Wer in den letzten Wochen vom Bahnhof Ebelsbach-Eltmann mit dem Zug nach Bamberg oder Haßfurt fahren wollte, der musste durch die Unterführung laufen und Bahngleis 3 oder 4 ansteuern. Damit ist jetzt Schluss. Seit Montagmorgen, 5 Uhr, können Reisende den Hausbahnsteig, konkret das Bahngleis 2, am Bahnhof Ebelsbach-Eltmann wieder regulär benutzen, um in Richtung Haßfurt zu fahren. Wer in Richtung Bamberg möchte, muss weiterhin durch die Unterführung.
Die Deutsche Bahn, der Freistaat Bayern und der Bund haben rund 2,5 Millionen Euro in die Hand genommen, um das Bahngleis 2 zu sanieren. Von Donnerstag, 20. April, bis zum Montag, 26. Juni, war es deshalb für den Pendlerverkehr gesperrt.
Barrierefreier Zugang und taktiles Leitsystem
Neu ist ein barrierefreier Zugang und auch ein taktiles Leitsystem für sehbehinderte Menschen. Auch Höhe, Breite und Länge des Bahnsteigs haben sich verändert: Der ist laut Bahn nun 23 Meter kürzer und einen halben Meter schmäler, dafür aber etwa 50 Zentimeter höher. Außerdem ist das Nebengleis 101 teilweise zurückgebaut worden.
Die Gemeinde Ebelsbach stimmte den Sanierungsplänen der Deutschen Bahn im vergangenen Jahr zu, schlug vorab aber noch weitere Baumaßnahmen vor: Zum einen, einen barrierefreien Zugang zu den Gleisen 3 und 4 in Fahrtrichtung Bamberg. Zum anderen, einen zweiten Zugang beziehungsweise einen Treppenabgang westlich des Bahnhofsgebäudes, also dort, wo es Richtung Gewerbegebiet geht. Die Bahn lehnt die beiden Vorschläge der Gemeinde ab.
Der Mittelsteig ist nicht barrierefrei zugänglich
"Den Zugang können sie nicht verwirklichen, weil es ein Bundesförderprogramm gibt und für solche Bahnhöfe nur ein Zugang genehmigt wird", erklärt Martin Horn, Bürgermeister der Gemeinde Ebelsbach (SPD). Dass die Bahn den barrierefreien Zugang zum Mittelbahnsteig im Zuge der Baumaßnahmen nicht umgesetzt hat, kann Horn aber nachvollziehen. "Das sehe ich selbst auch skeptisch, weil es schwierig zu verwirklichen ist".
Am Bahngleis 2 sei die Umsetzung der Barrierefreiheit einfach gewesen, da der Bahnsteig von sich aus bereits höher gelegen habe, erklärt er. Der Einbau einer Rampe an der Treppe, die von der Unterführung auf den Bahnsteig führt, ließe sich aufgrund der enormen Steigung jedoch kaum umsetzen.
"Ich schätze mal, hier haben wir mindestens drei Meter Höhenunterschied", so Horn. Zu steil also für eine Rampe, denn die darf laut den Planungsgrundlagen des barrierefreien Bauens im öffentlichen Raum nur sechs Prozent Steigung haben. "Will man hier eine Rampe bauen, ist man im Prinzip schon fast in Steinbach." Den Mittelbahnsteig barrierefrei zu gestalten, würde sich seiner Meinung nach nur umsetzen lassen, wenn die Deutsche Bahn einen Aufzug einbaut. "Aber dafür ist der Bahnhof Ebelsbach-Eltmann wohl zu klein."
Saniert hat die Deutsche Bahn dann trotzdem, ohne die Forderungen der Gemeinde umzusetzen. "Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach", sagt Horn. Ganz barrierefrei ist der Bahnhof deshalb immer noch nicht.
Ein Umweg über die Kreisstadt
Der Bürgermeister nennt ein Beispiel: Wer von Ebelsbach-Eltmann aus nach Bamberg reisen möchte und beispielsweise auf einen Rollstuhl angewiesen ist, der muss einen Umweg in Kauf nehmen: Mit der Bahn zuerst nach Haßfurt fahren, dort dann das Gleis wechseln und vom dortigen barrierefreien Bahnsteig schließlich umsteigen in den Zug, der nach Bamberg fährt.
"Natürlich wäre es wünschenswert, wenn man auch barrierefrei nach Bamberg kommt", so Horn. "Oft hapert es aber einfach an den Möglichkeiten." Andersherum ist es für Betroffene gar noch schlimmer. Wer auf einen Rollstuhl angewiesen ist und auf Gleis 3 oder 4 ankommt, der bleibt, sollte er es aus dem Zug herausschaffen, erstmal auf dem Bahnsteig stecken.
Denn wer in die Unterführung möchte, muss die Treppenstufen nach unten überwinden. Wer also aus Richtung Haßfurt kommt, muss bis Bamberg weiterfahren. Dort dann barrierefrei umsteigen und dann zurück an den Bahnhof Ebelsbach-Eltmann fahren.
Von den Wetterschutzhäuschen fehlt noch jede Spur
Künftig müsste die Bahn also auch noch einmal Geld in den Bahnhof Ebelsbach-Eltmann investieren und das Mittelgleis umgestalten – im besten Fall mit Aufzug – damit auch Reisende mit Handicap ohne unnötige, zeitfressende Umwege ans Ziel kommen. Und auch, damit Radlerinnen und Radler ihre Drahtesel nicht mehr treppauf, treppab schleppen müssen.
Wer nun mit einem komplett fertig renovierten Bahnsteig rechnet, der liegt falsch. Die beiden angekündigten Wetterschutzhäuschen fehlen derzeit noch, am Vorplatz vor dem Ticketautomaten sind weiterhin Bauarbeiter mit Bodenarbeiten beschäftigt und auch der Treppenaufgang zum Gleis ist noch nicht begehbar. Bis Ende Juli soll dann aber alles fertig sein.
Zu einer peinlichen Panne, wie bei den letzten Baumaßnahmen im Jahr 2020, kam es diesmal übrigens nicht. Damals wollte die Bahn den Bahnhof Ebelsbach-Eltmann verschönern und brachte neue Willkommensschilder an der Unterführung an.
Doch statt die Reisenden in Unterfranken willkommen zu heißen, begrüßte die Bahn die Pendlerinnen und Pendler auf den neuen Tafeln in Oberfranken. Innerhalb kürzester Zeit korrigierte die Bahn ihren Fehler. Seitdem heißt es auf den Schildern: "Herzlich willkommen, auch wenn Sie nur kurz bleiben."
wir fragen nochmal nach.
Viele Grüße aus der Redaktion,
Johanna Heim