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Haßfurt
Angriff auf die Kernstadt-CSU? Neuer Ortsverband "Stadtteile Haßfurt" präsentiert Bürgermeisterkandidaten
Volker Ortloff will für die fusionierten Ortsverbände der Stadtteile ins Rennen ziehen. Mit dem Vorstoß hat er die Kernstadt offenbar überrumpelt.
Sie führen die CSU der Kreisstadt: Christian Schneider (links) den Ortsverband Haßfurt, Volker Ortloff den Ortsverband Stadtteile Haßfurt. Werden sie Konkurrenten um das Amt des Bürgermeisters?
Foto: Anett Schneider, Josef Lamber | Sie führen die CSU der Kreisstadt: Christian Schneider (links) den Ortsverband Haßfurt, Volker Ortloff den Ortsverband Stadtteile Haßfurt. Werden sie Konkurrenten um das Amt des Bürgermeisters?
Martin Sage
 |  aktualisiert: 05.04.2025 02:37 Uhr

Es gibt einen neuen CSU-Ortsverband in Haßfurt. Damit nicht genug, präsentiert dieser Ortsverband auch gleich einen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl im kommenden Frühjahr: Die fünf bisherigen CSU-Ortsverbände Augsfeld, Prappach, Sailerhausen, Uchenhofen und Unterhohenried haben sich zum Ortsverband "Stadtteile Haßfurt" zusammengeschlossen. Dessen Vorsitzender ist Volker Ortloff, der darüber hinaus seinen Hut als Bürgermeisterkandidat in den Ring geworfen hat. 

Gleich zwei bemerkenswerte Nachrichten für die Kreisstadt also, die aber auch Fragen aufwerfen. Denn von der Gründungsversammlung am Mittwochabend in der Gaststätte Rambacher in Prappach hat Christian Schneider (46), der Vorsitzende des CSU-Ortsverbandes Haßfurt, also der "Kernstadt-CSU", nichts gewusst. Dass der Zusammenschluss angedacht war, ist Schneider seit gut einem Jahr bekannt. Da die Ortsverbände an Überalterung und Mitgliederschwund leiden, hält er diesen Schritt auch für sinnvoll. 

Christian Schneider: Wären gerne dabei gewesen

Doch am Donnerstagmittag, als die Redaktion mit ihm telefonierte, war Schneider konsterniert. Niemand hatte ihn zur Gründungsversammlung eingeladen. "Wir wären aber gerne dabei gewesen", bedauerte er aus Sicht seines Ortsverbandes Haßfurt. Zumal man dem neuen Verband auf dem Weg zur Gründung und darüber hinaus jede Unterstützung zugesagt habe. 

Damit nicht genug: Schneider wusste auch im Vorfeld nicht, dass sich Volker Ortloff (53) aus Sailershausen am Mittwochabend als Bürgermeisterkandidat präsentieren würde. Schon 2020 hatte sich der Berufsoffizier um den Chefsessel im Rathaus beworben, war aber gegen Amtsinhaber Günther Werner (Wählergemeinschaft) unterlegen. "Damit überraschen Sie mich wirklich", sagte Schneider am Donnerstag zur Redaktion. Es nicht aus erster Hand zu erfahren, sei nicht die feine englische Art. Weiter wolle er die Sache nicht bewerten.

Aber eines scheint klar: Schneider, der in der Hauptverwaltung der Stadt Haßfurt arbeitet, dürfte das Vorgehen in Sachen Stadtteile-CSU als doppelten Affront empfinden: Einmal, weil die Gründung an ihm völlig vorbeiging. Und dann, weil er selbst zu den Top-Favoriten der CSU für eine mögliche Nachfolge von Bürgermeister Werner zählt. Zu seiner eigenen Kandidatur wollte sich Schneider am Donnerstag nicht äußern, dazu sei es zu früh.

Außenstehende mögen darüber verblüfft sein, dass es hier innerhalb der großen Haßfurter CSU-Familie offenbar keinen Informationsaustausch gab. Allerdings gelten Ortloff und Schneider nicht gerade als beste Freunde: Als CSU-Mitglied Jürgen Kehrlein (Augsfeld) im vergangenen Sommer mit umstrittenen Äußerungen im Haßfurter Stadtrat eine Debatte auslöste, legte ihm Schneider den Rücktritt nahe. Ortloff warf Schneider daraufhin vor, die Möglichkeit auszunutzen, "einem anderen eine auszuwischen und ihn öffentlich zu düpieren." Innerhalb der CSU zeigten sich starke Brüche.

Volker Ortloff: "Formal alles richtig gemacht"

Volker Ortloff bestätigte der Redaktion am Donnerstag, die Kernstadt-CSU nicht über den Termin der Fusion und auch nicht über seine Kandidatur informiert zu haben. Er sehe das nicht als Affront. Alle wichtigen Seiten, von den fünf Ortsverbänden über den CSU-Kreisverband bis hin zur Bundeswahlkreisgeschäftsstelle in Bad Kissingen, seien im Bilde gewesen. "Wir haben formal alles richtig gemacht, wenn sich jemand auf den Schlips getreten fühlt, ist das seine Sache", meinte Ortloff.

Wer zieht 2026 als Chefin oder Chef ins Haßfurter Rathaus ein? Fest steht: Volker Ortloff von der CSU ist ein Bewerber. Amtsinhaber Günther Werner (WG) hat sich noch nicht über eine Kandidatur geäußert.
Foto: René Ruprecht (Archivfoto) | Wer zieht 2026 als Chefin oder Chef ins Haßfurter Rathaus ein? Fest steht: Volker Ortloff von der CSU ist ein Bewerber. Amtsinhaber Günther Werner (WG) hat sich noch nicht über eine Kandidatur geäußert.

Ihm gehe es einerseits darum, fünf sterbenden Ortsverbänden eine Zukunft zu geben, erklärte der 53-Jährige mit Blick auf die Fusion. Und zudem sei es jetzt, ein Jahr vor der Kommunalwahl, an der Zeit, aus der CSU heraus ein Zeichen zu setzen: "Die Bevölkerung erwartet, dass sich bei uns etwas tut", begründete er sein Vorpreschen als Kandidat. 

Dorothee Bär freut sich auf Zusammenarbeit

Die CSU-Kreisvorsitzende Dorothee Bär (Ebelsbach) und Kreisgeschäftsführer Gerhard Zösch (Sand am Main) haben im Vorfeld an einer Sitzung mit den fünf fusionswilligen Ortsverbänden teilgenommen; beide waren am Mittwoch verhindert. Von Bär heißt es in Parteikreisen, sie sei nicht besonders glücklich über den neuen Ortsverband, wegen der sich möglicherweise auftuenden Kluft zwischen der CSU in der Kernstadt und den Stadtteilen.

In einem kurzen Statement per E-Mail ging die Kreisvorsitzende am Donnerstag darauf nicht ein. Es sei der ausdrückliche Wunsch der Ortsverbände gewesen, einen neuen Ortsverband zu gründen, um künftig noch schlagkräftiger agieren zu können, schreibt Bär. "Als Vorsitzende des Kreisverbandes Haßberge unterstütze ich den neu gegründeten Ortsverband und freue mich auf eine weiterhin sehr gute Zusammenarbeit."

Gerhard Zösch: "Sie haben ein Zeichen gesetzt"

Gerhard Zösch hält es für gut, wenn ein neuer starker Ortsverband ein "gesundes Gegengewicht" zum Stadtverband bildet. Doch war es ein geschickter Schachzug der CSU "Haßfurt Land", jetzt blitzartig einen Bürgermeisterkandidaten zu benennen? "Sie haben auf jeden Fall ein Zeichen gesetzt", antwortete Zösch am Donnerstag. Den Haßfurter Parteifreunden wünsche er, dass diese sich nun rasch auf einen Kandidaten oder eine Kandidatin einigen – und kein potenzieller Bewerber durch eine lange interne Auseinandersetzung beschädigt werde. 

Der Vorstand des neuen CSU-Ortverbandes Stadtteile Haßfurt (von links): Sven Schnös, Holger Helas, Vorsitzender Volker Ortloff, Jochen Hübschmann, Eva Kehrlein und Günter Fleischmann.
Foto: Wolfgang Sandler | Der Vorstand des neuen CSU-Ortverbandes Stadtteile Haßfurt (von links): Sven Schnös, Holger Helas, Vorsitzender Volker Ortloff, Jochen Hübschmann, Eva Kehrlein und Günter Fleischmann.

Wolfgang Kunzmann (Zeil), der Vorsitzende der Senioren-Union Haßberge, hat die Gründungsversammlung am Mittwochabend miterlebt. Auch er findet die Fusion positiv. Doch Kunzmann teilt offenbar die Sorgen, die nun viele Beobachterinnen und Beobachter haben, parteiintern und außerhalb: Dass sich Gräben auftun könnten zwischen den beiden Haßfurter CSU-Ortsverbänden, was sich negativ auf die Kommunalwahl auswirken würde. Deshalb habe er der Versammlung mitgegeben, dass man jetzt auf alle Fälle miteinander reden müsse. "Stadt und Land müssen harmonieren", wiederholte Kunzmann seinen Appell gegenüber der Redaktion.

Laut Christian Schneider hält sein CSU-Ortsverband Haßfurt am 29. April Jahreshauptversammlung. Es folgt am 13. Mai die konstituierende Vorstandssitzung. Erst danach kommt es zur Stadtverbandsversammlung (also beider Ortsverbände) mit der Kür der Kandidatinnen und Kandidaten zur Kommunalwahl 2026. Es wird also spannend, was sich in den nächsten Wochen in Kreisen der Haßfurter CSU und in Sachen Bürgermeisterkandidatur alles tut.

Der Vorstand des CSU-Ortsverbandes Stadtteile Haßfurt

Die Gründungsversammlung hat am Mittwochabend in Prappach folgende Personen in die Verantwortung gewählt: Vorsitzender ist Volker Ortloff, Stellvertreter sind Jochen Hübschmann und Sven Schnös. Schatzmeister ist Holger Helas, Schriftführer sind Eva Kehrlein und Günter Fleischmann.
Quelle: CSU-Ortsverband Stadtteile Haßfurt
 
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    In dieser stets um Eintracht bemühten Partei scheint sich echte Demokratie breitzumachen, wenn mutmaßlich die Vorstände von Stadt-und Stadtteil-csu gegeneinander, aber beide als Unionenkandidaten, zur Kommunalwahl antreten wollen.
    Das macht neugierig auf weitere Kandidaturen .
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