LKR Bad Kissingen

Pro-Kommentar zur Situation in der Rhön: Es ist nur menschlich

Susanne Will, Lokal-Chefin der Saale-Zeitung, versteht die Menschen, die es in die Rhön zieht. Und sie bemängelt: Die Verantwortlichen hätten den Strom voraussehen können.
Susanne Will hält den Run auf die Rhön für zutiefst menschlich. Foto: Johannes Schlereth       -  Susanne Will hält den Run auf die Rhön für zutiefst menschlich. Foto: Johannes Schlereth
| Susanne Will hält den Run auf die Rhön für zutiefst menschlich. Foto: Johannes Schlereth

Auch ich wollte am Wochenende auf den Kreuzberg. Dank Facebook habe ich gesehen, wie viele andere noch auf die Idee gekommen. Ich blieb zuhause.

Ich glaube, dass die Masse, die jetzt in der Rhön unterwegs ist, zum größten Teil aus verantwortungsbewussten Menschen besteht. Aus Menschen, die Silvester nicht gefeiert haben; die Weihnachten im allerkleinsten Kreis verbracht haben; die im Büro auf Abstand bedacht sind; die Masken tragen. Nur: Es waren einfach zu viele, auch zu viele Vernünftige, die sich im Schnee um Abstand bemühten. Und daraus für jeden einzelnen einen Vorwurf abzuleiten fällt mir schwer.

Berichte locken an

Auch ich fahre 30 Kilometer, bis ich den Großparkplatz unterm Kloster erreicht habe. Ich habe Verständnis für Menschen, die im Lockdown nicht mehr wissen wohin mit ihren Kindern . Stellen wir uns eine Familie in Schweinfurt vor, die schon jeden Spazierweg in Wohnungsnähe kennt.Und auf einmal hat es geschneit. Und in den Zeitungen stehen die Loipenberichte. Und die Regierung sagt: Ihr dürft das! Und sie sagt auch: Bewegung an der frischen Luft wird empfohlen! Und sie sagt das, nachdem viele ihren Winterurlaub wegen Corona und geschlossener Pisten gestrichen haben.

Auf einmal ist da die Vorfreude aufs Rodeln, aufs Tourengehen, aufs Spazieren im Biosphärenreservat mit all seinen Vorzügen, die die Rhön GmbH ja seit Jahren zurecht bewirbt. Und: Ja, da nehme ich meine Familie mit. Und wenn ich Single bin, dann such' ich mir jemanden, der mich begleitet, der mit mir und mit Maske im Auto in die Rhön fährt. Aber wer eins und eins zusammenzählen kann, hätte es voraussehen können - und schon vor Corona hat es Staus an sonnigen Wintertagen in der Rhön gegeben.

Das Land der Offenen Fernen als Freizeitmagnet

Die Rhön ist seit Corona der Freizeitmagnet schlechthin geworden. Die Touristiker und die Verantwortlichen haben das aber schon im Sommer und im Herbst verschlafen. Die Wege waren voller Müll - aber es wurden keine zusätzlichen Mülleimer aufgestellt. Unmengen von Papiertaschentüchern waren Beleg dafür, dass sich viele in die Wiese setzten, wenn sie mussten, aber keine Toilette in der Nähe war. Spätestens im zweiten Lockdown war klar, dass es nicht besser wird, wenn die Reisefreiheit eingeschränkt wird und wegen der geschlossenen Berggasthöfe nun gar keine Toiletten mehr zur Verfügung stehen. Hier hätte gehandelt werden müssen: mit Parkkonzept, Dixie-Klos, Sperrungen, wenn klar ist, dass die Parkplätze ausgefüllt sind.

Dass es die Menschen nach draußen treibt, verstehe ich. Dass man sich darauf nicht eingestellt hat, nicht.

su.will@infranken.de

 
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