"Wir haben hier viele enge Kurven", begründet Elmar Wilde, kommissarischer Leiter der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) in Aschaffenburg, die Millionen-Investition. Die Schubverbände mit einer Länge von bis zu 190 Metern müssten derzeit wie ein Sattelzug auf einer engen Dorfstraße um diese Kurven herumlaviert werden. Das Flussbett sei in dieser oberen Hälfte der Stauhaltung so schmal, dass selbst bei der Verbreiterung der Fahrrinne in der geraden Strecke von aktuell 36 auf 40 Metern Ufereingriffe erfolgen müssten. Insgesamt acht solcher "Uferrücknahmen" wird es im Zuge des Mainausbau in der Stauhaltung Schweinfurt geben. Das Steuern des Schubverbands werde künftig dann nicht nur leichter, sondern auch sicherer sein, verspricht Wilde.
Wo erforderlich, soll zudem die Fahrrinne auf eine Tiefe von 2,90 Metern ausgebaggert werden, damit die Güterschiffe mehr Ladung transportieren können. "Die Schiffe, die heute hier fahren, haben noch 20 Prozent Kapazitäten frei", sagt Wilde.
Transkontinentale Verbindung
Bis zu 1100 Tonnen mehr könnte jedes Schiff locker transportieren. Die Schifffahrt soll durch den Mainausbau aber nicht nur wirtschaftlicher gemacht werden. Nach Rechnung des WSV werden dadurch auch die Fernstraßen und Autobahnen in Bayern pro Schiff um bis zu 55 Lastwagen entlastet.Der letzte größere Ausbau des Mains zwischen Würzburg und Bamberg erfolgte Mitte des letzten Jahrhunderts, zwischen 1946 und 1962. Damals wurde eine 36 Meter breite und 2,50 Meter tiefe Fahrrinne hergestellt. Mit der Eröffnung des Main-Donau-Kanals 1992 wuchs dann die Bedeutung des Mains als transkontinentale Wasserstraßenverbindung. Zusammen mit Rhein, Main-Donau-Kanal und Donau verbindet er nun bedeutende Industriezentren in West- und Südeuropa. Am Main existieren heute mehr als 80 Häfen und Umschlagstellen für die Frachtschiffe, die vorwiegend Großgüter wie Baustoffe, Mineralöl, Getreide, Holz oder Kohle transportieren.
Seit 1999 erfolgt deshalb der Mainausbau von Würzburg bis Bamberg für Großmotorgüterschiffe. Dabei soll die gesamte Fahrrinne eine ganzjährige Tiefe von 2,90 Meter und eine Breite von 40 Metern erreichen. Der Fahrrinnenausbau zwischen Aschaffenburg und Würzburg ist abgeschlossen. Mitte April haben nun die Arbeiten an der Stauhaltung Schweinfurt begonnen. Zwei Jahre sind dafür einkalkuliert. Danach geht es weiter zwischen Wipfeld und Garstadt. Der Abschnitt zwischen Ottendorf und Knetzgau soll nach 2020 in Angriff genommen werden.
Die Ausbauarbeiten erfolgen vom Wasser aus. Die Bagger stehen dabei auf Pontons, das sind fest verankerte Schwimmkörper. Das abgebaggerte Material wird auf sogenannte Schuten verladen, die es dann mainabwärts zum Umschlagplatz bei Grafenrheinfeld transportieren. Von dort wird es per Lastwagen zu den alten Kiesseen unterhalb der Autobahn gebracht und dort für die Renaturierung dieser Baggerseen verfüllt. Rund 400.000 Kubikmeter Aushub werden anfallen.
Der Mainausbau dient aber nicht alleine der Frachtschifffahrt. "In den letzten 20 Jahren hat auch die Zahl der Hotelschiffe stark zugenommen", verweist Wilde auf das touristische Potenzial des Mains. In die Quere kämen sich die Fracht- und Hotelschiffe aber nicht. "Auf dem Main ist genug Platz, hier gibt es keine Staus." Irene Spiegel