
Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Volkshochschul-Kursen in Knetzgau dürfte die Nachricht ein Schock sein: Viele Kurse werden teurer, und das teilweise deutlich. So steigt beispielsweise bei der Aquafitness im Hallenbad der Preis für eine Kursstunde von 7 auf 10,80 Euro, bei den Kinderschwimmkursen von 9,30 auf 13,50 Euro – in beiden Fällen also eine Steigerung von rund 50 Prozent.
Und zwar nicht nur für Menschen, die sich neu zu den Kursen anmelden. Auch Personen, die schon lange angemeldet sind, wurden in den letzten Tagen von der Nachricht überrascht, dass sie nun plötzlich mehr zahlen müssen.
Volkshochschule sieht die Verantwortung bei der Gemeindeverwaltung
Die Verantwortlichen der Volkshochschule (Vhs) Landkreis Haßberge bedauern diese Entwicklung, stellen jedoch klar, dass ihnen nichts anderes übrig geblieben sei. Grund sei eine Entscheidung der Verwaltung im Knetzgauer Rathaus, die ohne Einbeziehung des Gemeinderats getroffen worden sei. Durch diese müsse die Bildungseinrichtung nun deutlich mehr für die Nutzung der Räume im Ort zahlen. Die Kosten müsse sie an die Teilnehmenden weitergeben, berichtet Vhs-Geschäftsführer Holger Weininger im Gespräch mit dieser Redaktion.
Betroffen davon sind Räume der Gemeinde Knetzgau wie der Rats- und Kultursaal, das Alte Rathaus oder der Offene Treff in Westheim sowie das Schwimmbad. Bisher hatte die Volkshochschule diese kostenlos nutzen können, für das Schwimmbad fielen lediglich die normalen Eintrittspreise an.
Vhs zahlt deutlich mehr als die örtlichen Vereine
Doch seit Anfang April soll die Vhs Nutzungstarife zahlen. Das wäre für die Bildungseinrichtung noch zu verschmerzen gewesen, würde es sich um die Tarife handeln, die auch für die Vereine aus Knetzgau gelten. Doch offenbar verlangt die Gemeinde von der Volkshochschule deutlich mehr Geld als von so manchem Club, der die gleichen Räumlichkeiten nutzt.
"Es hat sich entzündet an den Schwimmkursen", sagt Christian Ruser, Programmverantwortlicher und Außenstellenkoordinator der Vhs. Immerhin ist Knetzgau einer der wenigen Orte im Landkreis, die noch eine Schwimmhalle haben und in denen die Volkshochschule somit Kurse anbieten kann.
Dass Städte und Gemeinden verschiedene Tarife für die Miete ihrer Räumlichkeiten haben, ist normal. Vereine aus dem eigenen Ort zahlen dabei den günstigeren Preis, auswärtige Vereine, die sich dort einmieten, den teureren.
Die Volkshochschule werde dabei üblicherweise als einheimischer Verein behandelt, erklären Ruser und Weininger. Doch in Knetzgau habe sich das jetzt geändert. "Der Bürgermeister hat uns neu eingestuft. Wir zählen jetzt als auswärtiger Verein", berichtet Ruser.
Erwachsenenbildung: Eine Kernaufgabe der Kommunen
Der Unterschied ist enorm: Während Knetzgauer Vereine für die Nutzung des Hallenbades 35 Euro pro Stunde zahlen müssen, sind es für auswärtige 60 Euro. Weininger und Ruser verweisen auf Artikel 57 der Bayerischen Gemeindeordnung, der Kommunen dazu verpflichtet, gewisse Angebote in der Erwachsenenbildung zu schaffen. "Aber nicht jede Kommune kann eine eigene Volkshochschule betreiben", sagt Weininger.

Eben deswegen gebe es im Landkreis Haßberge eine kreisweit agierende Vhs, die als Verein organisiert ist. Die Städte und Gemeinden zahlen jeweils einen Mitgliedsbeitrag und stellen Räume für Kurse zur Verfügung, dafür nehme ihnen der Verein mit der Erwachsenenbildung eine kommunale Kernaufgabe ab.
Deshalb verlangen manche Kommunen von der Vhs gar keine Miete. Und die, die Miete verlangen, betrachten sie als einheimischen Verein, der damit weniger zahlen muss. Das würden sich die Verantwortlichen der Bildungseinrichtung auch für Knetzgau wünschen, zumal mehr als die Hälfte der Kursteilnehmenden auch tatsächlich aus Knetzgau stammte, wie Ruser erklärt.
Neue Tarife ab April, obwohl die Information erst im Februar kam
Auch für die Miete anderer Räume der Gemeinde fällt künftig Miete an. Laut einem Schreiben des Knetzgauer Bürgermeisters Stefan Paulus (SPD/CWG) an die Vhs, das der Redaktion vorliegt, sind es 50 Euro für Veranstaltungen mit bis zu drei Terminen und 100 Euro für Veranstaltungen mit vier oder mehr Terminen. Obendrauf kommt pro Tag eine Reinigungspauschale von 25 Euro. Lediglich die Schulräume, die der Vhs aber nur außerhalb der Unterrichtszeiten zur Verfügung stehen, können weiterhin kostenfrei genutzt werden.
"Ich habe mir überlegt: Wie können sich andere das leisten?", sagt Ruser, gerade mit Blick auf so manchen Knetzgauer Verein mit begrenzten finanziellen Mitteln. So habe er recherchiert und herausgefunden, dass auch hier Vereine aus dem Ort weniger zahlen müssten.
"Wir sind die Geschädigten, aber die Opfer sind die Bürgerinnen und Bürger", sagt Ruser. Ein weiteres Problem: Die neuen Tarife gelten seit April, doch erst im Februar sei die Vhs darüber informiert worden. Daher sei es nötig gewesen, nun sogar die Preise für laufende Kurse zu erhöhen.
Teilnehmer sind vor allem enttäuscht
Bei Helga Rhein, die als Verwaltungsangestellte der Vhs unter anderem für die Anmeldungen zuständig ist, schlagen viele der Beschwerden über die Preiserhöhung auf. "Die Leute sind vor allem enttäuscht", sagt sie, wobei auch viel Verständnis dafür da sei, dass die Verantwortung nicht bei der Bildungseinrichtung selbst liege.
Rhein sieht in der aktuellen Situation vor allem eine "Benachteiligung nicht mobiler Menschen". Denn während man andere Kurse in Räume in Nachbarorten verlegen könne, um sie weiterhin für den günstigeren Preis anzubieten, müssten gerade die Senioren-Angebote eben im eigenen Ort stattfinden.
Holger Weininger kündigt bereits an, dass es wohl zu einer Ausdünnung des Kursangebots in Knetzgau kommen werde, sollte die Situation langfristig so bleiben. Bürgermeister Paulus war auf Anfrage der Redaktion nicht zu erreichen.
Unzureichende Reaktion: Vhs vermisst eine Antwort des Bürgermeisters
Auch von der Vhs heißt es, man habe vom Rathauschef nur unzureichende Antworten auf Nachfragen erhalten. "Er hat reagiert, aber nicht wirklich geantwortet", sagt Weininger. So habe Paulus auf seine Nachfrage, warum die Volkshochschule nun den Tarif für externe Vereine zahlen müsse, lediglich eine Mail geschickt, in der die neuen Tarife noch einmal benannt werden, ohne jedoch die Einstufung der Vhs zu begründen.
"Es ist nicht schön, dass es so läuft", sagt Paulus' Stellvertreter Stefan Seubert (CSU) auf Nachfrage dieser Redaktion. "Die Vhs macht es ja nicht für sich, sondern für die Bevölkerung." Daher sei es naheliegend, von der Bildungseinrichtung nur die internen Sätze zu verlangen. "Aktuell habe ich als Zweiter Bürgermeister soviel Kenntnis wie der Rest der Bevölkerung", sagt er. So hoffe er jetzt auf mehr Informationen in der nächsten Gemeinderatssitzung.