Frank Neupold ist ein leidenschaftlicher Tüftler. Von Beruf ist er Monteur. Und einen großen Teil seiner Freizeit verbringt Neupold in seiner säuberlich sortierten Werkstatt. Gemeinsam mit seiner Frau Sandra hat der 55-Jährige gleich neben dem gemeinsamen Wohnhaus im Oberleichtersbacher Ortsteil Breitenbach (Lkr. Bad Kissingen) im wahrsten Sinne des Wortes ein zusätzliches Standbein aufgebaut: Das Ehepaar stellt Rollstühle für gehandicapte Tiere, in erster Linie Hunde, her.
Aus einer anfänglichen Tüftelei zur Selbstnutzung ist ein Gewerbe geworden. Seit 2012 verkaufen die Neupolds ihre Gehhilfen für Vierbeiner, inzwischen bis nach China, Thailand oder auf die Shepherd-Inseln. Trotzdem ist es für das Ehepaar Hobby geblieben. "Es geht nicht ums Geld. Wir verlangen eigentlich nur unsere Materialkosten, ohne Stundenlohn oder sowas", sagt Frank Neupold. Es gehe eher darum, zu helfen, ergänzt seine 45-jährige Frau.
Angefangen hat alles mit Joschi. Der Mischlings-Rüde wurde als Welpe misshandelt, hatte gelähmte Hinterbeine, als die Neupolds ihn 2008 aus dem Tierheim mit nach Breitenbach nahmen. "Er hatte einen Rollstuhl, aber der war eine Katastrophe und Joschi kam überhaupt nicht damit klar", erinnert sich Sandra Neupold. "Wir haben dann einen aus den USA bestellt, aber die sind halt sauteuer." Die Preise für Hunde-Rollstühle gehen je nach Größe des Tieres weit über die 1000 Euro hinaus.
Aus einem Foto auf Facebook wird ein kleines Gewerbe
Als der zweite Hund der Neupolds, Pekinese-Dackel-Mischling Wilkin, einen Bandscheibenvorfall erlitt und ebenfalls auf die Gehhilfe angewiesen war, wurde Hobbytüftler Frank Neupold selbst aktiv. Aus Kupferteilen bastelte er seinen ersten eigenen Rollwagen zusammen. "Der ist ganz gut geworden und rollt heute noch irgendwo durch Rumänien, glaube ich", sagt er. "Wir haben damals Fotos davon ins Internet gestellt, hatten damit aber überhaupt keine gewerblichen Interessen", so Neupold.
Und doch kamen schnell die Anfragen, ob das Paar einen solchen Wagen nicht auf für andere Tiere basteln könne. Ende 2011 war das. Schon wenige Monate später meldeten die Neupolds mit ihrer privaten Tierhilfe ein Gewerbe an.
Seitdem näht Sandra Neupold die Stoffauflagen für die Wägen, während ihr Mann die zugekauften Aluminium-Rohlinge vermisst, mittels Biegevorrichtung in Form bringt und den Rollstuhl schließlich zusammensetzt. Gut eine Woche braucht er dafür pro Stück, weil er nur in seiner Freizeit und an den Wochenenden daran arbeitet. "Wenn ich frei habe, schaffe ich es meistens an einem Tag", sagt er.
Die Neupolds kümmern sich in Breitenbach um neun Katzen und eine demente Hündin
Um die 30 Vehikel stellen die Neupolds im Jahr her. Es waren schon mehr, aber aus gesundheitlichen Gründen muss der 55-Jährige inzwischen gelegentliche Pausen einlegen. Drei bis vier Wochen warten die Abnehmerinnen und Abnehmer auf die Rollstühle, tun das aber gerne, sagt Sandra Neupold. "Wir bleiben mit den Kunden meistens auch im Kontakt. Wenn sie mal kleine Reparaturen brauchen oder etwas ausgetauscht werden muss, dann machen wir das kostenlos. Man muss ja nicht mit allem Geld machen", sagt die Hausfrau.
Zuhause kümmert sie sich die meiste Zeit um ihre neun Katzen sowie die demente Lulu, die letzte verbliebene Hündin der Neupolds. Wilkin starb 2017, Joschi vier Jahre später - nach 14 Jahren im Rollstuhl.
Ob Hund oder Katze, ganz egal: Von Kindesbeinen an sind die Neupolds, die beide aus Sachsen nach Breitenbach kamen, große Tierfreunde. "Die größte Freude macht es uns, wenn die Leute mit ihren Hunden den Rollstuhl abholen und wir sehen, wie die Tiere auf einmal wieder anfangen, herumzurennen", sagt Sandra Neupold. Meistens würden Hunde sehr schnell intuitiv lernen, mit dem Gefährt umzugehen, nachdem der Körper auf der Stoffauflage festgeschnallt wurde.
Übrigens: Nicht nur für Hunde sind die Gehhilfen konzipiert. Zumindest theoretisch. "Wir haben auch schon welche für Katzen gebaut", sagt Frank Neupold. Allerdings, so seine Frau, seien die doch recht eigene Tiere. "Auf 100 Anfragen für Hunde kommt vielleicht eine für eine Katze. Die wollen die Stühle meistens auch gar nicht. Wir raten den Leuten immer, dass sie sich das gut überlegen sollen. Wenn die Katze den Rolli nicht annimmt, ist es schade ums Geld."
Anfragen kamen auch schon für einen Hasen - "den haben wir tatsächlich gebaut" - sowie ein Schwein und eine Ziege - "zu schwer" - und ein Meerschweinchen. "Das ist aber tatsächlich zu klein für unsere Bauteile", sagt Frank Neupold und hat einen Tipp parat: "Da würde ich mir im Internet einfach die Anleitung für einen Lego-Baukasten suchen. Was wir machen, ist ja generell kein Hexenwerk. Wer handwerklich begabt ist, bekommt das auch hin."