Die Spielbank Bad Kissingen war über Jahre hinweg nicht vom Glück verfolgt. Ein strenges Rauchverbot, gestiegene Konkurrenz durch private Spielhallen und kaum kontrollierbares Online-Glücksspiel machten dem Luitpold-Casino das Wirtschaften schwer. In der Folge musste sich die Riege der neun Spielbanken des Freistaats eine Zeit lang einer gelegentlich nicht sauber durchgerechneten Kritik wegen Defiziten erwehren. Für die Spielbank Bad Kissingen war diese Durststrecke 2019 erst einmal vorbei. Die Entwicklung zeigte klar nach oben. Auch 2020 ließ sich noch hervorragend an. Dann kam die Corona-Krise.
Um 22 Prozent hatte das traditionsreiche Casino im Kopfbau des Luitpodbades 2019 den Bruttospielertrag (BSE), also seinen Umsatz, gesteigert. Von 6,857 Millionen Euro BSE berichtet Marina Klein für das vergangene Jahr. Die Besucherzahl, ergänzt die Spielbankdirektorin, sei sogar um 37 Prozent auf 61 500 gestiegen. "2019 war ein absolut erfolgreiches Jahr", sagt die Leiterin dieser Kissinger Institution, "das beste seit knapp zehn Jahren".
Die verstärkten Bemühungen, mit Bühnenangeboten rund um Comedy und Musik zusätzliches Publikum anzulocken, hätten sich ausgezahlt. Sehr wichtig sei auch die Neuverpachtung des Restaurants gewesen. Das La Canchanchara spreche Besucher unterschiedlichen Alters an. Es gebe viele Gruppenveranstaltungen mit Menschen, "die dann auch noch in den Spielsaal gehen". Besonders freue sie sich, dass auch viele ehemalige Gäste des Hauses wieder den Weg in die Spielbank gefunden hätten. Dazu kämen zahlreiche Erstbesucher , Kurgäste und Urlauber. Deren Anteil sei der höchste im Vergleich der Staatlichen Spielbanken in Bayern.
Der Einzugsbereich des Luitpold-Casinos ist zwar nicht mehr so groß wie in der Zeit, bevor der Freistaat die Zahl seiner Spielbanken von sechs auf neun erhöhte. Damals, vor Eröffnung des staatlichen Casinos in Feuchtwangen, bildete Bad Kissingen praktisch die Haus-Spielbank für die Nürnberger. Jetzt umreißt Marina Klein das Einzugsgebiet mit Städtenamen wie Schweinfurt, Würzburg, Bamberg und Fulda.
Unterm Strich habe der Aufschwung des vergangenen Jahres das Luitpold-Casino im Vergleich der Staatlichen Spielbanken Bayerns vom Ende des Mittelfelds ins vordere Mittelfeld geführt, bilanzierte die Direktorin. Selbst nach jener Berechnungsweise, die dem Kissinger Casino davor Defizite zuschrieb, kam das Haus 2019 nach Marina Kleins Angaben auf eine "schöne runde schwarze Null".
In diesem Jahr setzte sich die Aufwärtsentwicklung zunächst sogar noch mit zunehmender Dynamik fort. Im Januar und Februar sei der Bruttospielertrag noch einmal um gut 34 Prozent angewachsen, erzählt Direktorin Marina Klein. Doch dann kam der 14. März, und die Spielbank war zu.
Den Beschäftigten erging es in den folgenden Wochen zwar vermutlich besser als vielen Betroffenen in der freien Wirtschaft. Es gab keine Kurzarbeit, berichtet Marina Klein. Wenn man nicht für Arbeiten gebraucht wurde, für die das Casino die unfreiwillige Pause nutzte so gut es eben ging, war man freigestellt. Bei Lohnfortzahlung. Das Spiel aber kam völlig zum Erliegen.
Beim Automatensaal, dem sogenannten Kleinen Spiel, dauerte die Zwangspause bis 11. Mai. Beim Großen Spiel ist sie jetzt erst zu Ende. Wobei zu Ende nicht bedeutet, dass die Verhältnisse wieder so wären wie zuvor. Vom eigentlichen Grundbestand an 84 Automaten im Kleinen Spiel, können wegen der Abstandsregeln nur 46 betrieben werden. Wer von außerhalb zur Spielbank anreist, sollte sich deshalb zuvor hier über die aktuelle Auslastung informieren. Ab 13 Uhr könne man jeweils sehen, wie die Chancen stehen, spielen zu können.
Obergrenzen für Zahl der Spieler
Maximal 60 Besucher dürfen sich nach den Hygiene- und Abstandsregeln gleichzeitig im Automatensaal aufhalten. Beim Großen Spiel kommen nach Angaben von Marina Klein 73 Besucher hinzu. Von Montag bis Donnerstag wird Roulette nur an dem entsprechenden Tisch im Automatensaal gespielt. Nur freitags, samstags und sonntags ist dann das Große Spiel im ersten Stock des Gebäudes geöffnet. Gespielt werde aber auch da nur von 16 Uhr bis nachts 1 Uhr. Das liege am Thema Personaleinsatz. So brauche man nur eine Mannschaft. Auch Black Jack könne nur am Wochenende gespielt werden.
Für den Zugang der Spieler zu den Tischen gelten coronatypische Beschränkungen. Trennende Aufbauten mit Plexiglasscheiben begrenzen etwa am Roulettetisch die Zahl der Gäste, die gleichzeitig spielen können. Zum Einsatz kommen außerdem beim Roulette nicht die gewohnten Jetons, sondern nur Chips. Die lassen sich nach dem Ende eines Spieltags leichter desinfizieren. Croupiers achten in Corona-Zeiten nicht nur darauf, ob nichts mehr geht, und wer bei welchem Einsatz wie viel gewonnen hat. Sie sind auch für die regelmäßige Desinfektion des Drehkreuzes am Kessel sowie von potenziell berührten Flächen zuständig. Mund-Nasen-Schutz gehört, für Beschäftigte und Besucher, dazu.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise und ihrer Einschränkungen auf den Casinobetrieb, vermag die Spielbankdirektorin noch nicht abzuschätzen. Noch steht ja nicht einmal fest, wie lange welche Vorgaben zu beachten sind. Tief werden die Einschnitte in die Bilanz aber notgedrungen werden. Das kann jetzt schon niemand mehr bezweifeln.
Investitionen geplant
Trotzdem soll sich die Spielbank in diesem Jahr weiterentwickeln. Im Großen Saal steht ein Umbau an. Der Teppichboden soll erneuert werden, berichtet Marina Klein, bei den Tischen wird sich manches ändern. Auch die Beleuchtung ist ein Thema. 2020 können solche Investitionen das Geschäft nicht mehr retten. Aber vielleicht tragen sie dazu bei, dass die Spielbank Bad Kissingen im nächsten Jahr wieder dahin kommt, wo sie heuer schon einmal stand.Siegfried Farkas