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Rauhenebrach
120 Kilometer für den siebenjährigen Lenny:  Warum Katrin Pöhlmann mit ihrem Hund von Ebermannstadt nach Oberwerrn läuft
Mit ihrer Aktion "Ein Herz und vier Pfoten" will die 48-Jährige, die selbst herzkrank ist, Spenden für den kranken siebenjährigen Lenny und seine Familie sammeln.
Katrin Pöhlmann läuft mit ihrer Hündin Moona Anfang April von Ebermannstadt nach Oberwerrn. Sie will Geld für den kranken siebenjährigen Lenny sammeln.
Foto: Johanna Heim | Katrin Pöhlmann läuft mit ihrer Hündin Moona Anfang April von Ebermannstadt nach Oberwerrn. Sie will Geld für den kranken siebenjährigen Lenny sammeln.
Johanna Heim
 |  aktualisiert: 03.04.2024 08:46 Uhr

Katrin Pöhlmann hat sich so einiges vorgenommen. Genauer gesagt: rund 120 Kilometer. Die 48-Jährige wandert Anfang April, innerhalb von fünf Tagen, zusammen mit ihrer Hündin Moona von ihrem Wohnort Ebermannstadt (Lkr. Forchheim) nach Oberwerrn (Lkr. Schweinfurt). Dort ist sie aufgewachsen. Dabei läuft sie auch durch den Landkreis Haßberge. Mit der Aktion, die den Titel "Ein Herz und vier Pfoten" trägt, will Pöhlmann Spenden für den kranken siebenjährigen Lenny und seine Familie sammeln.

Lenny kam an Heiligabend als Sturzgeburt in der 30. Schwangerschaftswoche, also als Frühchen, zur Welt, berichtet Pöhlmann. Der siebenjährige leide unter einer komprimierten Bewegungs- und Entwicklungsstörung. Lenny sei motorisch stark eingeschränkt. Er könne nur robben. Nun soll er lernen, zu krabbeln. Die Hoffnung: Irgendwann könnte Lenny dann lernen, zu laufen. Der Bub wolle später einmal Feuerwehrmann werden, erzählt Pöhlmann.

Spendenlauf soll Therapiekosten decken

Derzeit schlage die Therapie an, und er mache gute Fortschritte, so die 48-Jährige, die im Austausch mit seiner Familie steht. Doch die Kosten für die Behandlungen würden nicht von der Krankenkasse übernommen werden. Und auch die Anreise sei weit. Jede Woche fahre die Familie von Lenny rund 300 Kilometer zu den Therapiestandorten nach Schweinfurt und Karlstadt, berichtet Pöhlmann. 

Katrin Pöhlmann geht gerne Wandern. Aufgrund eines Herzfehlers muss sie die Route aber genau abwägen.
Foto: Johanna Heim | Katrin Pöhlmann geht gerne Wandern. Aufgrund eines Herzfehlers muss sie die Route aber genau abwägen.

Für die 48-Jährige ist es eine Herzensangelegenheit, Lenny und seiner Familie zu helfen. Denn dass Gesundheit nicht selbstverständlich ist, weiß Katrin Pöhlmann aus eigener Erfahrung. Die Frau mit den freundlichen Augen und den schulterlangen, braunen Haaren scheint förmlich vor Energie zu sprühen. Doch das war nicht immer so. Katrin kam mit einem vierfachen Herzfehler zur Welt.

Ihre Kindheit sei geprägt gewesen von monatelangen Krankenhausaufenthalten und vielen Operationen. Als Kind sei es ihr sehr schlecht gegangen. "Meine Eltern haben damit gerechnet, dass ich sterbe." Es sei eine schwierige Zeit gewesen. Wäre sie zehn Jahre eher zur Welt gekommen, dann hätten die Ärztinnen und Ärzte sie nicht ausreichend behandeln können, erklärt sie. In absehbarer Zeit müsse sie wieder operiert werden.

Und doch: Heute gehe es ihr gut. Sie ist dankbar, dass sie ein normales Leben führen kann – und einen gesunden Sohn bekommen hat. "Ich lebe eigentlich sehr normal, lasse mich wenig einschränken", berichtet Pöhlmann, die im Herzen der Fränkischen Schweiz ihr eigenes Geschäft führt, dort selbstproduzierte Lebensmittel verkauft und Kochkurse anbietet.

Ein Stück Hoffnung für die Familie von Lenny

Und weil es ihr heute gut gehe, wolle sie etwas zurückgeben. Mit ihrer Aktion "Ein Herz und vier Pfoten" will sie ein Stück Hoffnung erlaufen. Für Lenny, seine 5-jährige Schwester Lynn und die beiden Eltern. "Solche Familien sind schwer belastet. Emotional und finanziell." Pöhlmann weiß, wovon sie spricht. "Meine Eltern mussten damals Ähnliches mit mir erfahren."

"Lebe deine Träume und schiebe nichts auf morgen."
Katrin Pöhlmann, Initiatorin des Spendenlaufs "Ein Herz und vier Pfoten"

Die Idee zur Wanderung sei ihr im vergangenen Jahr gekommen. Auf einer Veranstaltung habe sie die Geschichte einer Frau gehört, die mit ihrem Esel die Alpen überquert hatte und ans Meer gelaufen ist. Einfach etwas machen. Einfach loslaufen. Diese Gedanken hätten sie seitdem nicht mehr losgelassen. "Lebe deine Träume und schiebe nichts auf morgen, das habe ich für mich mitgenommen", erinnert sie sich.

Allerdings: "Die Alpen zu überqueren, das war mir dann doch etwas zu heiß." Pöhlmann entschloss sich deshalb, von ihrem jetzigen Wohnort in ihren Heimatort Oberwerrn zu wandern. Die Route habe sie sich im Voraus über eine App zusammengestellt. Denn einfach ganz spontan darauf loslaufen, das kann Pöhlmann aufgrund ihres Herzfehlers nicht. Deshalb habe sie sich Wege gesucht, die recht eben verlaufen – wenig Berge, kaum Steigungen.

Die sechsjährige Hündin Moona kommt aus Sizilien. Bei Katrin Pöhlmann hat sie ein Zuhause gefunden. 
Foto: Johanna Heim | Die sechsjährige Hündin Moona kommt aus Sizilien. Bei Katrin Pöhlmann hat sie ein Zuhause gefunden. 

Gut eine Woche dauert es noch, dann schlüpft sie in ihre Wanderschuhe, packt den Rucksack und macht sich auf den Weg. Los geht es für Katrin Pöhlmann am 2. April. Tags vorher findet in Ebermannstadt noch ein Kinderfest statt, das die 48-Jährige organisiert hat. Die Erlöse der Veranstaltung wandern ebenfalls in den Spendentopf, gehen zum Teil aber auch – anders als beim Spendenlauf nach Oberwerrn –  an den integrativen Kindergarten vor Ort.

Pöhlmann will Aufmerksamkeit für belastete Familien schaffen

Eines ist ihr wichtig, erwähnt sie im Gespräch mit der Redaktion. "Es geht bei der Aktion nicht um mich", macht sie klar. "Ich möchte, dass die Menschen die Augen aufmachen, und sehen, dass es auch hier Personen gibt, die Hilfe brauchen." Jeder und jede, der die Aktion "Ein Herz und vier Pfoten" und damit auch Lennys Familie unterstützen möchte, könne dies über eine Spende tun.

Die erste Etappe, von Ebermannstadt nach Bamberg, ist 34 Kilometer lang. Die zweite, von Bamberg in den Rauhenebracher Ortsteil Theinheim, immerhin noch gut 30 Kilometer. "Dann wird es etwas entspannter", scherzt Pöhlmann. Weitere Stopps sind in Gerolzhofen und Röthlein angedacht, bis Pöhlmann dann am 6. April in Oberwerrn eintrifft. Auch dort ist ein Fest (ab 14 Uhr in der Festscheune) geplant, dessen Erlös ebenfalls gespendet wird.

Sitzt schon mal ganz gut: Auch Moona bekommt einen Wanderrucksack umgeschnallt. Statt Zahnbürste und Co. ist in ihrem Rucksack aber Hundefutter.
Foto: Johanna Heim | Sitzt schon mal ganz gut: Auch Moona bekommt einen Wanderrucksack umgeschnallt. Statt Zahnbürste und Co. ist in ihrem Rucksack aber Hundefutter.

Die 48-Jährige läuft nicht alleine – die Strecke bestreitet sie zusammen mit ihrer sechsjährigen Hündin Moona. Auf der ersten Etappe werde sie außerdem ein Stück begleitet, beispielsweise vom bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler). "Eigentlich wollte ich mich für ganz alleine laufen. Aber dann ist aus der Idee ein Riesenprojekt geworden", sagt Pöhlmann und schmunzelt.

Auch Sportgrößen unterstützen die Aktion

Unterstützung erfährt sie auch von weiteren bekannten Persönlichkeiten. Lukas Kohl, Weltmeister im Kunstradfahren, Roberto Hilbert, Trainer der U19-Mannschaft vom Fußballverein Greuther Fürth, und auch Christian Wück, Ex-Bundesligaspieler und künftiger Trainer der deutschen Frauennationalmannschaft. Die drei Sportler laufen zwar nicht mit, sponsern aber Trikots mit Unterschriften, die versteigert werden. Der Erlös komme ebenfalls der Familie von Lenny zugute.

Und wenn so richtiges Aprilwetter herrscht, es regnet und stürmt? Pöhlmann lacht. "Dann ziehe ich eben meine Regenjacke und meine Regenhose an." Sogar für Hündin Moona habe sie eine Regenjacke gekauft. Ihre Devise: Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung. 

"Jemand muss losmarschieren und etwas tun. Dadurch nimmt man die Menschen mit."
Katrin Pöhlmann

"Jemand muss losmarschieren und etwas tun. Dadurch nimmt man die Menschen mit", ist sich Katrin Pöhlmann sicher. Dass sie die 120 Kilometer schafft, davon ist sie felsenfest überzeugt. Für sich. Und vor allem für den kleinen Lenny.

Wer die Aktion "Ein Herz und vier Pfoten" mit Spenden unterstützen will, erhält alle Informationen über die Homepage von Katrin Pöhlmann:  www.meine-essart.de

 
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