
Indisches Chili-Chicken stand am Wochenende bei der Familie Hackenberg in Ebenhausen auf dem Speiseplan. In der Küche stand dabei kein Geringerer als der Bischof von Krishnagar, Nirmol Vincent Gomes, der dieses leckere Gericht zubereitete – mit extra scharfen Chilis aus Hackenbergs Garten.
Das Oberhaupt der im indischen Bundesstaat Westbengalen gelegenen römisch-katholischen Diözese weilt in Deutschland und verbrachte die vergangenen Tage bei dem Vorsitzenden des Schweinfurter Vereins „Hilfe für Kinder der Dritten Welt“, Heinrich Hackenberg, mit dem ihn eine tiefe Freundschaft verbindet. Seit 1987 begleitet der indische Geistliche, der dem Orden der Salesianer Don Bosco angehört, den Schweinfurter Verein, der seit 35 Jahren mit Patenschaften und Hilfsprojekten Kindern in Indien zu einer Schulbildung und einem besseren Leben verhilft.
„Der Verein ist eine Gnade von Gott“, sagt Bischof Nirmol. Er leiste unendlich viel Gutes für Kinder in seiner Heimat. Staatliche Hilfe gibt es in Indien nicht, weshalb die Salesianer hier ein großes Aufgabengebiet haben. Dem christlichen Orden werde das Leben aber schwer gemacht, aus Sorge, das hinduistisch geprägte Land könne missioniert werden. „Dabei machen die Christen gerade mal zwei Prozent der Bevölkerung aus“, sagt Bischof Nirmol.
Für Christen sei das Leben in Indien nicht leicht, mitunter sogar gefährlich. Bischof Nirmol berichtet von Überfällen und dass Christen sogar getötet würden. Der Regierung sei die Bildungsoffensive der Salesianer ein Dorn im Auge, „weil wir den Menschen die Augen öffnen“. Trotz aller Erschwernisse setzt der Orden seine Arbeit für eine bessere Welt mit mehr Zukunftschancen für Kinder und Jugendliche mithilfe des Schweinfurter Vereins fort.
Wissen gegen Armut ersetzen
Bei den Projekten geht es vor allem darum, Wissen gegen Armut zu ersetzen. Das heißt, durch das Erlernen von Lesen, Schreiben und Umgangsenglisch bekommen die Kinder und die Erwachsenen die Chance, dem Elendskreis der Armut zu entfliehen. Auch die Projekte „Hilfe zur Selbsthilfe“ sollen die Menschen befähigen, selbst etwas gegen den Teufelskreis Armut zu tun.
„Aktuell haben wir elf Projekte in Indien“, sagt Vorsitzender Hackenberg. Das Gebiet erstreckt sich von Kalkutta, wo Müllkinder betreut werden, bis hinauf in den Himalaya, wo es mehrere Schulprojekte gibt. Erst kürzlich wurden acht Schulen in Dörfern der abgelegenen Provinz Darjeeling, dem bekannten Zentrum des bengalischen Teeanbaus, gebaut, um den Kindern die weiten Schulwege zu ersparen. In diesem nordostindischen Himalayagebiet müssen sie mitunter fünf Stunden bis zur nächsten Schule laufen.
Die größte Schule hat der Schweinfurter Verein in Kathmandu in Nepal gebaut. Dort sind die Kinder wie in einem Internat untergebracht. Angeschlossen ist ein Berufsbildungszentrum, wo die Mädchen und Jungen an Berufe herangeführt werden. Die zweitgrößte Schule steht in einem Slum in Kalkutta. Dorthin kommen täglich fast 1000 Kinder und werden kostenlos unterrichtet.
Im Nordosten Indiens werden 11.000 Kinder, die an Rachitis leiden, durch eine Projektpatenschaft medizinisch versorgt. 1400 Kinder befinden sich in einer Patenschaft, wodurch ihnen der Schulbesuch ermöglicht wird. Hackenberg schätzt, dass in den vergangenen 35 Jahren rund acht Millionen Euro Spendengelder nach Indien geflossen sind. „Alles kommt eins zu eins an“, sagt der Vorsitzende. Davon versichert er sich sogar persönlich, zum Beispiel bei den Patenelternreisen, die er regelmäßig nach Indien organisiert. Die nächste findet jetzt im November statt. Hackenberg wird allen Projekten einen Besuch abstatten.
„Wir sind sehr dankbar für die Hilfe des Vereins“, sagt Bischof Nirmol allen Spendern und Sponsoren ein „großes Vergelt’s Gott“. Dass er dazu persönlich den Vorsitzenden in seinem Wohnort Ebenhausen aufsucht, hat auch historische Gründe. Denn vor seiner Zeit als Bischof , als er noch als Priester in Sonada im Distrikt Darjeeling wirkte und erste Kontakte zu dem Schweinfurter Verein knüpfte, war der indische Geistliche viele Jahre als Aushilfspriester hier tätig.
Bei den Gläubigen in der Region genießt der indische Bischof großes Ansehen. Sie schätzen vor allem seine herzliche und menschliche Art.
In den Gottesdiensten, die er als Aushilfspfarrer feierte, brachte er oft sein Akkordeon mit. Auch diesmal hatte er es dabei, als er die Sonntagsmesse in Ebenhausen hielt. Sogar seine Mitra setzte er dafür auf.
Nach dem Gottesdienst tauschte er das Priestergewand mit der Kochschürze. „Kochen macht mir sehr viel Spaß“, sagt Bischof Nirmol, und seine Gastgeber genießen das. „Nur manchmal ist das Essen schon etwas sehr scharf“, meint Heinrich Hackenberg schmunzelnd.
Verein zur Hilfe für Kinder der Dritten Welt
Der „Verein zur Hilfe für Kinder in der Dritten Welt“ ist eine private Initiative. Eine Handvoll Menschen mit ihren Familienangehörigen und einige Polizeibeamte aus Schweinfurt legten 1989 den Grundstein. Erstes Projekt war der Bau eines Kindergartens in Südafrika. Danach gab es ein Hilfsprogramm in Kolumbien. Heute konzentriert sich der Verein auf Indien und Namibia, wo 17 Projekte unterstützt werden. Der Verein hat 320 Mitglieder. Beiträge und Spendengelder fließen vollumfänglich in die Projekte und die Arbeit des Vereins. In den vergangenen 35 Jahren wurden rund acht Millionen Euro gespendet.
Spendenkonto: Verein zur Hilfe für Kinder der Dritten Welt, Schweinfurt e.V, Stichwort „Isoni-Namibia“, IBAN: DE48 7933 0111 0002 4242 41 BIC: FLES DEMM XXX, Bankhaus Max Flessa KG, Schweinfurt



