"Kommune des Jahres" zu werden – und zwar bundesweit – ist nicht ganz leicht. Denn schon sieben Mal war der Landkreis aus dem Fränkischen bei der renommierten Oskar-Patzelt-Stiftung in der engeren Wahl für diese Auszeichnung gewesen, die im Rahmen des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstands" vergeben wird.
2023 hat’s nun endlich geklappt: Im September 2023 nahmen Landrat Thomas Bold und Wirtschaftsförderer Frank Bernhard in Würzburg die begehrte Auszeichnung für den Landkreis Bad Kissingen entgegen.
Die etwa 50 Zentimeter große Statuette, die die besondere Leistung des Landkreises symbolisieren soll, hatte Bold im Herbst schon einmal stolz im Wirtschafts- und Umweltausschuss präsentiert. Inzwischen ist sie hinter Glas zu besichtigen – und wurde am Dienstagabend feierlich im Lichthof des Landratsamts enthüllt.
Den Landkreis als Impulsgeber für die Region verstehen
Rund 130 Gäste aus Industrie und Wirtschaft waren zum Empfang geladen worden, um den Erfolg des Landkreises mitzufeiern, der schließlich, wie Landrat Bold in seiner Rede anklingen ließ, maßgeblich auf die Erfolge der heimischen Wirtschaft zurückzuführen sei. Der Landkreis sehe sich in Sachen Wirtschaftsförderung als "Impulsgeber" für die Region.
Während seiner nun schon 22-jährigen Amtszeit sei sein Ziel stets gewesen, dass der Landkreis ein "Magnet für Unternehmen und Fachkräfte" sein soll, beziehungsweise weiter bleiben muss, so Bold weiter. "Wir verstehen uns als Lotse der Wirtschaft und bieten den Unternehmen unsere Dienstleistungen an."
Dass Anfragen von Firmen im Referat für Wirtschaftsförderung zügig bearbeitet werden, ist laut Bold ein wesentlicher Aspekt, der den Landkreis Bad Kissingen von manch anderer Kommune unterscheidet. "Das wird uns immer wieder bestätigt." Dass diese Bemühungen, die Region nach vorn zu bringen, jetzt auch bundesweit Anerkennung fanden, freue ihn sehr.
Umfrage unter 8000 Unternehmen aus dem Landkreis Bad Kissingen
"Die gewerbliche Wirtschaft im Landkreis Bad Kissingen ist mittelständisch und sehr aktiv", sagte Caroline Trips, Präsidentin der IHK Würzburg-Schweinfurt. Das älteste IHK-Unternehmen aus dem Landkreis sei die Firma Boxberger, die bereits 314 Jahre lang existiert. "Da haben die Verantwortlichen offenbar gut gewirtschaftet", lobte Trips den Boxberger’schen Unternehmergeist.
Bei einer Umfrage unter den 8000 bei der IHK gemeldeten Unternehmen aus dem Landkreis Bad Kissingen hätten nahezu alle die gute Unterstützung durch den Landkreis erwähnt. Und 81 Prozent von ihnen hätten angegeben, dass sie sich jederzeit wieder im Landkreis ansiedeln würden.
Lob für Wirtschaftsförderer Frank Bernhard
Das spreche für eine wirtschaftsfreundliche Kreisverwaltung, sagte Trips. In solchen Fällen hielten stets mehrere Personen im Hintergrund die Fäden in der Hand, sagte sie und nannte explizit Wirtschaftsförderer Frank Bernhard beim Namen. Der Preis "Kommune des Jahres" sei auch eine Anerkennung für seine Arbeit. Bernhards Arbeit wurde an diesem Abend auch von Landrat Bold und dem HWK-Präsidenten Michael Bissert positiv hervorgehoben.
Der Landkreis Bad Kissingen lege Wert auf zukunftsgerichtete Rahmenbedingungen für den Mittelstand, sagte Bissert in seiner Rede. Für ihn ist das offenbar die logische Konsequenz aus der Tatsache, dass das Handwerk die "stabile Säule der regionalen Wirtschaft" ist. Sein Appell für die Zukunft: "Stärkt die Wirtschaft unseres Landers, dann sind Staat und Gesellschaft gesund."
Gastredner des Abends war Zukunftsforscher Hartwin Maas vom Institut für Generationenforschung (Augsburg), der sich in seinen Studien mit der "Generation Z" beschäftigt und den geladenen Gästen aus der Wirtschaft näherbringen wollte, wie sie erfolgreich mit dieser Generation, die zwischen 1995 und 2010 geboren ist, zusammenarbeiten können.
Maas hatte keine Lösungen parat, eröffnete aber neue Sichtweisen
Wer von den anwesenden Vertretern und Vertreterinnen der Wirtschaft sich Lösungen erhofft hatte, vielleicht weil sich kaum noch junge Leute für einen Ausbildungsplatz in der eigenen Firma interessieren oder weil die wenigen, die sich bewerben, eventuell gar keine große Motivation für ihre Arbeit mitbringen, der wurde von Maas enttäuscht. Der Zukunftsforscher gab aber spannende Einblicke in seine Forschungsergebnisse, die den ein oder die andere im Sitzungssaal erstaunt haben mögen, weil Maas ihnen einen neuen Denkansatz in Bezug auf die "GenZ" aufzeigte.
Denn so, wie Maas die Generation Z in seinem Vortrag analysierte, erklärte, ja gefühlstechnisch fast sezierte, ging dem ein oder anderen Gast vermutlich schnell ein Licht des Verständnisses auf – oder auch nicht. Gibt es denn den Generationenkonflikt zwischen Jung und Alt tatsächlich? Nach Maas‘ Ansicht sei es vielmehr so, dass man "aneinander vorbei" spreche. "Die beiden Generationen verstehen sich nicht mehr."
Das liege unter anderem an unterschiedlichen Sichtweisen von dem, was als Realität wahrgenommen wird, es liege an sich verändernden Werten, an anderen Zukunftsinhalten – und vor allem an den Auswirkungen der digitalen Revolution, versuchte Maas zu erklären. "Wer mit dem Smartphone aufwächst, hinterfragt es nicht mehr", sagte Maas und ließ anklingen, dass die reale Welt dann oft auch anders wahrgenommen werde.
Verständnis zwischen den Generationen schaffen
Jung und Alt müssten gegenseitig die Perspektiven ändern und so Verständnis schaffen, statt Vorurteile zu pflegen, so Maas weiter. Kinder der Generation Z wüssten nicht mehr, wie man bei der Zelt-Freizeit eine Hütte baut, Ältere hingegen wüssten nicht, wie man die Bahn-App bedient, gab er ein Beispiel.
Kinder und Jugendliche seien, wie der Zukunftsforscher darlegte, ein Spiegel der Gesellschaft, beziehungsweise der gesellschaftlichen Entwicklung. Jugendliche der Babyboomer-Generation hatten in den 1970er Jahren keine große Auswahl in Studium und Beruf, sagte Maas. Sie mussten eine Arbeitsstelle annehmen und lange dort bleiben.
Heute hätten junge Leute 1000 Möglichkeiten, so der Generationenforscher weiter. Da könne es dann auch gelegentlich zu einer "Options-Depression" kommen, weil man Angst habe, sich beim Start in den Beruf falsch zu entscheiden oder sich für immer binden zu müssen. Maas forderte die Anwesenden dazu auf, derartige Ängste zu verstehen und die jungen Leute dennoch anzunehmen – statt Vorurteile zu bestätigen.
Aber ich muss es verstehen!