
Lebensqualität schaffen für ein Kind mit Handicap. Diese Aufgabe beschäftigt das Ehepaar Verena und Alexander Krutsch aus Sand seit nunmehr sechs Jahren rund um die Uhr. Und die beiden stellen sich ihrem Schicksal ohne Wenn und Aber: Ihre Tochter Emma kam mit der seltenen, nach aktuellem medizinischen Stand unheilbaren Krankheit AMC zur Welt. Diese zeigt sich darin, dass ihre Beweglichkeit stark eingeschränkt und die Muskelkraft gemindert ist. Fünf Operationen in der Kinderorthopädie Aschau und eine weitere in Würzburg hat Emma bereits hinter sich.
Kinderzimmer im ersten Stock: Einbau eines Lifts ist in dem Haus nicht möglich
Verena und Alexander Krutsch sahen ein Problem auf sich zukommen, das sie nun anpacken wollen: Ihr Haus ist zweigeschossig. Bad und Kinderzimmer befinden sich im ersten Stock. Mama oder Papa tragen ihre Tochter bisher mehrmals täglich Treppen hinauf und hinunter. Das Kind wächst, sein Gewicht nimmt zu. Der Gedanke an einen Lifteinbau musste aus Gründen der Hauskonstruktion verworfen werden.

Das Haus, so die nüchterne Betrachtung der Situation, ist in diesem Zustand einfach nicht für eine solche Lebenswirklichkeit gebaut, zu wenig barrierefrei. Das Ehepaar überlegte, was getan werden könnte. Die Idee: auf einer Ebene ein Anbau mit eigenem Kinderzimmer und Bad; "denn dann kann sie sich im Erdgeschoss einschließlich Garten völlig eigenständig bewegen", erklärt Alexander Krutsch. "Dann ist alles barrierefrei", freut sich seine Frau Verena. Und die Tochter zeigte sich begeistert.
Finanzen lassen den Umbau nicht zu
Doch zunächst blieb es bei dem Plan. Denn leider ließen ihre finanziellen Mittel einen solchen Umbau nicht zu; obwohl sie sich zutrauen, vieles in Eigenleistung zu erbringen. In Zahlen heißt das: 100.000 Euro umfasst das ganze Projekt. Durch Eigenleistung könnte der finanzielle Aufwand auf circa 70.000 Euro reduziert werden, schätzt das handwerklich geschickte Ehepaar.

Familie Krutsch, die ihr Schicksal bisher stets alleine in die Hand nahm, suchte den Weg in die Öffentlichkeit. Die drei erfuhren aus dem Familienkreis von der Organisation "GoFundMe". Diese nimmt Spendenaufrufe entgegen und veröffentlicht sie im Netz. Gemeinsam fällten sie die Entscheidung, sich an diese zu wenden. "Einfach war es für uns nicht, an die Öffentlichkeit zu gehen", erklärt Verena. "Doch das Wohl von Emma steht für uns an oberster Stelle." Daher wollten sie nichts unversucht lassen, damit dieses Projekt Realität werden kann. Ihr Aufruf wurde in der Nacht vom 4. auf den 5. Juli online gestellt.
Überwältigende Resonanz: Mehr als 20.000 Euro in weniger als einem Monat
Die Resonanz war überwältigend: seitdem liefen über 20.000 Euro auf ihr Konto ein; in den sozialen Medien wurde ihr Aufruf vielfach geteilt, und aus der Nachbarstadt kam ein Anruf: Der Verein Helfer Shuttle Eltmann zeigte sich bereit, tatkräftig mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Verena Krutsch sagt dazu: "Wir sind einfach unglaublich dankbar, dass wir so viel Zuspruch und Unterstützung bekommen. Was wir auch schätzen, weil es keine Selbstverständlichkeit ist."
Demnächst wird Emma eingeschult, im Förderzentrum Schonungen, der sogenannten K-Schule am Bach. Die Umsetzung des Anbaus ist in Sichtweite, ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Familie Krutsch schaut mittlerweile mit Zuversicht auf die kommenden Jahre.
Der Spendenaufruf ist zu finden unter: www.gofundme.com/f/ich-wunsche-mir-ein-barrierefreies-zuhause