigert, Gottesdienst darin zu halten. Er bittet das Bistum Würzburg um Hilfe. Dieses versagt die Unterstützung, lässt die Oberschwappacher im Stich. Die Zisterzienser von Ebrach errichten schließlich die neue Kirche St. Barbara. Und die steht noch heute.
Kirchenjubiläum: drei Jahrhunderte St. Barbara - wie geht es nun weiter?
Genau 300 Jahre ist das jetzt her. Eigentlich ein Grund, um ausgelassen zu feiern. Doch so richtig zum Feiern zu Mute ist es den Oberschwappacher trotz ihres runden Kirchenjubiläums nicht. Seit Jahren ist St. Barbara ein Sanierungsfall. Vom damaligen Würzburger Generalvikar Thomas Keßler hatte es noch im Januar 2020 ein mündliches Versprechen gegeben und damit die Zusage über einen Zuschuss von 400 000 Euro für die Modernisierung. Alles schien sich zu fügen. Doch das Versprechen könnte nun bedeutungslos sein, seit Jürgen Vorndran als neuer Generalvikar die Geschicke des Bistums leitet, befürchten die Oberschwappacher. Und weil Würzburg sich weigert, klar Stellung in dieser Angelegenheit zu beziehen, geht im inzwischen im Ort sogar die Sorge vor dem Verlust der Kirche um. Aber von vorne.
Seit rund sieben Jahren engagieren sich die Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich für die Innensanierung von St. Barbara. „Heizung, Elektrik, ein Rohrbruch es gibt viel zu tun“, sagt der ehemalige Gemeinderat und Organist Udo Vogt. Es ist Sonntag. Die Oberschwappacher haben sich auf dem Vorplatz der Kirche versammelt. In einem Gottesdienst zelebrieren sie ihr Jubiläum. Kirche hat einen hohen Stellenwert im Ort, das wird schnell deutlich: Etwa 150 Menschen sind gekommen, jung und alt. Auch die fehlende Unterstützung durch Würzburg beim Bau vor 300 Jahren ist Thema.„Eigentlich“, sagt Vogt am Rande der Feier, „sollten die Sanierung bis zum heutigen Tag, zum Jubiläum, beendet sein.“ So hieß es noch im Frühjahr 2019 aus Würzburg.
Doch nur wenige Monate später, im Juli 2019, verkündete das Bistum aufgrund mangelnder Einnahmen aus der Kirchensteuer einen dreijährigen Aufschub aller Baumaßnahmen. Auch St. Barbara war betroffen. Begonnene Arbeiten, hieß es damals in einer Stellungnahme, sollten noch abgeschlossen werden. „Bis zu diesem Zeitpunkt sind wir bereits mit knapp 70 000 Euro in Vorleistung gegangen“, sagt Vogt am Rande des Jubiläums. Für ihn hatte die Sanierung längst begonnen. Doch in Würzburg sah man das anders. Es folgte der Stillstand und mit ihm die Ungewissheit, ob das Bistum die Modernisierung nach dem Moratorium noch mittragen würde. Beim Neujahrsempfang 2020 in Würzburg schließlich kam es zur glücklichen Wendung: „Der damalige Generalvikar Keßler versprach Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus und mir in die Hand, dass die Sanierung 2022 fortgesetzt wird“, sagt Udo Vogt. „Wir waren euphorisch.“ Heute sind die Oberschwappacher es nicht mehr.
Neuausrichtung in Würzburg bringt Ungewissheit in Oberschwappach
Denn seither hat sich in Würzburg einiges geändert. Im September 2020 hat Jürgen Vondran die Verantwortung für die Verwaltung des Bistums übernommen. Mit ihm an der Spitze kehrte in Oberschwappach die Ungewissheit zurück. Bürgermeister Paulus, dessen Gemeinde sich mit 83 000 Euro an der Sanierung beteiligen möchte, hakte deshalb im Februar 2021 in Würzburg nach: „Bitte teilen Sie mir mit, […] wann wir mit einer Fortsetzung der Sanierung rechnen können“, schrieb er in einem Brief an den neuen Generalvikar. Die Diözese blieb in ihrer Antwort, die zweieinhalb Monate später folgte, vage. Sie verwies auf die Zurückstellung des Antrags auf kirchliche Baugenehmigung. Und darauf, dass der „Sachverhalt aufgrund der neuen Regularien neu bewertet werden“ müsse. So finde derzeit im gesamten Bistum eine Gebäudeerfassung mit anschließender Kategorisierung statt. Die Antwort lässt vieles offen: Ob und in welcher Höhe die Sanierung unterstützt wird, etwa.
In Oberschwappach hat dieses Schreiben die Unsicherheit weiter verstärkt. „Es ist einfach sehr viel Herzblut von uns allen hier in dieses Projekt geflossen“, sagt Maria Voit, 59 Jahre alt und ehrenamtliches Mitglied der geistlichen Gemeinde. Voit engagiert sich seit 30 Jahren in der Kirche. „St. Barbara ist die Seele unseres Ortes“, sagt sie. Vom Bistum in Würzburg fordert sie mehr Transparenz. Das sieht auch Udo Vogt so. „Die Art der Kommunikation befeuert die Entstehung solcher Gerüchte doch erst“, ärgert er sich.
Pfarrer Michael Weck glaubt nicht an die dunkle Prophezeiung
War der jahrelange Einsatz nun also umsonst? Droht die Profanierung, also die Entweihung von St. Barbara? „Nein!“ An diese dunkle Prophezeiung mag Michael Weck nicht so recht glauben. Seit Herbst 2018 leitet er die Pfarreiengemeinschaft Knetzgau. Weck hält an diesem Tag die Jubiläumsmesse. Gemeinsam mit Udo Vogt und Maria Voit spricht er am Rande der Feier über die Zukunft von St. Barbara. Er gibt sich diplomatisch. „Ich wünsche mir natürlich, dass wir auf dieser neuen Prioritätenliste ganz oben stehen“, sagt Weck. „Das Ensemble von Schloss und Kirche in einem Ort wird sicher Berücksichtigung finden.“ Grundsätzlich unterstütze er die Neuausrichtung seines Bistums in Würzburg. „Die Kirche steht vor Veränderungen“, sagt Weck – und fügt an: „Die Menschen müssen in diesem Prozess aber auch mitgenommen werden.“

Die Signale, die auf Nachfrage dieser Redaktion aus Würzburg kommen, nähren indes weiter die Hoffnung der Oberschwappacher. „Grundsätzlich“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme, „ist es Ziel der Diözese Würzburg, die Kirche im Dorf zu erhalten.“ Und: „Aus wirtschaftlichen Gründen wurden in der Vergangenheit keine Gotteshäuser in der Diözese Würzburg verkauft.“ Eine wirklich klare Ansage ist aber auch das nicht. Das scheint sich erst nach Ablauf des Moratoriums im Sommer 2022 zu entscheiden. Günstiger werden dürfte die Sanierung bis dahin nicht.
Diese Zeiten sind definitv vorbei. Die katholische Kirche wird lernen müssen, kleiner zu leben. Sehe ich protestantische Immobilien, sind die weitaus ökonomischer gestrickt.
Nur weils immer so war wird es nicht so bleiben. Mal drüber nachdenken…