Für Schwester Oberin Marisstella ist die Zahl 28 wegweisend. Mit 28 Jahren trat sie in den Orden der Erlöserschwestern ein, 28 Jahre war sie an der Schweinfurter Berufsfachschule für Hauswirtschaft des Ordens tätig, 28 Jahre verbrachte sie in Bad Bocklet als Oberin im Caritas-Kurhaus.
Jetzt verabschiedet sie sich in den Ruhestand. „Mit 85 Jahren möchte ich keine Verantwortung mehr tragen“, sagt sie. Sie geht ins Kloster Heidenfeld bei Schweinfurt. Dorthin begleiten sie Schwester Christhilde und Schwester Jazintha. Beide schauen mit 81 und 79 Jahren ebenfalls auf ein arbeitsreiches Leben zurück.
Die drei sind die letzten Erlöserschwestern in Bocklet. Aber es gibt einen Trost: Bei der feierlichen Verabschiedung am 4. April werden drei neue Schwestern im Biedermeierbad begrüßt.
Als Schwester Oberin Marisstella 1986 nach Bad Bocklet kam, war alles noch in der Hand der Erlöserschwestern, von der Verwaltung bis zur Küche, erzählt die Oberin. In der besten Zeit habe es hier 13 Ordensschwestern gegeben.
Und eben wegen der Schwestern sind viele Kurgäste, vor allem ältere, in das beschauliche Biedermeierbad gekommen. Die Atmosphäre im Haus, der schöne Kurpark, die Kapelle und der tägliche Gottesdienst habe den Menschen gut getan, so die Oberin. Außerdem haben sie immer ein offenes Ohr für die Probleme ihrer Gäste. Sie gaben Ratschläge, soweit es ging. Manchmal wurde der Gast zum Pfarrer weiter geschickt.
Auch das religiöse Leben hier spiele für viele Menschen eine wichtige Rolle, so die Oberin. Hier kommen die Menschen schnell zur Ruhe, der Tag verläuft ohne Hektik. Täglich gibt es einen Gottesdienst, auch wenn es seit ein paar Jahren keinen Hausgeistlichen mehr gibt. Ein pensionierter Pfarrer wohne in Bocklet, der täglich zum Zelebrieren kommt, sagt Schwester Jazintha.
Wie sehr die Gäste den Schwestern verbunden sind, erlebte Schwester Jazintha in den vergangenen Tagen. Stammgäste riefen bei ihr an und bedauerten ihren Weggang. Sie tröstete alle: „Es ist nur ein Stabwechsel.“
Die drei Erlöserschwestern scheiden aus eigenem Wunsch aus dem aktiven Arbeitsleben aus. Diesen Wunsch hatten sie an das Mutterhaus in Würzburg herangetragen, und nun erfüllt er sich. Aber zur Ruhe setzen heißt für sie nicht, dass sie nichts mehr machen. Mithelfen werden sie natürlich auch weiterhin. „Aber wir sind nicht mehr so eingesetzt“, sagt die Oberin.
21 Jahre kümmerte sich Schwester Christhilde um die Kurgäste in Bocklet. „Wir waren immer da, wenn was gebraucht wurde.“ Und gebraucht wurde immer was, auch am Wochenende. Manchmal eine Krankenschwester, und dann war Schwester Jazintha gefordert. Aber sie hätten auch in der Küche, im Speisesaal oder beim Putzen mit angepackt. Schwester Jazintha kam vor drei Jahren von Bad Kissingen nach Bocklet, als das Haus Amalie in der Schönbornstraße verkauft wurde. Geboren wurde sie im Burkardrother Ortsteil Wollbach.
Alle drei freuen sich nun auf den nächsten Abschnitt. Die Koffer sind bereits im Kloster Heidenfeld angekommen. Am 5. April reisen die Schwestern hinterher.