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Bad Kissingen
Stadt Bad Kissingen übernimmt die Staatsbad GmbH: 7 Fragen und Antworten zu dem historischen Schritt
Die Stadt Bad Kissingen ist ab 2026 alleiniger Eigentümer der Staatsbad GmbH. Ein Überblick über die Hintergründe und die möglichen Auswirkungen für den Standort.
Arkadenbau, Kurgarten und Regentenbau sind das Herz der Bad Kissinger Kur. Dafür, dass der Betrieb dort läuft, ist die Staatsbad GmbH zuständig. Und die wird ab 2026 komplett im Eigentum der Stadt sein, der Freistaat gibt seine Anteile ab. 
Foto: Wolfgang Dünnebier (Archiv) | Arkadenbau, Kurgarten und Regentenbau sind das Herz der Bad Kissinger Kur. Dafür, dass der Betrieb dort läuft, ist die Staatsbad GmbH zuständig.
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 14.04.2025 02:32 Uhr

Es ist ein historischer Schritt für Bad Kissingen: Der Freistaat Bayern gibt seine Anteile an der Staatsbad GmbH an die Stadt ab. Die einst staatliche Kurverwaltung wird damit ab dem 1. Januar 2026 vollständig zu einem städtischen Konzern. Doch warum gibt der Freistaat seinen Einfluss auf? Was bedeutet das finanziell für die Staatsbad GmbH, die strukturbedingt immer defizitär arbeitet und auf Zuschüsse vom Freistaat angewiesen ist? Was ändert sich für Mitarbeiter und Gäste? Ein Überblick über wichtige Fragen und Antworten.

1. Blick in die Historie: Warum gibt es die Staatsbad GmbH? 

Bad Kissingen ist seit 1803 als Staatsbad anerkannt. Die Verwaltung des Kurorts wandelte sich über die Jahrhunderte immer wieder, vom königlichen Badkommissariat über die staatliche Kurverwaltung bis zur gemeinsam von Freistaat und Stadt getragenen Staatsbad GmbH. Die staatliche Kurverwaltung wurde Ende der 1990er Jahre privatisiert und ging 1998 in der Staatsbad GmbH auf.

2. Was sind die Aufgaben der Staatsbad GmbH?

Sie kümmert sich um das tägliche Kurgeschäft, also sie bewirtschaftet und vermietet zum Beispiel die Kurgebäude und pflegt die Parkanlagen, organisiert Veranstaltungen, stellt Veranstaltungstechnik bereit, organisiert Gästeführungen, vermarktet den Gesundheitsstandort Bad Kissingen, kooperiert mit den Hotels und Übernachtungsbetrieben, betriebt den Heilwasserausschank, hält das Kurorchester sowie die Touristikinformation vor und zieht die Kurtaxe ein.

Oberbürgermeister Dirk Vogel (rechts) und Finanzstaatssekretär Martin Schöffel im Schmuckhof. 
Foto: Benedikt Borst | Oberbürgermeister Dirk Vogel (rechts) und Finanzstaatssekretär Martin Schöffel im Schmuckhof. 

3. Was ist der Konsortialvertrag?

Der Konsortialvertrag regelt die Eigentumsverhältnisse zwischen dem Freistaat Bayern und der Stadt Bad Kissingen. 1998 lag das Verhältnis bei 60 Prozent (Freistaat) zu 40 Prozent (Stadt). Die Verträge hatten eine Laufzeit von wenigen Jahren und wurden regelmäßig neu verhandelt. 2018 übernahm die Stadt Bad Kissingen erstmals die Mehrheit an der Staatsbad GmbH mit 53 Prozent der Anteile. Zum 1. Januar 2026 ist der Übertragungsprozess abgeschlossen und die Stadt alleiniger Eigentümer.  

4. Warum zieht sich der Freistaat zurück und was hat Bad Bocklet damit zu tun?

Bayern gibt den Einfluss auf das Tagesgeschäft auf. In Bad Kissingen gibt es weitere touristische Akteure wie das Kissinger Sommer-Büro, Stadtmarketing und Werbegemeinschaft Pro Bad Kissingen, die zum Rathaus gehören oder eng mit dem Rathaus kooperieren. Durch die Übernahme der Staatsbad GmbH befinden sich die wesentlichen Akteure in einer Hand.

Zudem gibt es einen Auftrag des Landtags an das Finanzministerium, das "Bad Bockleter Staatsbädermodell" umzusetzen, also sich bei allen Staatsbädern aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen.

Das meint, dass der Kurort für das Kurgeschäft verantwortlich ist. Bad Bocklet ist das erste von fünf bayerischen Staatsbädern, in dem dies seit Jahren praktiziert wird. Der Landtag hat das Finanzministerium beauftragt, dieses Modell auch in den anderen Staatsbädern mit Ausnahme von Bad Brückenau umzusetzen. Bad Kissingen ist neben Bad Bocklet das einzige Staatsbad, bei dem dieser Schritt vollzogen wird.

5. Wie wird der Betrieb der Staatsbad GmbH finanziell abgesichert?

Die Staatsbad GmbH finanziert sich vor allem aus Kurtaxeinnahmen (aktuell: 4,4 Millionen Euro jährlich) und aus Geldern, die sie etwa aus Vermietungen der Kursäle erhält. Die Einnahmen reichen jedoch nicht aus, um die Kosten zu decken, die für alle Aufgaben im Kurbetrieb anfallen. Der Freistaat Bayern und die Stadt Bad Kissingen haben das Defizit bisher etwa zu gleichen Teilen abgefangen.  Zuletzt hatte der Freistaat nach Angaben des Finanzministeriums jedes Jahr rund 1,6 Millionen Euro Defizitausgleich bereitgestellt, für 2025 sind 1,9 Millionen Euro vorgesehen.

Ab 2026 zahlt der Freistaat jährlich einen Kurortzuschuss, anfangs in Höhe von 2,1 Millionen Euro. Der neue Konsortialvertrag sieht nach Auskunft von Finanzstaatssekretär Martin Schöffel vor, dass der Zuschuss alle zwei Jahre steigt. Die Erhöhung orientiert sich an der allgemeinen Preisentwicklung. So sollen absehbar steigende Kosten, etwa für Personal und Energie, kompensiert werden.

6. Was ändert sich für Mitarbeiter der Staatsbad GmbH und für Gäste?

Nichts. Wie Oberbürgermeister Dirk Vogel betont, sind keine unmittelbaren Veränderungen geplant. Die Staatsbad GmbH soll 2026 nahtlos weiterarbeiten. Ziel sei es, die Modernisierung des Kur- und Fremdenverkehrsangebots in unveränderter Qualität fortzuführen. Die Arbeitsverträge aller Mitarbeiter bleiben bestehen, betriebsbedingte Kündigungen schließt Vogel aus.

7. Was sind langfristige Ziele? 

Der Oberbürgermeister sieht neuen Gestaltungsspielraum, den er nutzen will, um einzelne Bereiche in der Verwaltung und der Staatsbad GmbH neu zu sortieren. Insbesondere die Gärtnereien, die Veranstaltungs- und Marketingabteilungen und administrative Einheiten wie die IT, sollen "organisatorisch und rechtlich durchleuchtet werden", um zusammenzuarbeiten und doppelte Strukturen zu vermeiden. Ziel ist es "Syniergieeffekte zu nutzen, Kostensteigerungen abzufedern und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Stadt zu erhöhen", so Vogel. 

 
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