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Hammelburg
BRK-Großübung "Unterfranken im Ausnahmezustand": Blackout bei Aschaffenburg und Flugzeugabsturz bei Hammelburg
Was tun, wenn ein Unwetter kommt? Rettungskräfte stellten sich am Samstag an mehreren Einsatzorten auf dieses Szenario ein. Was bei Hammelburg los war.
In unwegsamem Gelände mussten die Rettungskräfte bei der Großübung am Samstag unweit von Hammelburg die mutmaßlich Verwundeten suchen und versorgen. 
Foto: Heiko Becker | In unwegsamem Gelände mussten die Rettungskräfte bei der Großübung am Samstag unweit von Hammelburg die mutmaßlich Verwundeten suchen und versorgen. 
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:10 Uhr

Unwetterkatastrophen häufen sich. Selbst Optimisten können auch einen möglichen Ausfall kritischer Infrastruktur nicht mehr wegreden. "Wir stellen uns mit Ausbildung und Ausrüstung auf Wetterlagen ein, die es seit Menschengedenken noch nicht gegeben hat", brachte es BRK-Bezirksgeschäftsführer Harald Erhard auf den Punkt, der bei der Großübung unweit von Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen) von Rettungskräften  einer der beiden Übungsleiter war.

Als Vorbereitung auf Folgen einer Unwetterlage übten am 9. September in ganz Unterfranken über 500 Sanitäterinnen und Sanitäter mit 120 Fahrzeugen erstmals in dieser Dimension landkreisübergreifend zur Sanitätsversorgung,  sowie zur Betreuung und zum Transport von Verwundeten. Verbinden sollte die Übung dabei auch Malteser, Johanniter und Arbeiter-Samariterbund. Denn auch sie stellten Helferinnen und Helfer.        

Zahlreiche Helfer wirkten bei der Einrichtung der Patientenablage in Hammelburg unter freiem Himmel mit.
Foto: Heiko Becker | Zahlreiche Helfer wirkten bei der Einrichtung der Patientenablage in Hammelburg unter freiem Himmel mit.

"Eine einzige Großübung alleine wäre nicht genug", umriss  Übungsleiter Dr. Maximillian Kippnich als stellvertretender BRK-Landesarzt im Gespräch mit dieser Redaktion die Ausgangslage. Denn mit Blick auf die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal gewinnen die Koordination der Rettungskräfte und die  Nachrichtenübermittlung verstärkte Aufmerksamkeit.

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Unter Annahme einer Region im Aussnahmezustand zog die Übungsleitung am 9. September alle Register. Teilübungen gab es von den Kreisverbänden  Aschaffenburg/Miltenberg Bad Kissingen/Rhön-Grabfeld, Haßberge, Kitzingen und Main-Spessart/Schweinfurt.

Von einem "Blackout" im Raum Aschaffenburg, einem angenommenen Zugunfall in Main-Spessart bis zum einem angeblich verunglückten Bus bei Kitzingen, waren die Sanitäterinnen und Sanitäter bei unterschiedlichsten Lagen gefordert. In Niedernberg (Lkr. Aschaffenburg)  ertüchtigten die ehrenamtlichen Einsatzkräfte zum Beispiel eine Sporthalle für die Aufnahme von Beatmungspatienten. In Würzburg war das Übungsziel eine längere Kolonnenfahrt.        

Auch in Hammelburg gab es eine Premiere

Novum in dem Szenario war eine Koordination, die aus der Führungsstelle in Haßfurt kam und über Video-Konferenzen mit den jeweiligen Einsatzleitwagen an den Brennpunkten der Übung in Verbindung stand.   

Eine weitere Premiere für ganz Unterfranken gab es in Hammelburg. Dort kam, nachdem man einen Flugzeugabsturz angenommen hatte, zur Rettung aus unwegsamen Gelände, nahe des ADAC-Platzes, zum ersten Mal ein vierzehnköpfiges Team zum Einsatz. Es bestand aus sieben Fahrzeugen zur Erkundung eines Lagebildes in  unwegsamen Gelände.

Aufwendig war bei der Großübung nahe Hammelburg die Suche und der Abtransport mit dem geländegängigen Spezialfahrzeug.
Foto: Heiko Becker | Aufwendig war bei der Großübung nahe Hammelburg die Suche und der Abtransport mit dem geländegängigen Spezialfahrzeug.

Das Szenario in sommerliche Hitze wirkte erdrückend echt und machte deutlich, wie schwer es ist, sich in einem Waldstück der Größe von etwa zehn Fußballfeldern einen Überblick zu verschaffen. In Echtzeit mussten Verwundeten-Darstellerinnen und -Darsteller auf dem Waldboden teils über eineinhalb Stunden ausharren, bis sie von den Helferinnen und Helfern beim Durchkämmen des Unterholzes gefunden wurden.

Neues Modellprojekt zur Einsatzerkundung

An dem neuen Modellprojekt zur Einsatzerkundung beteiligen sich mehrere unterfränkische Kreisverbände. Der Kreisverband Rhön-Grabfeld steuerte etwa ein achträdriges Amphibienfahrzeug bei, mit dem aufgefundene Verletzte durch schwierigstes Gelände transportiert werden können   

Denn es war Eile geboten. Öfter hallten laute Hilfeschreie durch den Wald, bis dann später alle "Opfer" in zwei "Patientenablagen" in Obhut genommen wurden, welche die Schnelleinsatzgruppen der Kreisverbände Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld mit insgesamt 50 Plätzen aufgebaut hatten. Von hier aus simulierten die Sanitäterinnen und Sanitäter nach der Erstversorgung die Einlieferung in Krankenhäuser.

Zahlreiche Rettungswagen standen bei der Übung am Samstag bei Hammelburg zum Abtransport bereit. 
Foto: Heiko Becker | Zahlreiche Rettungswagen standen bei der Übung am Samstag bei Hammelburg zum Abtransport bereit. 

Bestätigt sehen die eingesetzten Hilfsorganisationen durch den Übungsverlauf die Forderung nach mehr geländegängigen Fahrzeugen, mit denen man bei Überschwemmung auch durchs Wasser kommt. "Es hat sich schon viel gebessert", sagt Übungsleiter Erhard in Bezug auf die Ausrüstung bei Unwetterlagen. Aber manche Wünsche sind noch unerfüllt. So gehe die Beschaffung mancher Fahrzeuge auf die Initiative der Kreisverbände zurück.   

"Es hat alles gut geklappt."
Maximillian Kippnich, Übungsleiter

"Es hat alles gut geklappt", fasste Übungsleiter Kippnich später den Übungsverlauf zusammen. Als Herausforderung habe sich einmal mehr die Kommunikation der Beteiligten über weite Strecken herausgestellt.     

In Grußworten dankten BRK-Verantwortliche und weitere Redner den Ehrenamtlichen für ihren beispielhaften Einsatz. Ferner plädierten sie in Katstrophenfällen für das Denken in großen Zusammenhängen. Das Kirchturmdenken unter Landkreisen und Hilfsorganisationen sei längst überholt.          

Prognosen zum Klimawandel zeigten, dass Großschadensereignisse auch in Unterfranken zunehmen werden, umriss Innenstaatssekretär Sandro Kirchner die Herausforderungen. Er war bei der Großübung dabei und fand, dass dieser neue modulare Übungseinsatz den Pflichten zum regelmäßigen Üben Rechnung trage.

Laut Kirchner arbeitet das Bayerische Innenministerium an der Errichtung eines Melde- und Lagezentrums für Katastrophenfälle sowie an der verstärkten Digitalisierung im Katastrophenschutz, etwa bei der Lagedarstellung und Einsatzbewältigung.

 
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