In der Rhönkaserne bei Wildflecken (Landkreis Bad Kissingen) herrscht seit einigen Tagen Krieg. Zum Glück nur als Übung unter dem Namen "Schneller Degen 22". Trotz geballter militärischer Präsenz in den Rhöner Bergen ist es ringsherum beschaulich ruhig. Denn die "Gefechte" spielen sich vornehmlich in den Kasernenstuben ab. Bei einem Medientag gewährte die Division Einblicke.
Hinter dem Kasernenzaun konzertriert sich die Aufmerksamkeit noch zweieinhalb Wochen vor allem auf Computermonitore. Die Stabssoldatinnen und -soldaten verschieben per Mausklick taktische Zeichen der unterstellten Brigaden und Bataillone über interaktive Landkarten der Region zwischen Fulda und Werra. Jedes dieser Symbole steht für Einheiten und deren Ausrüstung.
"Wir messen natürlich die Art und Weise, wie wir hier einen Raum verteidigen, genau an den Szenarien, die wir derzeit gerade in der Ukraine erleben. Für die Soldaten wird damit bewusst, wie wichtig es ist, dass sie Deutschland und unsere Verbündeten gemeinsam verteidigen gegen einen solchen möglichen Aggressor", so Divisionskommandeur Ruprecht von Butler.
Der "Feind" lauert beim Schnellen Degen ein paar Zimmer weiter. Von dort aus steuern etwa 30 Soldatinnen und Soldaten des Simulationszentrums ebenfalls rechnergestützt "Truppen" gegen die Verteidiger. Die erzeugte Dynamik hält die Kontrahenten täglich zwölf Stunden in Atem. So führt die Computertechnik alle Eventualitäten eines solchen Truppeneinsatzes vor Augen, von der Einsatzkoordinierung eigener Panzer auf schmalen Mittelgebirgsstraßen bis hin zu eventuellen Flüchtlingsströmen.
Nur ein Panzer ist bei der Bundeswehrübung "Schneller Degen" in Wildflecken dabei
An schwerem Gerät ist beim "Schnellen Degen" übrigens nur ein Radpanzer unterwegs: Daraus kommandiert der Divisionskommandeur von Butler die unterstellten Führungskräfte. Dazu wechselt das Fahrzeug in der Kaserne ab und an die Position. Ins Gelände geht es nur mit leichten Fahrzeugen zu Erkundungen. Und das auch nur selten.
Den Lerneffekt für die Befehlsstrukturen schätzt die Bundeswehr dennoch hoch ein. Insgesamt rund 20.000 Soldaten hat die 10. Panzerdivision. Alle für die Stabsübung ins Gelände zu schicken, "wäre Verschwendung", sagt Pressoffizier Stephan Voges.
Bundeswehr übt sogar den Kampf gegen Fake-News
Geboten werden alle Facetten eines solchen Konflikts im 21. Jahrhundert. Sogar der Informationskrieg samt Fake-News wird erstaunlich nah an der Realität eingespielt. "Ich schaue morgens zuallererst Fernsehen", beschreibt von Butler den Auftakt seiner langen Übungstage. Dazu werden im Studio des Mediensimulationszentrums vor Ort professionell anmutende, fünfminütige Nachrichtensendungen produziert. "Da muss man schnell reagieren", sagt von Butler zum Bestreben des Gegners, im Kriegsfall die verteidigenden Verbündeten etwa mit erfundenen Gräueltaten zu diskreditieren.
Konservativ mutet die Morgenbesprechung mit den Brigadekommandeuren zur Gesamtlage bei der Übung an. Dazu treffen sich die Offiziere auf einer begehbaren Karte, die sich über 150 Quadratmeter über einen Hallenboden erstreckt.
Auch 300 litauische Kräfte sind in Wildflecken im Einsatz
Mit dem Veitshöchheimer Verband übt auch die deutsch-französische Brigade sowie Belgier, Tschechen, Kroaten, Niederländer und US-Amerikaner. Den Ernst der realen internationalen Lage unterstreicht die Anwesenheit von 300 litauischen Soldaten aus Rukla, deren Zertifizierung als Verbündete im Rahmen der Schnellen Eingreiftruppe der Nato zur Verlängerung ansteht. "Ich habe großen Respekt vor den Kameraden", lobt Generalmajor von Buttler. Schließlich bestehe schon seit fünf Jahren eine vertraute Zusammenarbeit.
Besuch am "Point Alpha" beim thüringischen Geisa
Einen "sehr guten Eindruck" nimmt denn auch ein litauischer Major von der Übung mit. Er äußert sich dankbar, dass er mit den Verbündeten üben darf. Geprägt ist der Offizier von seinem Leben an der Suwalki-Lücke, dem Landkorridor zwischen Belarus und dem russischen Kaliningrad, wo das russische Machtstreben aktuell besonders schwer einzuschätzen ist.
Eines hat den litauischen Offizier besonders berührt: eine Exkusion zum "Point Alpha" beim thüringischen Geisa, wo die Alliierten im kalten Krieg einen sowjetischen Panzerangriff am ehesten befürchteten. Seit der Wende war war das dortige Mahnmal fast vergessen. Beim "Schnellen Degen" holt die Erinnerung die Gegenwart ein.
Verübeln könnte man es niemanden! Deutschland ist politsch mehr Schein als Sein. Probleme werden vertuscht, klein geredet etc. Vieles läuft auf Anschlag trotzdem wird oft die "heile Welt" verkündet. Das da der Rückhalt der Bevölkerung schwindet darf nicht verwundern. auch wenn es weltweit größtenteils noch schlechter ausschaut.
Meine Hochachtung vor den Angehörigen der Bundeswehr die trotz aller Erschwernisse, Einsparungen und peinlichen poltischen Entscheidungen und leeren Gerede von oben in dieser Organisation tätig sind. Ich könnte es nicht, schon alleine deshalb nicht weil es mir zuwider wäre wenn ich mich für meinen Arbeitgeber schämen müsste.
Dass es nie so schön geplant verläuft wie bei Sandkastenspielen wußte schon der preußische Generalmajo Carl v. Clausewitz, dessen unvollendetes Hauptwerk "Vom Kriege" noch heute Standard-Lehrlektüre an vielen Miltärakademien in aller Welt ist.