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BIRKENFELD/NEUENDORF
Der Wolf begeistert und entsetzt
Roland Pleier
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:48 Uhr

„Helle Lefzen, schlanker spitzer Kopf, gerade herunterhängende Rute, schlanker, spitzer Kopf, sehr gerade Rückenlinie, relativ kleine, dreieckige Ohren“ – Ulrich Wotschikowsky, Betreiber der Web-Site woelfeindeutschland.de und so etwas wie der deutsche Wolfspapst, erkennt bei dem am Freitag bei Birkenfeld fotografierten Vierbeiner viele wolfstypische Merkmale.

Eine hundertprozentige Bestimmung anhand eines Fotos könne es zwar nicht geben, machte er auf Anfrage der Main-Post deutlich. Dennoch teilt er die Einschätzung des Landesamtes für Umwelt und dessen sehr gründlich arbeitenden Experten Manfred Wölfl: Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei dem Tier um einen Wolf handelt, ist sehr groß.

„Aber eigentlich ist es wurscht“, sagt der Brandenburger, der teilweise im Allgäu aufgewachsen ist. Dass Wölfe sich wieder ausbreiten, komme nicht überraschend. „Die können an allen Ecken und Enden auftauchen“, macht er deutlich.

Da passt es ins Bild, dass tags zuvor schon ein womöglich zweiter mutmaßlicher Wolf von mehreren Zeugen bei Neuendorf gesichtet wurde, unter anderem – unabhängig voneinander – von zwei Jägern. Derjenige, der angeblich ein Foto von diesem Exemplar gemacht haben soll, war übers Wochenende allerdings nicht erreichbar.

Bisherige Hinweise

Dass einzelne Wölfe den Spessart erreicht haben, ist sehr wahrscheinlich. Der einzige sichere Beleg ist schon zwei Jahre alt: Im März 2015 war auf der Autobahn bei Bad Soden-Salmünster eine etwa ein bis zwei Jahre alte Wölfin angefahren und getötet worden.

Von der Fränkischen Platte und deren Rand gab es bislang nur einen recht vagen Hinweis: Im Januar 2016 hatte Sven Gräbenteich aus Zimmern nachts um 3 Uhr von seinem Fenster aus ein Tier entdeckt, „vorne weiß, hinten grau und ungewöhnlich groß“. Pfotenabdrücke im Schnee hatten jedoch keine gesicherten Erkenntnisse brachten und Gräbenteichs Schnappschuss war zu unscharf gewesen für eine Bestimmung.

Nach der Veröffentlichung des aktuellen Fotos des mutmaßlichen Wolfs bei Birkenfeld meldete sich eine weitere Zeugin, die einen Wolf im April zwischen Billinghausen und Zellingen gesichtet haben will.

Der Wolf polarisiert. Deutlich abzulesen ist dies an den Kommentaren in Facebook. „Alle abschießen“, fordern die einen, „Willkommen zuhause, Isegrimm!“ jubeln andere.

Hubert Helfrich aus Steinbach, Jäger und Mitglied im Netzwerk große Beutegreifer, sieht seine Position zwischen diesen beiden Fronten. Auf der einen Seite sei die Rückkehr des Wolfs „auch faszinierend“, verdeutlicht er, andrerseits halt auch „nicht unproblematisch“. Der richtige Weg liege zwischendrin, vertritt Helfrich. „Wo es Probleme gibt, muss man eingreifen.“ Womit er allerdings nicht vertritt, dass die streng geschützten Tiere abgeschossen werden sollen. Schließlich gebe es für Schäfer, deren Tiere von Wölfen gerissen werden, einen Ausgleichsfonds.

Ob die jetzt gesichteten Tiere länger in der Gegend bleiben, ist seiner Einschätzung nach „vollkommen unklar“. Sicherheit könne man nur erlangen, wenn man eine Wolfslosung oder einen frischen Riss analysiert hat. „Dann kann man sogar herausfinden, aus welcher Gegend das Tier kommt und ob es sich um ein Männchen oder Weibchen handelt.“

Die sechs Bilder des Wolfes, die auf der Facebook-Fanseite der Gemeinde Birkenfeld eingestellt sind, hatten riesige Resonanz: 1367-mal wurden sie geteilt und 257-mal kommentiert (Stand: Sonntag, 16 Uhr). Knapp 800 Facebook-Nutzer signalisierten per Icon Daumen hoch „gefällt mir“, 140 zeigten sich gar begeistert, gut 80 aber auch erschrocken bis entsetzt.

 
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Kommentare
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  • f. h.
    Ich hoffe der Wolf hat einen Reisepass und achtet die Grenzen innerhalb Deutschland-Bayern-Unterfranken-Main Spessart-Orts gebiete, man man der Kommentar war ja so was für nun ja.
    Das ist ein Tier, vier Pfoten und Läuft am Tag bestimmt mehr Km wie ein normaler Mensch dem ist es sch…… egal auf welcher Gemarkung oder Kreis er herum Läuft.
    Das wäre so wie wenn ich im Wald bin auf seiten der Gemarkung Urspringen und möchte oder erleichtere mich mal im Wald und Pinkle ausversehen über die Gemarkung (die ich nicht sehen kann haben ja keinen Grenzzaun) in eine andere Gemarkung, hallo hier ist MSP Land Main Spessart ein großer Landkreis sch…. Egal wo der die sind sie sind hier.
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    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Sehr geehrte Damen und Herren,

    der Wolf wurde auf Urspringer Gemarkung gesichtet.
    Es handelt sich nicht um einen Birkenfelder Wolf.
    Diese Angaben im Artikel könnten für Verwirrung und Unmut sorgen.

    Es wäre gut, wenn dies korrigiert würde, bevor der Artikel in Druck geht.

    Vielen Dank
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