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Bad Kissingen
Von Generation zu Generation: Diese 5 Frauen führen künftig ihre Familienbetriebe im Landkreis Bad Kissingen
Familiengeführte Unternehmen bestehen oft über Generationen. Diese Betriebe im Landkreis sind für die Zukunft gerüstet - auch dank weiblicher Führungskräfte.
Sind Teil ihrer Familienunternehmen (von links): Lena Heilmann, Linda Erhard, Tina Köllmer, Lea Köllmer und Anna Härterich.
Foto: Simon Snaschel | Sind Teil ihrer Familienunternehmen (von links): Lena Heilmann, Linda Erhard, Tina Köllmer, Lea Köllmer und Anna Härterich.
Simon Snaschel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:02 Uhr

Im Oktober waren Deutschlands Top-100-Unternehmerinnen zu Gast in Bad Kissingen. Oft war bei dem Netzwerktreffen im Regentenbau zu hören, dass es noch immer zu selten Frauen in Führungspositionen gebe.

Erfreulich, dass es Gegenbeispiele gibt - auch in Bad Kissingen. Wir haben uns mit fünf jungen Frauen aus dem Landkreis unterhalten, die für die Zukunft ihrer Familienunternehmen stehen.

1. Lena Heilmann, Putz- und Malerbetrieb Ulsamer in Arnshausen

Lena Heilmann arbeitet in der Verwaltung des Familienbetriebes in Arnshausen.
Foto: Simon Snaschel | Lena Heilmann arbeitet in der Verwaltung des Familienbetriebes in Arnshausen.

Bereits in sechster Generation betreibt Lorenz Ulsamer den gleichnamigen Putz- und Malerbetrieb mit Sitz im Gewerbegebiet Arnshausen. Seine Tochter Lena Heilmann arbeitet seit 2008 in der Verwaltung des Familienbetriebs. Bisher, sagt sie, sei die Firma stets von Vater zu Sohn weitergegeben worden.

Und künftig? "Ich komme ja aus dem kaufmännischen Bereich", so die Wirtschaftsfachwirtin und Betriebswirtin. Deshalb würde sie den Handwerksbetrieb zumindest nicht alleine führen wollen. "Aber vielleicht mit jemandem zusammen, der sich mehr um den gewerblichen Teil kümmert", so die 35-Jährige, die den ständigen Austausch und persönlichen Kontakt zu den großen Stärken eines familiengeführten Unternehmens zählt.

Die Baubranche, nach wie vor eher Männerdomäne, gefällt Heilmann gut. "Ich bin als Frau schon immer gut angenommen worden. Es gibt klare Ansagen, das Wort und der Handschlag sind noch etwas wert." Übrigens gebe es auch immer mehr Malerinnen und Lackiererinnen. "In unserer Firma wurde schon vor über 30 Jahren eine Frau ausgebildet, das blieb aber lange ein Einzelfall. Mittlerweile ist es deutlich geschlechtsunabhängiger geworden."

2. Anna Härterich, Bauunternehmen Schmitt und Zehe in Schlimpfhof

Anna Härterich von Schmitt und Zehe in Schlimpfhof.
Foto: Simon Snaschel | Anna Härterich von Schmitt und Zehe in Schlimpfhof.

Anna Härterich wird im Laufe des Jahres 2023 den Tief- und Straßenbaubetrieb Schmitt und Zehe von ihren Eltern übernehmen. Das Schlimpfhofer Unternehmen wurde einst von Härterichs Großvater Max Schmitt gegründet. Seit 2012 arbeitet die 38-Jährige, die nach der Schule zunächst "branchenfremd" gegangen ist, wie sie erzählt, im Familienbetrieb. "Für mich war immer klar, dass das, was der Opa mit Herzblut aufgebaut hat, auch weitergeführt werden muss", sagt sie.

Herzblut, aber auch Herz zu zeigen ist ihr wichtig: "Im Familienunternehmen kenne ich die Mitarbeiter und die Geschichten dahinter. Vielleicht kann man so Probleme auch mal schneller und einfacher lösen als in einem großen Konzern mit zig Abteilungen", sagt Härterich, deren Ehemann als Bauingenieur ebenfalls bei Schmitt und Zehe arbeitet.

In ihrem Beruf habe sie selten mit Kolleginnen zu tun. "Ich komme aus dieser Männerdomäne. Der Bau ist hart, das muss man mögen. Ich mag es und bin auch gerne draußen mit auf der Baustelle", so Härterich, die sagt: "Es werden zwar mehr, aber wir haben branchenunabhängig immer noch zu wenig Frauen in Führungspositionen."

3. Lea und Tina Köllmer, Hörgeräte Köllmer in Bad Kissingen

Tina (links) und Lea Köllmer sind in ihrem Familienunternehmen tätig.
Foto: Simon Snaschel | Tina (links) und Lea Köllmer sind in ihrem Familienunternehmen tätig.

Stefan Köllmer, Inhaber des gleichnamigen Hörgeräte-Fachbetriebs in Bad Kissingen, kann entspannt in die Zukunft blicken. Denn mit seinen Töchtern Lea und Tina stehen gleich zwei junge Frauen parat, den Familienbetrieb in die dritte Generation zu führen. "Ich bin nächstes Jahr 40 Jahre in diesem Beruf tätig und habe mich natürlich gefreut, als der Nachwuchs sich entschieden hat, in diese Fußstapfen zu treten", sagt Stefan Köllmer.

Die 26-Jährige Lea arbeitet seit 2018 im Familienunternehmen und übernimmt immer mehr Aufgaben. Sie ist seit November letzten Jahres Hörakustikmeisterin. Beide sprechen von einem fließenden Übergang. Erfahrungen weitergeben und Veränderungen annehmen - das seien elementare Stärken in Familienbetrieben, sagt Lea Köllmer. "Niemand verändert sich gerne, aber die eigenen Kinder tun sich vielleicht etwas leichter, Veränderungen bei den Eltern anzustoßen."

Hörgeräte Köllmer hat mittlerweile Filialen in Bad Kissingen, Hammelburg und Bad Brückenau. Neben Lea und Stefan Köllmer arbeiten auch die 24-jährige Tina als Auszubildende zur Hörakustikerin sowie Mutter und Hörakustikmeisterin Silvia Köllmer im Unternehmen - viel mehr Familienbetrieb geht kaum.

4. Linda Erhard, Erhard Bau in Reichenbach

Der Reichenbacherin Linda Erhard gefällt es in der Baubranche.
Foto: Simon Snaschel | Der Reichenbacherin Linda Erhard gefällt es in der Baubranche.

Linda Erhard aus Reichenbach ist gewissermaßen in der Baubranche groß geworden. "Ich bin schon als Kind oft mit dem Papa auf dem Stapler mitgefahren", erzählt die 28-Jährige. Von Vater Kurt soll sie im Laufe des kommenden Jahres die Leitung des familieneigenen Bauunternehmens übernehmen, dann in dritter Erhard-Generation. "Wie genau die Strukturen dann sein werden, wird sich zeigen", sagt sie, "aber mein Vater wird auf jeden Fall weiter dabeibleiben." Auch Mutter Luise kümmert sich weiterhin im Büro um die Buchhaltung.

Momentan profitier sie noch sehr von den Erfahrungen ihres Vaters, sagt Linda Erhard. "Genau so wichtig ist es aber, auch etwas Neues mit einzubringen." Eigene Erfahrungen hat die Reichenbacherin in München gesammelt, wo sie zunächst Bauingenieurwesen studiert und später auch als Bauleiterin gearbeitet hat. "Es ist wichtig, Strukturen außerhalb des eigenen Betriebes zu sehen", sagt Erhard. Die Zeit in München habe sie auch ein Stück weit abgehärtet. "Ich kam am Anfang als junges Mädchen auf die Baustellen, das war schon nicht ganz einfach." Der Bau sei immer noch eine Männerdomäne.

Dennoch sei schon früh klar gewesen, dass ihr Weg in die Baubranche und schlussendlich in den Familienbetrieb führen wird. "Wenn man sich in der Familie gut versteht, ist das für die Firma optimal. Und bei den Kunden schafft es auch Vertrauen, wenn sie wissen, dass es im Unternehmen weitergeht."

 
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