93 Jahre lang wirkten in Bad Bocklet Erlöserschwestern. Mit dem Abschied der beiden letzten verbliebenen Ordensfrauen, Schwester Oberin Hildrun Eck (77) und Margrit Ziegler (86), geht nun am 12. Januar eine Ära zu Ende. Ein bisschen flau ist den Schwestern schon zumute, denn sie haben bereits all ihre Habseligkeiten in Kartons verpackt. Am Samstag erfolgt der Umzug nach Heidenfeld.
Die beiden Schwestern leben und arbeiten zwar erst seit 2014 in Bad Bocklet. Doch sie wissen aus Erzählungen noch Etliches über das Wirken früherer Ordensfrauen in Bad Bocklet zu berichten. Zwischen den beiden Weltkriegen erlebten die damals am Ort tätigen „Töchter des Allerheiligsten Erlösers“ – so die offizielle Bezeichnung – die Modernisierung und den Aufstieg des kleinen Kurorts an der Saale mit und waren ebenfalls präsent, als während des Zweiten Weltkriegs die Bad Bockleter Kurgebäude zum Lazarett umfunktioniert wurden.
Caritas seit 1925
Als die Caritas der Diözese Würzburg den Badbetrieb im Jahr 1925 pachtete, begann für den kleinen Badeort nach den Wirren des Ersten Weltkriegs zunächst eine neue interessante Zeit. Die Kurgebäude wurden gründlich renoviert und die Zahl der Kurgäste stieg von Jahr zu Jahr an. An dieser Aufwärtsentwicklung waren auch die Erlöserschwestern maßgeblich beteiligt, denn der Kurbetrieb wurde von den Ordensfrauen mitverwaltet.
Am 12. November 1937 erhielt die Gemeinde das Recht, sich fortan „Bad“ zu nennen. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs setzte dem blühenden Kurwesen jedoch ein jähes Ende. Die Nationalsozialisten richteten in den Kurgebäuden ein Reservelazarett ein. Dazu kamen ein Umsiedlungslager und ein Altenheim. Kurz vor Kriegsende, im April 1945, fanden ganz in der Nähe, rund um Steinach und Roth, noch schwere Kämpfe statt. Bad Bocklet blieb zum Glück verschont. Nach Kriegsende wurden die Kureinrichtungen zunächst von den Amerikanern beschlagnahmt, bevor sie wieder an die Caritas zurückgingen.
Bis zu 16 Ordensfrauen
Die
Erlöserschwestern erlebten all dies mit, waren auch dann dabei, als es nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufwärts ging. Mit dem Erschließen einer neuen Heilquelle im Jahr 1948 begann eine neue Blütezeit. 1954 wurde sogar ein modernes Badehaus eröffnet.Schwester Margrit weiß aus Erzählungen, dass bis zu 16 Ordensfrauen in Bad Bocklet arbeiteten. Sie waren in der Verwaltung, in der Großküche, in der Wäscherei, im Müttergenesungsheim und im Bäderbetrieb eingesetzt. Früher setzte auch die Caritas auf Selbstversorgung, weiß Schwester Hildrun zu berichten. So gab es Stallungen mit Tieren und es wurde regelmäßig geschlachtet. Zudem bewirtschafteten die Schwestern einen Garten in der Nähe des heutigen Netto-Markts.
Umzug in den Altersruhesitz
Die Älteren unter den Bad Bockletern können sich noch daran erinnern, als im „Josefshäusle“ die Krankenschwester des Erlöserordens wohnte. Sie arbeitete für ein „Vergelt's Gott!“ und bestenfalls ein paar Naturalien. Aber sie war bei den Bürgern wegen ihres Fachwissens so geschätzt, dass der Hausarzt vor Ort sie fast als Konkurrenz ansah. Es gab auch eine Kindergartenschwester, die bei den Mädchen und Buben sehr beliebt war.
Schwester Oberin Hildrun und Schwester Margrit wurden 2014 schon einmal in Brendlorenzen verabschiedet, als dort die Schwesternstation aufgelöst wurde. Doch das Scheiden aus Bad Bocklet hat nun für sie etwas Endgültiges, weil jetzt in den Altersruhesitz umziehen.
Schwester Hildrun wuchs in Wonfurt (Lkr. Haßberge) auf und engagierte sich bereits früh in der Jugendarbeit. Während ihrer Ausbildung an der Landvolkshochschule Volkersberg kam sie als junge Frau in Kontakt mit den dort tätigen Erlöserschwestern. „Ich wurde angesprochen, ob ich mir ein Leben im Orden vorstellen könnte“, erinnert sie sich. 1965 trat sie in den Orden ein und ließ sich zur Erzieherin ausbilden. 1970 feierte sie Profess, war danach in Würzburg und Kitzingen tätig und kam 1972 in den Kindergarten in Brendlorenzen.
Zweimal in den Orden eingetreten
Schwester Margrit wuchs mit acht Geschwistern in Hambach auf. Als sie sieben Jahre alt war, starb ihr Vater und die Mutter musste die Kleinen alleine durchbringen. Sie besuchte 1946 die Haushaltungsschule in Lülsfeld, wo sie zum ersten Mal Kontakt zu Ordensfrauen bekam. Ein Jahr später, mit 15 Jahren, trat sie bereits in den Orden ein.
„Doch ich hatte großes Heimweh, ich ging wieder nach Hause“, erzählt die 86-Jährige. Nach ein paar Jahren Mittelschule trat sie 1953 wieder in den Orden ein und machte eine Ausbildung zur Erzieherin. 1956 feierte sie Profess. Sie arbeitete in Kindergärten in Bad Kissingen, Aschaffenburg und seit 1973 in Brendlorenzen. 2001 wurde sie im Kindergarten verabschiedet und war bis 2014 in der Brendlorenzener Kirchengemeinde tätig.
„Der Abschied fällt schwer“, sagt sie. Denn die meist älteren Kurgäste Bad Bocklets hätten oft das Gespräch mit den beiden Ordensfrauen gesucht, um sich mal „alles von der Seele“ reden zu können. Schwester Margrits Stimme ist belegt: „Ich war sehr gerne da.“