
Bis 2030 will der Landkreis Haßberge bilanziell klimaneutral werden, 24 von 26 Kommunen der Region haben sich dazu im Herbst vergangenen Jahres auch bereits dem Klimapakt des Landkreises angeschlossen. Doch: "Wenn man das Ziel erreichen will, muss man auch die Privathaushalte mitnehmen und ein entsprechendes Beratungsangebot bieten", weiß Holger Weininger, Geschäftsführer der Volkshochschule (Vhs) Landkreis Haßberge .
Das Umweltbildungszentrum (UBiZ) in Oberschleichach verdoppelt deshalb seine Kapazitäten in der Energieberatung: Aus 0,8 sind zum Monatsbeginn 1,55 Stellen geworden, die neuen Energieberater heißen Andreas Wunderer und Bastian Buhlheller.
Heizungsgesetz sorgt für Anfrageflut
Zuletzt hatte vor allem das im vergangenen Jahr viel diskutierte Heizungsgesetz der Bundesregierung für eine wahre Anfrageflut in der Energieberatung gesorgt. Zeitweise mussten auch zusätzliche Honorarkräfte herangezogen werden. Nun stellt sich das Umweltbildungszentrum, das von der Vhs Haßberge betrieben wird, deshalb neu auf.

Ziel der Erstberatung, die das UBiZ anbietet, ist dabei stets "dass derjenige, der bei uns war, zielgerichtet losgehen kann" und "eine Energiewende-Landkarte im Kopf" hat, beschreibt es Andreas Wunderer, einer der beiden neuen Energieberater. Konkret soll das heißen: Bei der Beratung durch das Umweltbildungszentrum geht es nicht darum, bereits Förderanträge zu stellen, die Wärmepumpe, Hackschnitzelheizung, Hausdämmung oder auch den Fenstertausch konkret zu planen.
Vielmehr sollen die Bürgerinnen und Bürger einen Überblick erhalten, welche Möglichkeiten zur energetischen Sanierung es gibt und welcher Schritt vor welchem angegangen werden sollte. "Ich muss im ersten Schritt schon wissen, was ich mache, sonst wird der dritte Schritt teurer", ergänzt dazu der zweite neue Energieberater im UBiZ, Bastian Buhlheller.
Andreas Wunderer gibt ein konkretes Beispiel: "Wenn ich jetzt die Heizung austausche – zum Beispiel von Öl oder Gas auf Wärmepumpe – und das Haus ist noch nicht gedämmt, soll aber in zehn Jahren noch gedämmt werden, dann ist die Wärmepumpe in zehn Jahren überdimensioniert." Bei Öl- oder Gasheizungen sei das nicht so schlimm. Aber: "Für die Wärmepumpe ist das schlecht. Sie geht dadurch schneller kaputt." Wichtig sei deshalb stets, den Gesamtplan immer im Hinterkopf zu behalten. "Mein Ziel ist es, dass jemand nach einer Stunde mit einer guten Idee rausgeht, wie er vorankommt", lautet Wunderers persönliche Vorgabe.
Es geht nicht nur um Technik, sondern auch ums Geld
Wie das Ganze jeweils finanziert werden kann, spielt bei der Beratung ebenfalls eine Rolle. Einen Überblick über die komplexen Fördermöglichkeiten erhalten Bürgerinnen und Bürger in der Energieberatung des UBiZ deshalb ebenfalls. Wichtig ist Wunderer dabei noch zu betonen: "Wir sind nicht abhängig, sondern beraten Produkt-neutral und Technik-neutral." Eine konkrete Kaufempfehlung wird es von den Energieberatern im UBiZ deshalb nicht geben.
Die Finanzierung der beiden Energieberater-Stellen im Umweltbildungszentrum selbst unterdessen ermöglichen vor allem der Landkreis Haßberge und seine Kommunen. Während der Landkreis rund zwei Drittel der Kosten trägt, steuern die Kommunen rund 64 Cent pro Einwohner pro Jahr bei. "Der Landkreis nimmt trotz der klammen Kassen hier viel Geld in die Hand", lobt und dankt Vhs-Geschäftsführer Holger Weininger zugleich und ergänzt: "Und zwar kontinuierlich seit mittlerweile 2007."
Haßfurt, Königsberg, Ebern und Knetzgau scheren aus
Die Erstberatung durch das UBiZ kann deshalb zu besonders günstigen Konditionen angeboten werden. Allerdings: Bürgerinnen und Bürger aus vier Kommunen des Landkreises müssen dafür aktuell tiefer in die Tasche greifen als andere. Hintergrund ist, dass sich nicht alle Bürgermeister bei der jüngsten Bürgermeister-Dienstbesprechung Anfang des Monats für eine finanzielle Beteiligung ihrer Kommune am Energieberatungs-Angebot ausgesprochen haben. Die vier Kommunen, die nicht mitmachen, sind Haßfurt, Königsberg, Ebern und Knetzgau, wie Holger Baunacher, Vorsitzender der Vhs Haßberge, auf Nachfrage der Redaktion erklärte.
Bürgerinnen und Bürger aus den entsprechenden vier Kommunen müssen nun zusätzlich zu einem Sockelbetrag von 12 Euro, der für die meisten Landkreis-Einwohner anfällt, weitere 23 Euro für die Erstberatung selbst tragen. "Zwei aktuelle Anfragen sind davon betroffen", weiß Weininger. Für Kunden der Stadtwerke Zeil und der ÜZ Mainfranken unterdessen ist die Energieberatung durch das UBiZ – wie bereits in den vergangenen Jahren – auch künftig kostenlos. Die beiden regionalen Energieversorger unterstützen die Beratung mit Sponsoring-Mitteln.
Über die Beratung in Oberschleichach hinaus soll es mit den beiden neuen Energieberatern bald auch wieder Vor-Ort-Sprechtage in den einzelnen Kommunen geben: Der Startschuss dafür erfolgt in Zeil am Donnerstag, 4. Juli, von 16 bis 18 Uhr. Eine Woche später werden Andreas Wunderer und Bastian Buhlheller am Donnerstag, 11. Juli, ebenfalls von 16 bis 18 Uhr dann auch in Hofheim für Beratungsgespräche zur Verfügung stehen.
Zu erreichen sind die Energieberater wie folgt: Bastian Buhlheller, Rufnummer (09529) 9222-14; Andreas Wunderer, Rufnummer (09529) 9222-13; E-Mail: energieberatung@ubiz.de