Seit einem Jahr gehört Bad Kissingen zu den Unesco-Welterbestätten. Dabei geht es freilich nicht nur um einen renommierten Titel, mit dem man sich schmücken darf. Die Stadt soll auch nach außen tragen, worum es beim Gedanken des Welterbes geht. Das bedeutet harte Arbeit und erfordert spritzige Ideen in Bezug auf Stadtentwicklung, Tourismus, Öffentlichkeitsarbeit, Bildung und Nachhaltigkeit. Die Welterbe-Koordinatoren – das sind an vorderster Front Projektleiter und Kulturreferent Peter Weidisch und Site Managerin Anna Maria Boll – machen beispielsweise gerade neugierig auf eine neu entwickelte Welterbe-Tour durch die Kurstadt.
Auch in der Beschilderung der Stadt soll sich das hochangesehene Unesco-Prädikat bald wiederfinden. Und an einem Zentrum für Welterbe-Besucher feilt man in der Stadt schon länger. Am 5. Juni steht jedoch nun erst mal ein Unesco-Welterbetag in Bad Kissingen an, wie die Stadt jetzt bekanntgab.
Das Ziel dieses Jahrestages, an dem sich viele der 51 deutschen Welterbestätten mit eigenem Programm aktiv beteiligen, ist es nach Angaben der Stadt Bad Kissingen, allen Einwohnern und touristischen Gästen einen Blick hinter die Kulissen des Welterbes zu ermöglichen. Die Welterbestätten sollen erlebbar werden – und zwar direkt vor Ort oder digital deutschlandweit, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt.
Einladung zum Welterbetag am 5. Juni
In Bad Kissingen wird es dann an zentraler Stelle im Kurgarten die Welterbe-Insel geben: Dort kann man sich über das Thema informieren. Es ist eine Malwerkstatt eingerichtet und auch Site-Managerin Anna Maria Boll wird an einem Informationsstand für Fragen der Besucher bereitstehen. Mehrmals am Tag werden Stadtführungen, spezielle Themenführungen sowie die neu ausgearbeiteten Welterbe-Erlebnistouren angeboten. Als besonderer Tipp gilt die kostenlose Führung durch das Grandhotel Kaiserhof Victoria.
Über diesen Welterbetag hinaus wird auch die Zusammenarbeit mit den anderen zehn europäischen Kurorten, beziehungsweise den Unesco-Welterbestätten in Deutschland, gerade weiter gefestigt, hieß es am Mittwoch in der Sitzung des Stadtrats.
Beitritt zum Verein "The Great Spa Towns of Europe"
Die Stadt wird jetzt nämlich dem neu zu gründenden Verein "The Great Spa Towns of Europe" beitreten. Bislang hat man mit den anderen Kurstätten über Jahre hinweg in verschiedenen Arbeitsgruppen an der Unesco-Bewerbung gearbeitet, jetzt mündet dieser fruchtbare Zusammenschluss in einen Verein, sagte Welterbe-Projektleiter Weidisch am Mittwoch. Damit wird auch das Gremium der Major Steering Group (MSG) institutionalisiert.
Die Vereinssatzung wurde von der MSG bereits am 27. April in Spa (Belgien) festgelegt, sagte Weidisch. Der Verein soll auf Basis des österreichischen Rechts gegründet werden. Zuvor hatte man die Rechtssysteme aller beteiligten Kurstädte durchleuchtet. Das deutsche und das österreichische kamen, laut Weidisch, letztendlich alternativ in Frage. Dann habe man sich für das österreichische entschieden. Auch aus steuerlichen Gründen sei dies der "schlankeste Weg".
Bad Kissingens Mitgliedsbeitrag im Mittelfeld
Der Mitgliedsbeitrag wird nach den jeweiligen Einwohnern berechnet. Für Bad Kissingen beträgt er jährlich 10.800 Euro. Dieser Beitrag werde seit 2021 gezahlt, also seit die Bewerbung zum Great Spa of Europe läuft, sagte Weidisch. Auch die anderen zehn Städte hätten natürlich ihre Beiträge geleistet. Stadträtin Martha Müller (DBK) interessierte sich für die Größenordnung dieser jährlichen Zahlungen in den anderen zehn Städten. Diese bewegen sich innerhalb der Gruppe zwischen 8000 und 20.000 Euro. Bad Kissingen liegt, laut Weidisch, also im Mittelfeld.
Zudem beschloss man im Stadtrat, dem Verein "Welterbestätten Deutschland" beizutreten, und zwar zusammen mit den anderen beiden neuen deutschen Unesco-Mitgliedern. Denn Bad Ems, Baden-Baden und Bad Kissingen können nur gemeinsam als Welterbestätte "The Great Spa Towns of Europe" dort Mitglied werden.
Der Verein wurde, wie Site-Managerin Boll erklärte, 2001 gegründet und soll die Bekanntheit der deutschen Welterbestätten fördern – und das auch international. Der Verein wird dabei von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Deutschen Zentrale für Tourismus und der Deutschen Unesco-Kommission unterstützt.
Zunächst fällt laut Boll eine einmalige Aufnahmegebühr für die drei deutschen Bäder zusammen von 5000 Euro an. Das entspricht dann 1667 Euro für Bad Kissingen, Mehrwertsteuer muss keine entrichtet werden, hieß es. Jährlich fallen künftig zusätzlich ein Mitgliedsbeitrag (keine Mehrwertsteuer) und eine Werbekosten-Umlage (mit Mehrwertsteuer), die nach der Anzahl der Übernachtungen berechnet wird, an. Unterm Strich muss Bad Kissingen in 2022 rund 5039 Euro bezahlen, hieß es im Stadtrat. In den nachfolgenden Jahren sind jährlich 3300 Euro fällig.
Beitritt zum Verein "Welterbestätten Deutschland"
Klaus Werner (Grüne/BfU/ÖDP) wollte wissen, was die Stadt davon hat, wenn sie dem Verein beitritt und ob der Jahresbeitrag von 3300 Euro einen Gegenwert hat, der sich beispielsweise in zusätzlichen Online-Klicks auf der Bad Kissinger Website ausdrückt. Diese Kausalität sei nicht so leicht herzustellen, vermutete OB Dirk Vogel. Wichtig sei aber doch, dass man künftig ein gutes Marketing für Bad Kissingen macht.
Werner wollte noch weiter über das Thema diskutieren, als Andreas Kaiser (Freie Wähler) der "Kragen platzte", wie er sagte. Er war der Ansicht, es sei müßig, wegen des in seinen Augen geringen Betrags von 3300 Euro so lange hin- und her zu diskutieren. Schließlich entscheide man im Stadtrat des Öfteren recht zügig über weitaus größere Beträge.
Letztendlich wurde der Beitritt zum Verein "Welterbestätten Deutschland" vom Stadtrat beschlossen – allerdings gegen drei Stimmen von Die Grünen/BfU/ÖDP.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
Mir ging es darum, dass eine gemeinsame Strategie und eine deutschlandweite, bzw. europaweite Vermarktung des Produktes " Welterbe Baf Kissingen " nur im Einklang mit den anderen Protagonisten, bzw. unter einem gemeinsamen Nenner gelingt. Deshalb ist m.E. das Geld sehr gut angelegt.