Am 6. Februar 1973 wurde der Caritasverband für den Landkreis Haßberge gegründet. Damals in der Verantwortung: Vorsitzender Martin Braterschofsky und Geschäftsführer Klaus Diedering. Unter ihrer Führung dauerte es damals kein Jahr, bis der erste Caritas-Wohltätigkeitsball im "Göllersaal" in Zeil stattfand.
Mit dem Ball sollte Geld für die sozialen Projekte der Caritas gesammelt werden, vor allem zum Aufbau neuer Projekte, erklärt Diederings aktuell amtierende Nachfolgerin, Anke Schäflein. Zudem sei es Ziel der Caritas gewesen, "auch mal mit ausschließlich positiver Konnotation in der öffentlichen Wahrnehmung zu sein".
Der Caritasball als gesellschaftliches Highlight im Landkreis Haßberge
Zusammen mit Rita Krebs, der damaligen Kollegin aus der Öffentlichkeitsarbeit, habe Diedering den Wohltätigkeitsball in immer größere und professioneller Bahnen gelenkt. "Sie haben den Caritasball zu einem echten gesellschaftlichen Highlight im Landkreis entwickelt."
Krebs hat den Ball seit 1988 in insgesamt 33 Jahren organisiert. Er war all die Jahre ihr Kind, sagt sie. Über Wochen hinweg habe er das Leben ihrer fünfköpfigen Familie dominiert und die gemeinsamen Wochenend-Ausflüge hätten hierbei stets das Zusammentragen von Sachspenden für die Tombola zum Inhalt gehabt.
"Ein ordentlicher Reingewinn", blickt sie zurück, denn: "Den bis zu 900 Gästen standen meist um die 1500 Preise gegenüber. Je nach Gästezahl wurden 3000 bis 4000 Lose verkauft." Im ganzen Landkreis seien die katholischen Kirchengemeinden aufgefordert gewesen, Sammelaktionen durchzuführen, "in die entlegensten Dörfer" seien sie und ihr Mann hierbei gekommen.
Ehrenamtlicher Einsatz als eine der Säulen des Erfolgs
Möglichst viel Reingewinn habe sie im Blick gehabt, einmal auch für die Caritas-Kindergärten, "dafür haben die Erzieherinnen wunderschöne Teelichtbehälter für alle Tische gebastelt". Angemessen hohe Preise für die Eintrittskarten, eine beachtliche Tombola und unermüdliche ehrenamtliche Unterstützung seien die Säulen des Erfolgs gewesen.
Dazu erstklassige Tanzmusik: Meist spielte die Klaus-Hörmann-Band in Abwechslung mit den Andorras zum Tanz auf. Die Rhythmen seien stets mit den Tanzschulen aus der Region abgestimmt gewesen, welche ihrerseits mit erstklassigen Tanzeinlagen das Vermögen ihrer Zöglinge zur Schau stellten. So sei es ein Geben und Nehmen gewesen, das Jahr für Jahr Hunderte von Gästepaaren zu unvergesslichen Abenden zusammenfinden ließ.
Genauso nahm es auch Anke Schäflein wahr, wie sie berichtet. Ihr "persönliches Highlight" seien "die Tanzkünste sehr vieler Paare" gewesen, insbesondere "der beseelte Ausdruck der Tänzerinnen und Tänzer auf der Tanzfläche. Und deren Durchhaltevermögen." Viele hätten begeistert quasi durchgängig bis 2 Uhr am Morgen getanzt.
Ersatz-Helferinnen kamen einmal versehentlich im Micky-Maus-Kostüm
Rita Krebs zeigte sich in ihren 33 aktiven Jahren stets als Organisationstalent: Sie gewann mit ihrem einnehmenden Wesen Sponsoren, hielt das Niveau der Veranstaltung hoch und wusste eine treue Helferschaft hinter sich zu vereinen.
Einmal, erinnert sie sich, habe eine sehr tüchtige Bedienung kurzfristig absagen müssen, aber gleich für Ersatz gesorgt, zwei Freundinnen aus Schweinfurt. Diese seien auch pünktlich erschienen, beide jedoch in Micky-Maus-Kostüm – in der Annahme, es handele sich um einen Faschingsball. Zwei Blusen aus Krebs privater Garderobe mussten kurzerhand herhalten, eine davon sei viel zu groß gewesen, "aber es hat dann doch alles geklappt".
Umzug des Caritasballs von Knetzgau nach Oberaurach
Von 1981 bis 2014 fand der Caritasball in der Franz-Hofmann-Halle in Knetzgau statt. "Als dann der Veranstaltungsort Knetzgau mit dem Schließen der Halle aus baurechtlichen Gründen wegfiel, standen wir kurz vor dem Aus", blickt Schäflein zurück. "Wir haben den Ball dann nochmal nach Oberaurach gerettet."
Der Umzug fiel Krebs nicht leicht, wie sie berichtet: Die Knetzgauerin hatte nicht mehr so kurze Wege zu den Räumlichkeiten, die eingespielte Helferschaft tat sich mit dem neuen Standort ebenfalls schwer, und dem Erscheinungsbild der Halle konnte sie den Turnhallenflair nicht wirklich nehmen.
Mit den Jahren alterte auch die Gästeschar. Krebs musste miterleben, dass ganze Tischgruppen wegfielen. Und jüngere Generationen seien nicht in dem Maße nachgerückt, wie es zu einer kontinuierlichen Wiederbesetzung der freigewordenen Plätze notwendig gewesen wäre. Auch die Sachspendenfreudigkeit für die Tombola habe stark nachgelassen.
Wegfall der Erlöse läutete das Ende des Caritasballs ein
Der Unterschied zwischen Einnahmen und Ausgaben läutete dann das Ende des Balls ein: "Entscheidungsleitend", informiert Schäflein, "waren die Jahr für Jahr enorm gestiegenen Ausgaben, die zunehmend schwierig in Relation zu den Einnahmen zu setzen waren."
Zum einen, weil die Kosten für Dienstleister und die Sachkosten immer höher ausgefallen seien, zum anderen aber auch, "weil wir immer schwerer Ehrenamtliche finden konnten, die mitmachen und so von Kosten entlasten. Wir, insbesondere auch unser ehrenamtlicher Vorsitzender, Johannes Simon, haben lange und intensiv um den Caritasball gerungen."
Dem Abschied der Ball-Tradition begegneten sie versöhnt, berichtet Schäflein, "weil wir uns diese Entscheidung eben alles andere als leicht gemacht haben". Der Ball habe "mit seinen Erlösen in den ersten Jahren und vielleicht sogar Jahrzehnten immer mitgeholfen, Löcher in der Finanzierung unserer sozialen Projekte zu stopfen".
Ballerlöse sollen die neue Jugendsuchtberatung finanziell unterstützen
Sie "danke ganz herzlich allen Kolleginnen und Kollegen, Ehrenamtlichen und Gästen, die über dann 48 Bälle mitgeholfen und mitgetanzt haben", erklärt Schäflein im Vorfeld des letzten Caritasballs, der am Samstag stattfinden wird. "Ich hoffe, viele hatten über die vielen Jahre viel Spaß, bei unseren rauschenden Bällen."
Gleichzeitig hoffe sie auf Nachsicht der Gründungspersonen und bei allen früher Engagierten zu der Entscheidung. "Ich hoffe außerdem auf richtig gute Erlöse dieses letzten Balls in unserem Jubiläumsjahr. Wir feiern heuer das 50. Gründungsjubiläum und möchten mit den Ballerlösen unsere neue Jugendsuchtberatung finanziell unterstützen."
Dafür sei nochmals ein würdevolles Programm aufgestellt worden: Für die Tanzmusik zeichnen die Andorras verantwortlich. Eine Polonaise eröffnet den Abend, die Tanzschule Pelzer bietet Showeinlagen und auch die Showtanzgruppe der Garde Holzhausen wird ihr Können zeigen. Fünf Gewinner beziehungsweise Gewinnerinnen werden ausgelost. Gegen zwei Uhr fällt auf dem Caritasball dann endgültig der letzte Vorhang.
Schwachsinn ?