Der Fund eines gerissenes Wildschweins vergangene Woche bei Elfershausen elektrisiert Teile der Jägerschaft. "Es war der Wolf", ist sich Daniel Lohfink sicher. Einen anderen Verantwortlichen für den Tod des 25 bis 30 Kilogramm schweren Tieres kann sich der Kreisvorsitzende des Bayerischen Jagdverbands kaum vorstellen. Zumal es markante Biss-Spuren gegeben habe.
Experten kamen nicht selbst vorbei
Vor Ort zur Begutachtung waren auch die Untere Naturschutzbehörde und der Amtsveterinär. Was fehlte, war ein Vertreter des Landesamtes für Umwelt (LfU). In bestimmten Fällen schickt es einen Vertreter des Netzwerkes Große Beutegreifer, um Gewissheit zur Todesursache zu bekommen. Doch der Posten des Netzwerkes im Landkreis ist aktuell unbesetzt.
So stützte das Landesamt seine Ferndiagnose auf zugeschickte Bilder. Darauf sehen die Experten in Augsburg aufgrund des starken Nutzungs- und Verwesungszustands des Kadavers keine Hinweise auf Wolfsbeteiligung.
Genproben nur bei gerissenen Nutztieren
Daniel Lohfink wundert sich, warum in solchen Zweifelsfällen keine Genproben genommen werden. Seinen Gedanken, dass dies mit Personalmangel des Netzwerkes Große Beutegreifer zu tun haben könnte, weist das LfU zurück. "Genproben werden genommen, wenn sich im Rahmen der Erstdokumentation von Nutztier-Rissen vor Ort nicht ausschließen lässt, dass ein Großer Beutegreifer beteiligt war", heißt es von dort.
Bei Wildtieren, die zum natürlichen Nahrungsspektrum des Wolfs gehören, werde in der Regel kein Genmaterial entnommen. Bei Bedarf wäre der nächste Netzwerker in Main-Spessart nur 25 Kilometer vom Fundort entfernt gewesen. Bayernweit umfasse das Netzwerk rund 200 ehrenamtliche Mitarbeiter.
Breites Nahrungsspektrum
Dass es durchaus üblich ist, dass Wölfe Wildschweine reißen, räumt das LfU ein. Der Beutegreifer habe ein breites Nahrungsspektrum. Es reicht vom Aas über Kleinsäuger bis hin zu großen Huftieren. In Mitteleuropa sind dies bei Wildtieren vor allem Rehe, sowie Rot- und Schwarzwild. Laut Nahrungsanalyse von mehr als 6500 Kotproben von Wölfen machen Wildschweine 17,6 Prozent der Nahrung eines Wolfes aus.
Insgesamt wächst die Wahrscheinlichkeit, dass Wölfe auftauchen. Anfang November berichtete ein Teilnehmer an einer Drückejagd der Bayerischen Staatsforsten im Neuwirtshäuser Forst, er habe vom Hochsitz aus einen Wolf beobachtet.
Grundsätzlich können in Bayern jederzeit einzelne Wölfe zu- oder durchwandern, bestätigt das LfU. Vor allem junge Rüden wandern auf der Suche nach einem eigenen Territorium täglich 50 bis 70 Kilometer und legen insgesamt weite Strecken zurück. Die Sichtungen nehmen zu, so auch in den Landkreisen Rhön Grabfeld und Main-Spessart.
Lohfink sieht Widersprüche
Allerdings sind auf einer Karte des LfU im Internet nicht alle Wolfssichtungen zu finden. Auch die Beobachtung aus dem Neuwirtshäuser Forst fehlt. Das Monitoring dort erfolgt laut der Behörde anhand europaweit standardisierter Kriterien. Als Nachweise werden nachvollziehbare Fakten gewertet, wie Fotos oder genetische Nachweise. Hinweise, die nicht nachprüfbar sind, werden registriert, aber nicht als gesichert auf der Webseite veröffentlicht.
Daniel Lohfink findet dieses Vorgehen widersprüchlich. Einerseits werde wenig für genetische Nachweise getan, anderseits liege die Messlatte für die Dokumentation der Ausbreitung des Wolfes sehr hoch. "Wir haben kein Problem mit dem Wolf", versichert er. Man wolle aber wissen, was sich im Wald tut. Und daraus die erforderlichen Konsequenzen ziehen. Eine davon ist jetzt schon mal die Empfehlung an Hundehalter, ihre Vierbeiner an der Leine zu halten.
Näheren Aufschluss über das Vorkommen des Wolfes in der Region könnte die Auswertung der Bilder von der Wildbrücke über die Rhönautobahn bei Oberthulba geben. Sie zeichnet ständig auf. Zuständig ist die Autobahndirektion Nordbayern. Zuletzt sind die Bilder 2017 ausgewertet worden. Die nächste Sichtung des gewonnenen Materials steht für den Sommer 2019 an.
Wirklich! Dank hierfür!
Wie viele Wildtiere lassen täglich ihr Leben im Straßenverkehr (oder sterben elend an den Folgen). Wie viele Nutztiere müssen unter mangelnden Haltungsbedingungen leiden (und sterben in diesen)!
Verwundet ein Tier ein Tier: tötet es - oder zahlt den Schadenersatz!
Tut ein Mensch sowas- ach , halb so wild???
Leider ist es so ;-(((
MfG
Es zielt darauf hinaus, dass der Wolf bejagt werden darf auch wenn er die geringste Gefahr für den Bürger darstellt.
D ist zu stark besiedelt, als dass sich hier Wölfe AUSBREITEN können. Der Wolf ist sehr scheu ebenso wie der Luchs, den es ebenfalls bei uns auch schon gibt.
Somit wird es für den gestressten Jäger schwieriger seine Quoten zu erfüllen, denn er hat einen Konkurrenten, der mehr Zeit hat, an den Kirrungen aufs Wild zu warten
BTW. Ein Wolf hat mich noch nie angefallen, sehr wohl ein Jäger schon mal knapp verfehlt. Wer ist gefährlicher?
Wie viele Tote gab es in der Zeit durch Jäger weil wieder einmal ein völlig Unbeteiligter getroffen oder ein Mit-Jäger mit einem Wildschwein verwechselt wurde? Ganz zu schweigen von unzähligen Verletzten.
9 Tote in 50 Jahren durch entweder tollwütige Wölfe oder menschliche Dummheit in EUROPA -na und, wieviele Tote gab es in dieser Zeit durch - Z.B. - besoffene und rasende Autofahrer?
homo homini lupus -mehr sog in net.........
P.S.: Verkehrstote gesamt im Jahre 2017 in Europa: ~ 25.000 !!!!