Bad Neustadt an der Saale

Rhön-Grabfeld Vorletzter, Bad Kissingen mit der roten Laterne in Bayern

Bei der Mobilfunk-Versorgung steht der Landkreis Rhön-Grabfeld in Bayern auf einem unrühmlichen zweitletzten Platz. Nur der Landkreis Bad Kissingen liegt noch schlechter.
Auch für die frühzeitige Versorgung von Schlaganfall-Patienten ist eine gute Funkanbindung unerlässlich. Unser Bild entstand bei einem Stroke Angel-Workshop an der Neurologischen Klinik Bad Neustadt. Foto: Hanns Friedrich       -  Auch für die frühzeitige Versorgung von Schlaganfall-Patienten ist eine gute Funkanbindung unerlässlich. Unser Bild entstand bei einem Stroke Angel-Workshop an der Neurologischen Klinik Bad Neustadt. Foto: Hanns Friedrich
| Auch für die frühzeitige Versorgung von Schlaganfall-Patienten ist eine gute Funkanbindung unerlässlich. Unser Bild entstand bei einem Stroke Angel-Workshop an der Neurologischen Klinik Bad Neustadt.

Zu viel Emotion, zu wenig Information: Diese Mischung ist nach Auffassung vieler Rhön-Grabfelder Kreisräte der Grund dafür, dass zahlreiche Gemeinden im Landkreis Rhön-Grabfeld keine zeitgemäße Mobilfunk-Versorgung haben. Die Angst mancher Bürgerinnen und Bürger vor einer hohen Strahlenbelastung, ihr Protest gegen den Standort der Mobilfunkmasten müssen ernst genommen werden, so der Tenor in der Sitzung des Kreisausschusses.

Frank Reichert von der Stabsstelle Kreisentwicklung im Landratsamt in Bad Neustadt beleuchtete einige Aspekte des Problems. Während Rhön Grabfeld gut mit Breitband versorgt ist, landet der Landkreis bei der Mobilfunk-Versorgung bayernweit auf dem unrühmlichen zweitletzten Platz. Nur Bad Kissingen ist noch schlechter.

Frank Reichert hält die mangelnde Mobilfunk-Abdeckung Rhön-Grabfelds für einen gravierenden Standortnachteil und gab aktuelle Beispiele: Ab Mitte 2022 sollen Tele-Notärzte in ganz Bayern die Behandlung von Notfallpatienten verbessern. Das Konzept sieht vor, dass der Rettungsdienst, bevor der reguläre Notarzt eintrifft, Fotos, Videos und medizinische Werte wie ein EKG an Tele-Notärzte etwa in den Leitstellen übertragen. Diese können Anweisungen für die Behandlung der Patienten geben und Medikamente anordnen.

Schneller Mobilfunk bei Notfällen

In Orten mit fehlender LTE-Versorgung ist diese Art der Kommunikation nicht möglich. Das kann zur Folge haben, dass der Patient seine Medikamente erst bekommt, wenn er in der Klinik angekommen ist. Bei Schlaganfällen, bei denen jede Minute zählt, kann diese Zeitverzögerung schlimme Folgen haben.

Um das Akzeptanzproblem in der Bevölkerung zu lösen, appellierte Rhön-Grabfelds Landrat Thomas Habermann ( CSU ) an die Bürgermeister, die Bürgerinnen und Bürger bereits in der frühen Planungsphase ins Boot zu holen und Informationsveranstaltungen anzubieten. Man müsse der Angst vor Strahlenbelastung beispielsweise mit seriösen Informationen begegnen.

Hintergrund der Diskussion war ein Antrag der Fraktion " Bündnis 90/Die Grünen ". Sie wollte im Kreisausschuss über die derzeitige Mobilfunkversorgung im Landkreis, die geplante Zielversorgung, geplante Sendeanlagen und die negativen Auswirkungen von Mobilfunkstrahlen auf Menschen, Tiere und Pflanzen informiert werden. Eine sehr aktuelle Anfrage angesichts der Diskussionen über und Proteste gegen Mobilfunkmasten in Höchheim und Aubstadt.

Auch die Industrie profitiert von einer guten LTE-Versorgung: Bereits heute arbeiten Monteure mit Datenbrillen. Bei unerwarteten Problemen können sie sich per Live-Video mit Experten verbinden. Der Experte im Unternehmen sieht das Problem mittels der Datenbrille aus der Sicht des Monteurs und kann diesen konkret anleiten. "Durch diese Live-Kommunikation können für den Kunden und das Unternehmen wertvolle Zeit und Kosten gespart werden. In Gebieten ohne eine flächendeckende LTE-Versorgung kann diese Technik nicht eingesetzt werden", sagte Reichert.

Mobilfunk und ÖPNV-System

Auch für einen modernen und bedarfsgerechten ÖPNV werde künftig immer mehr auf digitale Fahrtbuchungen, Platzreservierungen oder Online-Abrechnungsmöglichkeiten gesetzt. In Ortschaften ohne eine ausreichende Mobilfunkversorgung könne dieses System schlichtweg nicht funktionieren.

"Nur wenn in allen Orten im Landkreis Rhön-Grabfeld eine ausreichende Mobilfunkversorgung vorhanden ist, kann ein zukunftsfähiges ÖPNV-System eingeführt werden", erklärte Reichert.

Der Fachmann aus dem Landratsamt Rhön-Grabfeld wies darauf hin, dass die Initiative zum Bau von Mobilfunk-Masten immer von den einzelnen Gemeinden ausgehen müsse. Seine Behörde steht den Gemeinden beratend zur Seite, begleitet den Prozess, vermittelt Kontakte und kennt die Fördermöglichkeiten.

Die Grünen hatten in ihrem Antrag vorgeschlagen, Jörn Gutbier (Vorsitzender der Verbraucherschutzorganisation Diagnose-Funk) als Referenten einzuladen. Er solle über die negativen Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung auf Menschen, Tiere und Pflanzen sprechen. Dies wurde abgelehnt. Landrat Thomas Habermann favorisierte einen Referenten aus dem Landesamt für Umwelt. Da Mitarbeiter dieser Behörde coronabedingt nicht reisen dürfen, fiel der Vortrag aus. Martina Harasim

 
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