Um "kräftig Dampf abzulassen", hatte die IG Bau Mainfranken am Dienstagmittag, 9. April, an den Baustellen für das neue Schulzentrum und den künftigen Verwaltungssitz der Privatbank Merkur in Hammelburg zu einer "kreativen Baupause" aufgerufen.
Etwa 60 Beschäftigte von den Bauunternehmen Stolz (Untererthal), Ullrich (Elfershausen) und Glöckle (Schweinfurt) kamen in einer Art Sternfahrt von ihren Einsatzorten zusammen, um ihrer Solidarität untereinander Ausdruck zu verleihen. Gedacht war die Aktion als klare Botschaft nach Wiesbaden.
Damit sollten die Forderungen für die am selben Tag in der hessischen Landeshauptstadt begonnene, dritte Runde der Tarifverhandlungen untermauert werden. Zum Zeitpunkt der Versammlung war deren Ausgang noch offen. Branchensekretär Michael Langer stimmte die Teilnehmenden bei der Protestaktion auf eine möglicherweise lange Verhandlungsnacht ein.
Noch herrscht Friedenspflicht, deshalb darf nicht gestreikt werden
"Gestreikt werden darf noch nicht", machte er gegenüber dieser Redaktion deutlich. Weil der aktuelle Tarifvertrag noch gilt, herrsche Friedenspflicht. Allerdings bestätigten Betriebsräte am Rande der Versammlung eine hohe Streikbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen.
"Bauunternehmen fahren seit zwei Jahren satte Gewinne ein. Aber die Bauarbeiter werden beim Lohn an der kurzen Leine gehalten", so Sekretär Langer. Immer wieder bekomme er wütende Anrufe von Gewerkschaftsmitgliedern, weil Beschäftigte anderer Branchen aktuell Tarifabschlüsse um die zehn Prozent einfahren.
"Das Angebot ist ein Witz", findet Harald Morper
"Das Angebot von drei Prozent auf 32 Monate ist ein Witz", sagte Betriebsratsvorsitzender Harald Morper (Baufirma Ullrich) gegenüber dieser Redaktion. Weil schon der vergangene Tarifabschluss so schlecht gewesen sei, "werden wir für dumm verkauft", findet er. Wichtig sei dieses Mal eine kürzere Laufzeit der Tarifverträge. Bei den vergangenen Verhandlungen habe man sich auf zweimal zweieinhalb Prozent eingelassen und sei dann vom Kostenschub durch den Ukrainekrieg überrascht worden.
Morpers Kollege Karl-Heinz Leifels (Stolz) verwies mit einem Fingerzeig auf die Runde der Demonstrierenden. Hier bewege sich das Durchschnittsalter offenbar jenseits der 50 Jahre. Wenn die Arbeit auf dem Bau nicht finanziell attraktiver werde, nehme der Nachwuchsmangel weiter zu, prophezeit er.
Markus Bach (Glöckle Bau) sieht das bisherige Angebot der Arbeitgeber als "Frechheit". Bei einem höheren Angebot wäre die Tarifrunde schon lange überstanden. Und wie sieht es mit der Streikbereitschaft aus? "Selbstverständlich", zeigt sich Bach entschlossen, "lieber gleich als später".
Anfahrtszeiten werden aus Sicht der Arbeitnehmer schlecht vergütet
Ein Dorn im Auge ist den Beschäftigten angesichts von schlechter Bezahlung auch die Vergütung für die Anfahrt auf Baustellen. Sie zähle nicht zur Arbeitszeit. Je nach Unternehmen werde ab Firmensitz für bis zu 100 Kilometer zwischen acht und elf Euro bezahlt. "Dafür fährt man dann zwei Stunden durch die Gegend", so Morper. Und am Ende werde das dann auch noch versteuert: "Es ist unzumutbar, auf diese Weise Freizeit zu verbringen."
"Was den Bauarbeitern fehlt, ist der nötige Respekt für ihre Arbeit", so Michael Langer. Die Forderung der IG Bau liege auf dem Tisch: "Es geht um einen Fixbetrag für alle, um 500 Euro pro Monat mehr im Portemonnaie. Egal, ob für den Bauhelfer oder für den Polier, für den Kranführer, Straßenbauer oder für die Büroangestellte im Bauunternehmen", so der Gewerkschaftssekretär.
Sollten sich die Arbeitgeber weiter "stur stellen", könnten Zeiten anbrechen, in denen es auf Baustellen erst einmal nicht mehr "so richtig rund läuft". Gleichzeitig warb Langer dafür, sich der Gewerkschaft anzuschließen. Den Organisationsgrad in den am Protest beteiligten Betrieben bezifferte er auf rund 50 Prozent. Der Blick auf andere Branchen spreche aktuell dafür, dass der Ausgang von Tarifverhandlungen auch vom jeweiligen Schulterschluss abhänge.
Was aber ist ihre Alternative? Wie es war im Anfang so auch jetzt und allezeit beim Lohn oder Entgelt? Soll jeder für sich verhandeln? Was schlagen Sie vor?
Immer her mit konstruktiven Vorschlägen!🙂
Und ja, am Ende ist es besser man packt die Koffer und stimmt mit den Füßen ab, wenn das was der Arbeitgeber anbietet, nicht zu dem passt, was man wert ist…
Der Markt wird es schon richten, auch beim Bau. Vielleicht schreit man auch irgendwann nach dem Staat. Wir werden es sehen…
Insofern: Augen auf bei der Berufswahl….
Was ist das denn hier? Welche Pferde werden hier geritten und vor welchem Karren spannt Euch die Gewerkschaft?
Jedes Kind bekommt mit, dass gerade der Bau um das Überleben kämpft und kaum noch gebaut wird! Die Betriebe kämpfen mit niedrigsten Preisen um jeden Auftrag!
Reihenweise fallen Baubetriebe um, Zulieferer kämpfen ebenfalls ums Überleben bis hoch zur Baywa!
Ihr sägt Euch selbst den Ast ab, auf dem ihr sitzt!
Der Bau ist das größte Sorgenkind in Deutschland und ihr fahrt die Ellenbogen aus?
Ihr solltet Euch schämen!
In welcher Höhe wäre denn die Forderung aus ihrer Sicht gerechtfertigt und würde den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen nicht gefährden?
Sie entscheiden also, wer einen Ausgleich für seine gestiegenen Lebenshaltungskosten erhalten darf und wer nicht, weil Sie so ein komisches Bauchgefühl haben?
Interessant...
Auch auf dem Bau gibt es Tarifverträge. Wenn diese auslaufen, der aktuelle ist am 31.03.2024 ausgelaufen, wird neu verhandelt.
Völlig berechtigt, völlig normal und vor allem nicht überraschend für die Branche.
Falls nicht, hat man als Unternehmer unter bestimmten Vorrausetzungen die Möglichkeit, sich nicht an den Tarif zu halten. Dadurch wird allerdings die Personalsuche nicht unbedingt einfacher.
Da können Sie hier noch so viel motzen und "lustige" Kommentare von sich geben.
Aber langweilige Fakten sind eh nicht so Ihr Ding, oder?
Auf der anderen Seite kann man aber auch damit werben, dass man Tarifbindung hat…
Hat alles zwei Seiten 🙂
Würden sie das nicht tun, würden ihnen die Leute weglaufen!
Außerdem ist dort der Leistungsgedanke stärker ausgeprägt und man arbeitet nicht nach der Stechuhr sondern wenn die Arbeit da ist und der Mitarbeiter gebraucht wird. Dafür kann man im Winter lange zu Hause bleiben.
Den Satz von Ihnen muss ich mir noch mal vornehmen.
Natürlich freuen sich die Handwerker, Bauarbeiter das sie im Sommer bei heutzutage über 30 länger arbeiten während die anderen und vielleicht auch Sie schon längst im Schatten liegen oder im Schwimmbad. Und im Winter wo es keine Sau interessiert dann zu Hause ihre Überstunden abfeiern müssen. Freut sich auch die Familie der Bauarbeiter. Ganz Toll Ihre Einstellung Fr. Ehrhard. Ich hoffe Sie brauchen mal keinen Handwerker.
Und stellen sie sich vor, es gibt Menschen die wollen das und denen macht es Spaß!
Und: Nur so kriegen sie überhaupt einen Handwerker!
Und mit dieser gewerkschaftlich geprägten Einstellung werden sie eher dazu beitragen, dass es noch weniger Menschen gibt die arbeiten und im Handwerk Engagement zeigen.
Diese Haltung ist eine Sackgasse!
Und das immer mehr und die Gier wird zu Stundenverrechnungssätzen führen die deutlich über 100 Euro liegen. Wem haben wir das zu verdanken? Raten sie mal!
Völlig an der Realität vorbei.
Zudem brauche ich mir von niemanden unqualifizierte Vorhaltungen machen zu lassen, ob und wie schwer ich in meinem Leben gearbeitet habe. Das ist anmaßend.
Sie sollte dieses flegelhafte Benehmen überdenken!