Eines der größten Bauprojekte der jüngeren Stadtgeschichte nimmt jetzt Fahrt auf. Unter Umständen noch in diesem Jahr möchte die Unternehmensgruppe GVS mit dem Bau eines neuen Postverteil-Zentrums auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofes beginnen.
Dieses Vorhaben soll eine städtebauliche Initialzündung werden. Denn wenn das neue Verteilzentrum Mitte 2022 planmäßig fertig wird, beginnt nach Auskunft von GVS in der Stadt auf dem Gelände des bisherigen Standorts neben dem Postamt der Bau eines Wohn- und Dienstleistungszentrums.
Voraussetzung für die Einhaltung dieses ehrgeizigen Zeitplanes sei es, dass bis dahin die erforderlichen Genehmigungen der Obersten Baubehörde vorliegen, sagt Markus Geiger, Immobilienspezialist von GVS, auf Nachfrage dieser Redaktion. Ebenfalls für Mitte kommendes Jahres peilt Geiger den Beginn der Sanierung des Schlachthofes an.
Doch der Reihe nach: Auch aus Sicht der Post soll es jetzt ganz schnell gehen und die ersten Bauarbeiten auf dem Schlachthofgelände sollen möglichst noch in den nächsten Tagen starten. „In unserem Verteilzentrum in der Innenstadt ist alles aus den Nähten geplatzt“, betont Post-Pressesprecher Alexander Böhm die Dringlichkeit. Die Deutsche Post DHL will die Filiale in der Münchner Straße beibehalten, die gesamte Logistik jedoch an den Schlachthof verlagern.
Der Standort werde ansonsten eins zu eins umziehen, erklärt Böhm. Aktuell sind bei der Post in Bad Kissingen rund 55 Mitarbeiter beschäftigt, es gibt 44 Zustellbezirke für die Stadt und das Umland. All das wird gleich bleiben. „Unsere Kunden werden den Umzug nicht merken“, verspricht er. Die Deutsche Post geht davon aus, das neue Verteilzentrum im August oder September nächsten Jahres in Betrieb zu nehmen.
Das Verteilzentrum wird auf dem Schlachthofgelände neu gebaut, und zwar auf dem südlichen Teil des Grundstücks zwischen dem Hauptgebäude und der Oskar-von-Miller-Straße (wir berichteten).
Insgesamt plant die GVS- Unternehmensgruppe das Doppelprojekt mit einem Investitionsvolumen von 50 Millionen Euro, sowohl am Schlachthof als auch am jetzigen Postareal in der Innenstadt.
Am Schlachthof soll nicht nur das Postlogistikzentrum entstehen, die Projektentwickler wollen dem Schlachthof als Mobilitäts- und Erlebniszentrum wieder Leben einhauchen. Seit der Schließung 2002 steht das gemeinhin als Ochsenkathedrale bekannte Gebäude leer.
Nach dem Umbau sollen darin ein Restaurant mit Festsaal, eine Kochschule, ein Café mit Rösterei oder Brauerei untergebracht sein, außerdem Historienräume, eine Oldtimerwerkstatt und Ausstellungsflächen für Oldtimer.
Ebenfalls saniert beziehungsweise umgebaut werden sollen die Postimmobilien an der Münchner Straße. Im derzeitigen Posthof ist ein Neubau vorgesehen. Auf dem Areal sollen neben der Post- und Postbankfiliale ein Ärztehaus unterkommen, eine Apotheke, eine Kita, ein Café sowie ein Seniorenzentrum.
Das komplette Vorhaben ist der Stadtverwaltung so wichtig, dass sie dazu ein Erklärvideo hat produzieren lassen. Das Video ist seit Donnerstag auf der Facebookseite „Rathaus Bad Kissingen“ zu sehen. Darin erklärt die Verwaltung die vertragliche Konstellation zwischen der Großen Kreisstadt und dem Investor. Das Video legt insbesondere dar, wie die Stadt sich beim Verkauf des Schlachthofes abgesichert hat.
GVS hat zehn Jahre Zeit
Die GVS-Unternehmensgrupppe habe sich verpflichtet, den Schlachthof Unesco-konform zu sanieren und umzubauen. Der Investor habe sich weiterhin verpflichtet, die Gebäudehülle des Schlachthofs binnen fünf Jahren zu sanieren, für den Umbau zu dem Erlebnis- und Mobilitätszentrum hat er insgesamt zehn Jahre Zeit.
Es ist geregelt, dass der Investor vorab zwei Millionen Euro zur Sicherheit auf ein städtisches Konto einzahlt. Für den Fall, dass das Gebäude nicht saniert wird, kann die Stadt mit der Summe das selbstständig umsetzen. Falls es mit dem Umbau wieder erwarten nichts wird, fiele der Schlachthof zu einem symbolischen Preis an die Stadt zurück.