Noch ist nicht entschieden, ob und wann die Unesco der internationalen Bewerbergruppe der Great Spas of Europe den Titel Welterbe verleiht. Dennoch bereiten sich die elf Kurorte aus Tschechien, Deutschland, Österreich, Italien, Belgien, Frankreich und England genau auf diesen Fall vor: Weltkulturerbe zu sein und dieses Erbe zu verwalten und zu schützen, den Menschen näherzubringen und natürlich auch zu vermarkten. "Wir nehmen das so Ernst, dass wir die nötigen Dinge mit den Bad Kissinger Beteiligten geplant und mit dem Stadtrat abgestimmt haben und jetzt umsetzen", sagt Peter Weidisch, Bad Kissingens Kulturreferent und Unesco-Projektleiter. " Unesco ist in Bad Kissingen schon angekommen."
In den vergangenen Jahren hat die Gruppe einen übergeordneten Management-Plan für alle Bewerberstädte erarbeitet. Außerdem hat jede Stadt für sich einen lokalen Management-Plan erstellt. "Das ist das zentrale Gestaltungs- und Planungsinstrument für uns. Das ist das, womit wir konkret arbeiten", erklärt Weidisch. Der Plan beantworte die Frage: Was heißt es für Bad Kissingen , Welterbe zu sein? Der Kissinger Plan füllt aktuell einen Ordner mit 236 Seiten. Hinzu kommen noch verschiedene Anhänge und Karten.
Natürlich ist Bad Kissingens Beitrag zur Bewerbung beschrieben, die Kern- und Pufferzonen sowie bestehende Gesetze und Regelungen, die die Werte schützen. Das fängt an beim Hochwasser- und Heilquellenschutz und geht bis zum Denkmalschutz. "Das ist eine Sammlung von allem, was vorhanden ist", erklärt Kissingens Sitemanagerin Anna Maria Boll.
Was steht im Plan drinnen?
Zum lokalen Plan gehören die 41 internationalen Ziele, auf die sich die Gruppe geeinigt hat - etwa den OUV zu schützen, also den außergewöhnlichen universellen Wert, den eine Welterbestätte hat. Dann gibt es aktuell 22 lokale Ziele, sowie 110 Aktionspunkte. Die Aktionspunkte beschreiben, wie Bad Kissingen die gesetzten Ziele erreichen will. "Das ist kein statisches Dokument, sondern ein Prozess. Der Management Plan wird stetig aktualisiert. Abgearbeitetes fällt heraus, Neues wird aufgenommen", erklärt Weidisch.
"Für die tägliche Arbeit ist der Aktionsplan am wichtigsten", sagt Sitemanagerin Boll. Weil er Abstraktes konkretisiert und weil er wie eine To-Do-Liste abgearbeitet werden kann. Schwer greifbar ist zum Beispiel der Schutz des außergewöhnlichen Wertes, den eine Welterbestätte hat. Wie soll das gehen? Dazu gehört das Monitoring, also dass der Zustand des Schutzgutes überwacht wird. Wie das funktioniert, ist in einem ganzen Kapitel festgelegt. Wichtig für die Sitemanagerin ist hierbei, stadtplanerische Entwicklungen und Infrastrukturprojekte so zu steuern, dass sie die Welterbestätte nicht gefährden, sondern im besten Fall deren Werte unterstützen. "Wir wollen ein Beratungsgremium etablieren, das Bad Kissingen bei Stadtplanung und großen Baumaßnahmen berät", sagt sie.
Den Wert des Welterbes in die Welt zu tragen und auch einer jüngeren Zielgruppe näher zu bringen, ist auch ein Ziel, das der Management-Plan verfolgt. Das Kissinger Projektteam will unter anderem ein Netzwerk etablieren aus internationalen Bäder-, Tourismus- und Kurexperten, die regelmäßig Forschung dazu publizieren. Hier hat bereits die Umsetzung begonnen, mit der Fachtagung Balneologie und Kurortmedizin im vergangenen Herbst.
Junge Reporter im Einsatz
Zur Wissensvermittlung an Kinder und Jugendliche sind Projekte mit lokalen und regionalen Schulen und anderen Bildungseinrichtungen geplant. Über die Stadtjugendarbeit ist bereits das Projekt "Young Reporters" angelaufen, zwischen Bad Kissingen und Vichy, das ebenfalls Teil der Great Spas ist. Jugendliche aus Bad Kissingen haben vergangenes Jahr den französischen Kurort besucht und dort einen Film gedreht. Für April war eigentlich der Gegenbesuch der Franzosen geplant, dies wurde aber aufgrund der Corona-Krise zunächst verschoben.
Dass sich die eigenen Einwohner mit dem Welterbe identifizieren ist für die Unesco ebenfalls von Bedeutung. "Transparenz ist uns wichtig. Ein Ziel von uns ist es, die Bevölkerung noch stärker mit einzubinden", sagt Boll. Sie plant eine Plattform in Form eines World-Cafés, auf der Bürger regelmäßig ihre Anregungen einbringen können. Was Information und Austausch mit den Kissingern angeht, sieht sich das Projektteam schon jetzt auf einem guten Weg, mit diversen Infoveranstaltungen, dem Unesco-Infopoint im Kurgarten , den Social-Media-Kanälen "Great Spas of Europe-Bad Kissingen" sowie der Artikelserie in der Saale-Zeitung. Projektleiter Weidisch betont: "Wir haben da schon sehr viel gearbeitet und es geht immer weiter."
Zur Unesco-Serie
Bewerbung Elf traditionsreiche Kurorte aus Deutschland, Tschechien, Österreich, England, Italien, Frankreich und Belgien wollen als "Great Spas of Europe" von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt werden. Warum ist die Gruppe, warum Bad Kissingen als Teil der Gruppe welterbewürdig? Die Saale-Zeitung beleuchtet regelmäßig in einer redaktionellen Serie die Hintergründe.