
Seinen Alltag mit dem ÖPNV zu gestalten, kann ganz schön schwierig werden – vor allem auf dem Land: Busse fahren nicht so oft oder flexibel, wie sie gebraucht würden. Hier kommt das Konzept Calheinz ins Spiel. Die Idee: Callheinz fährt die Menschen im Bediengebiet auf Abruf von Haltestelle zu Haltestelle.
Das Konzept, das es bereits in sechs Landkreisen Unterfrankens gibt, startet zum 1. Februar auch als Pilotprojekt in Münnerstadt im Landkreis Bad Kissingen. Das Bediengebiet Bad Neustadt/Münnerstadt deckt in etwa das Nes-Allianz-Gebiet ab.
Flexibel buchen
Es stehen drei Kleinbusse mit jeweils bis zu acht Fahrgastsitzplätzen bereit, um die Fahrgäste flexibel zwischen den ausgewiesenen Orten zu befördern. Ein Fahrzeug ist zudem mit einer Rollstuhlrampe ausgestattet – sollte Bedarf bestehen, ist dies bei der Buchung bereits anzugeben.
Landrat Thomas Bold: „wertvolle Ergänzung“
„Neben dem Linienfahrplan, ist Callheinz eine wertvolle Ergänzung für unsere Bürgerinnen und Bürger“, erklärt Landrat Thomas Bold (CSU), „gerade in Orten, die von der Linie nicht bedient wird, bietet Callheinz einen flexiblen Mobilitätsservice.“
Der Landkreis Bad Kissingen erprobt mit dem Pilotprojekt die Akzeptanz der Bevölkerung, um weitere Kommunen einzubinden. Der On-Demand-Verkehr soll als sinnvolle Ergänzung der bestehenden Busfahrpläne gesehen werden.
Werktags bis 22, Wochenende bis 20 Uhr
Im Einsatz ist Callheinz im genannten Gebiet von Montag bis Freitag 5.30 bis 20 Uhr und Samstag, Sonntag und feiertags von 8 bis 20 Uhr. Der Ein- und Ausstieg erfolgt an den regulären ÖPNV-Haltestellen oder an einem der mit einem Callheinz-Schild ausgestatteten virtuellen Haltepunkte.
Denn es gibt mehr Haltestellen: In Münnerstadt wird beispielsweise auch Nipro, Edeka oder das Sportzentrum angefahren, Reichenbach hat fünf Haltepunkte. Insgesamt sind es 355 Haltepunkte im Bediengebiet.
Bus live verfolgen
Gebucht werden können die Fahrten 31 Tage bis 60 Minuten im Voraus, entweder über die Callheinz-App ( Android / IOS ), die Callheinz-Website oder über die kostenlose Hotline 0800/4560011. Für alle Fahrgäste, die über die App bestellen, gibt es noch eine weitere Funktion: 10 Minuten vor Ankunft kann das Fahrzeug auf der Karte live verfolgt werden, sodass unnötige Wartezeiten künftig auch der Vergangenheit angehören.
Einschränkungen des Angebots
Ein paar Einschränkungen gibt es aber: Sollte zur gewünschten Zeit ein regulärer Linienbus unterwegs sein, kann keine Fahrt im Callheinz gebucht werden. Wenn ein Linienbus eine Teilstrecke abdeckt, bringt Callheinz die Fahrgäste zur betreffenden Haltestelle. Die App verweist dann auf das entsprechende Angebot im Linienverkehr. Aus Kapazitätsgründen sind zudem keine Fahrten im Bereich der Schülerbeförderung mit Callheinz möglich.
Tickets
Die Bezahlung erfolgt zum normalen ÖPNV-Tarif des neuen Verbundes Nahverkehr Mainfranken (NVM) direkt in der App oder bar im Fahrzeug. Darüber hinaus werden Zeitkarten und Deutschlandtickets anerkannt.
Bürgermeister Kastl ist gespannt
Münnerstadts Bürgermeister Michael Kastl freut sich, dass Münnerstadt als Pilotprojekt den Fahrdienst auf Abruf testen kann. „Auch ich werde natürlich Mal testen, wie gut das denn funktioniert. Ich kann jedem nur raten, das mal auszuprobieren und zu schauen, welche Vorschläge der Algorithmus denn ausspuckt“, sagt er. Er und sei nRathausteam werden am Ende die Ergebnisse zusammentragen.
Schwierig und unpraktikabel könnte es werden, wenn man von Callheinz auf den Linienbus und wieder auf Callheinz umsteigen muss, kann er sich vorstellen.
Er weist darauf hin, dass das Projekt trotz der Überschneidungen zum Nes-Allianz-Gebiet vom Landkreis geplant und gezahlt wird. Und er stellt fest: „Das Konzept passt auch sehr gut zu dem, was wir derzeit ansonsten machen.“
Über das Projekt:
Das Projekt Callheinz wird durch das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr gefördert. In Rhön-Grabfeld gibt es Callheinz schon seit zwei Jahren - mit Bad Neustadt/Münnerstadt kam das dritte von Bediengebieten dazu.
Bei „Callheinz“ handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer Aufgabenträger im Nahverkehrsverbund Mainfranken (NVM). Die Konzeptidee stammt aus dem Landkreis Schweinfurt, der in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Kitzingen das Pilotprojekt gestartet und mit der erstmaligen Einführung im Mai 2023 Pionierarbeit geleistet hat.