"Millionen für die (Wild-)Katz" war ein Bericht über die Wildbrücke im Neuwirtshauser Forst kurz nach der Fertigstellung im Jahr 2012 überschrieben: Der Bund der Steuerzahler hatte damals wegen der "Grünbrücke" Rot gesehen und sie deshalb in sein "Schwarzbuch" aufgenommen. Zu Unrecht, finden Daniel Zippert, Leiter des Forstbetriebs Hammelburg der Bayerischen Staatsforsten , und Mandy Miklosa, Leiterin des Sachbereichs Landschaftsplanung an der Dienststelle Würzburg der Autobahndirektion Nordbayern .
"Wild ja, Mensch nein"
Auf beiden Seiten der neuen Wildbrücke zwischen der Autobahn-Auffahrt Oberthulba und der Rastanlage Rhön grenzen Flächen der Bayerischen Staatsforsten an. "Die Brücke ist sehr wichtig für die Vernetzung von Lebensräumen", sagt der Hammelburger Forstbetriebsleiter Zippert. Deshalb wollen die Staatsforsten demnächst sogar auf eigene Kosten Schilder rund um die Brücke aufstellen: "Wild ja, Menschen nein" laute die Devise für die Brücke. Für Menschen sei die Brücke rund hundert Meter nördlich gedacht. Auf die hatte auch der Steuerzahlerbund in seiner Kritik verwiesen und die zusätzliche Wildbrücke deshalb für überflüssig erklärt, aber: "Da geht kein Wild drüber, und erst recht keine Käfer oder sonstige Klein-Tiere", sagt Zippert. Vor allem das Rotwild, also Hirsche, gehen oft auf Wanderschaft, berichtet der Forst-Experte. Damit die Brücke besser angenommen werde, haben die Staatsforsten ein Jagdverbot im Umkreis von 500 Metern rund um
die Wildbrücke verhängt.
Kritik gab es im Jahr 2012 auch, weil die Brücke erst gut 40 Jahre nach Fertigstellung gebaut wurden. Gibt es die alten Wildwechsel noch? 50 Meter breit und 75 Meter lang ist die Brücke. Rund fünf Millionen Euro hat sie gekostet. Das Projekt war laut Autobahndirektion Nordbayern "mit höchster Priorität im bayerischen Konzept zur Erhaltung und Wiederherstellung von bedeutsamen Wildkorridoren an Bundesfernstraßen in Bayern" enthalten. Auch der Bund Naturschutz hatte die Brücke gefordert.
Monitoring als Auflage
Bereits bei der Genehmigung der Brücke hatte die Regierung von Unterfranken ein Wildtiermonitoring als Auflage festgelegt. Im ersten, dritten, fünften, zehnten und fünfzehnten Jahr nach dem Bau muss die "ökologische Wirkung" der Brücke untersucht werden. Das geschieht vor allem über Kameras mit Bewegungsmeldern. Heuer steht laut Mandy Miklosa die nächste Studie an, aber auch die Werte des jüngsten Monitorings 2014 hätten eine gute Benutzung der Brücke ergeben: Von April bis September 2014 wurden demnach 1140 Rothirsche , 700 Rehe, 275 Wildschwein, 455 Rotfüchse, 471 Feldhasen, zwölf Dachse und sechs Marder gezählt. "Wolf und Luchs konnten noch nicht gesichtet werden", teilt Mandy Miklosa auf Nachfrage mit.
Im Rahmen einer Bachelorarbeit sei 2016 das "Nutzungsverhalten nicht-fliegender Klein- und Großsäuger an Querungsbauten der A 7 im Neuwirtshauser Forst" untersucht worden: Neben der Grünbrücke und zwei Autobahnunterführungen wurde laut Miklosa auch die nahe gelegene Straßenbrücke untersucht. "Das Ergebnis der Arbeit bestätigt die allgemein bekannten Meinungen und Aussagen in Fachkreisen, dass größere Säugetiere wie Rehe, Rotwild und Wildschweine ausschließlich Grünbrücken zur Querung nutzen und somit auf diese angewiesen sind", fasst Mandy Miklosa von der Würzburger Außenstelle der Autobahndirektion Nordbayern das Ergebnis zusammen.
Mandy Miklosa schließt sich der Einschätzung ihres Vorgängers Andreas Walde an, der die Vorwürfe des Steuerzahler-Bundes als "absoluten Unsinn" bezeichnete. Die Lichter und der höhere Lärmpegel durch die Autobahn würden die Tiere auf der schmalen Brücke verschrecken. Auf der Grünbrücke dagegen sind auf beiden Seiten Mauern sogar 30 Meter bis ins Gelände weitergeführt.
Mit der Eröffnung der Autobahn 1969 seien jahrhundertealte Wanderrouten vor allem für Rotwild zwischen Spessart und Rhön durchtrennt worden. Jäger betonen, dass gerade bei den Hirschen der Gen-Austausch zwischen den Rudeln die Tiere robuster mache.