
Aggressives Verhalten, überforderte Halter: Es gibt einige Gründe, warum Vierbeiner in einer Auffangstation abgegeben und nur schwer an ein neues Frauchen oder Herrchen vermittelt werden können. In der Wanningsmühle in Münnerstadt warten knapp 100 Katzen und 30 Hunde auf ihr persönliches Happy End und ein passendes Zuhause. Diese sieben Langzeitbewohner sind unter ihnen.
1. Bubi: das vierjährige Kraftpaket

Bubi ist circa vier Jahre alt und sucht seit Juni 2024 ein neues Frauchen oder ein neues Herrchen. Das Kraftpaket kam ins Tierheim, da eine Haus-zu-Haus-Vermittlung schiefging. Bubi ist ein Herdenschutzhund, der seine Zeit braucht, bis er jemandem vertraut. "Er ist ein Hund, in den man Arbeit reinstecken muss", sagt die stellvertretende Tierheimleiterin Luci Schröder. Sie empfiehlt daher den Besuch einer Hundeschule.
Zudem muss Bubi gefordert werden. "Bei ihm besteht das Risiko, dass er Decken und Spielzeug frisst, wenn er nicht ausgelastet ist", sagt Schröder und verweist auf seine zwei OPs wegen Darmverschluss. Der Vierbeiner ist autofest und kommt mit Katzen aus. Kinder im neuen Zuhause sollten in einem standfesten Alter sein. Für sein neues Heim wäre ein großes Grundstück mit Garten von Vorteil.
2. Momo: der Elfjährige mit eigenem Charakter

Ein ruhiges Zuhause mit verantwortungsvollen Personen und möglichst wenig Stress: Das wäre die ideale Umgebung für den elfjährigen Momo. "Geeignet wären ein Pärchen oder eine Einzelperson, die ruhig lebt, nicht viel vom Hund verlangt und wenige Ansprüche an ihn hat", sagt Schröder. Der neue Halter sollte den eigensinnigen Charakter akzeptieren.
Der Mischling benötigt klare Strukturen und einen souveränen Umgang, ist aber verträglich mit anderen Hunden. Mit seinem neuen Frauchen oder Herrchen könnte Momo auch in einer Mietwohnung leben.
3. Emma: für erfahrene Hundehalter

Emma ist ein typischer Schäferhund mit ausgeprägtem Schutztrieb, weshalb es auch zu Beißvorfällen kam. Sie braucht ihre Zeit, um Menschen zu vertrauen. Doch wenn das Vertrauen da ist, ist Emma treu. Die Hundedame ist circa elf Jahre alt und hofft nun auf ein Happy End mit einem neuen Halter, der mit ihr konsequent und streng umgeht.
Durch ihr Alter hat Emma Arthrose im linken Knie und benötigt Schmerzmittel. Ein Haus mit abgeschlossenem Grundstück wäre förderlich. Zudem sollte die Dame in einem Umfeld leben, in dem nicht viele fremde Menschen empfangen werden und keine Katzen oder Kinder leben.
4. Seppel: treuer Hundeblick, aggressiver Charakter

Von diesem lieben Hundeblick sollte man sich nicht täuschen lassen, denn Seppel hat es faustdick hinter den Ohren. Der circa elfjährige Fundhund mit unbekannter Herkunft zeigt gerne, dass er die Oberhand hat. "Eine Vermittlung ist wirklich schwer, denn er testet seine Grenzen aus, was untypisch für einen Labrador-Mischling ist", sagt Schröder.
Seppel lebt seit 2018 im Tierheim und hat keine guten Chancen auf Vermittlung. Nach einem erhofften Probewohnen kam er wieder zurück in die Wanningsmühle. Sein neuer Halter sollte sich mit Hunden, die zu Aggressionsverhalten neigen, auskennen. Kinder, Katzen oder Kleintiere sollten nicht im neuen Zuhause wohnen.
5. Milo: Terriermischling mit eigenem Kopf

Eigensinnig. So kann der Senior, ein Terriermischling mit eigenem Kopf, charakterisiert werden. Während er im Tierheimalltag kein problematisches Verhalten an den Tag legt, scheiterte eine Vermittlung am zugelegten Territorialverhalten. "Er beschützte dann sein Essen oder sein Sofa und zeigte, dass er in der Rangordnung ganz oben steht. Das macht eine Vermittlung schwierig", sagt die Tierpflegerin.
Milo benötigt einen erfahrenen Hundehalter, der ihm klar und deutlich die Grenzen aufzeigt und ihm nicht von Anfang an alles erlaubt. Das neue Herrchen oder Frauchen sollte sich auch nicht davor scheuen, externe Hilfe wie einen Hundetrainer in Anspruch zu nehmen, um mit Milo richtig zu arbeiten.
6. Smutje: ein freundlicher Hund, der Pflege benötigt

Mitleid ist hier fehl am Platz. Zwar ist Smutje auf seinen Rolli angewiesen, da seine Hinterhand nach einem Unfall gelähmt ist, doch der Terriermischling genießt dennoch ausgedehnte Spaziergänze über Stock und Stein. "Der junge Hüpfer ist im April 2021 geboren, im Umgang mit anderen Hunden top und auch mit Kindern verträglich", sagt Schröder.
Smutje ist ein glücklicher Hund, er hat aber einen Pflegeaufwand. "Smutje braucht jemanden, der ihn auch hochheben kann, denn er sollte nicht länger als drei Stunden am Stück im Rolli sein." Beim letzten Wiegen brachte der Terriermischling 25 Kilo auf die Wage. Sein neues Heim sollte barrierefrei sein und keinen Betonboden haben, damit er sich nicht aufscheuert.
7. Scotty: willensstarker Mischling

Mischling Scotty liebt Autofahren mit dem Hausmeister. Seit April vergangenes Jahr befindet sich der Vierbeiner im Tierheim und sucht nun jemanden, der ihn in sein Herz schließt. "Man muss wissen, wo Scottys Grenzen sind. Nicht jeder kann ihn anfassen und er ist sehr willensstark", charakterisiert Schröder den Mischling. Daher sollten keine Kinder im Haus sein. Mit anderen Hunden ist er hingegen verträglich.
Scotty ist genügsam und kann auch in einer Mietwohnung leben. Ideal wäre ein Halter, der nicht viele Ansprüche an ihn hat, seine Grenzen akzeptiert und nichts erzwingt, da der Vierbeiner sonst auch seine Zähne zeigt. Zum Monster mutiert Scotty auch, wenn er geschoren werden soll. "Das klappt nur unter Vollnarkose", so Schröder.
Jedes Tierheim beherbergt Langzeitinsassen, deren Vermittlung - aus welchen Gründen auch immer - längere Zeit in Anspruch nimmt. Und mancher Hund wird sein ganzes Leben im Tierheim verbringen. So schlimm, wie es vielleicht für manche Menschen anmuten mag,
ist ein Tierheimleben mit Sicherheit nicht. Im Tierheim erleben gerade verhaltensauffällige Hunde Kontinuität, Tagesstruktur und Zuwendung.
Ursula Boehm Leitung Tierheim Wannigsmühle