Wer jemanden zu Hause pflegt, weiß ein Lied davon zu singen: Einerseits gilt es, den ohnehin fordernden Alltag zu meistern, andererseits müssen aber auch bürokratische Hürden genommen werden. So zum Beispiel, wenn das Pflegebett für die bettlägerige Oma nötig wird oder der Pflegegrad für den dementen Vater beantragt werden muss.
Aber auch wer ein jüngeres Familienmitglied mit einem Handicap umsorgt, kennt das: Immer wieder tauchen Fragen auf, die zunächst unlösbar zu sein scheinen. Genau hier setzen die Mitarbeiterinnen des Pflegestützpunkts an, den der Landkreis vor gut einem Jahr ins Leben rief.
Etwa 500 Anfragen von Menschen über 80 Jahren
"Dass wir gleich im ersten Jahr unseres Bestehens von Anfragen fast überrollt werden, damit hatten wir nicht gerechnet", sagt Daniela Wehner, Mitarbeiterin im Team der Beratungsstelle und gelernte Altenpflegerin. 1125 Anfragen haben sie und ihre Kolleginnen bis dato registriert. Etwa die Hälfte davon betrifft die Lebenssituationen von Menschen ab 80 Jahren, bei der anderen Hälfte der Anfragen geht es um jüngere Personen, die Pflege brauchen.
"Der Bedarf ist definitiv da", sagt Cordula Kuhlmann, Sachgebietsleiterin Regionalmanagement im Landratsamt und federführend für den Pflegestützpunkt. Neben der Beratung hilfesuchender Menschen hat sich das Team des Pflegstützpunkts, nach Kuhlmanns Angaben, auch die Aufgabe gesetzt, Netzwerke zu knüpfen. So wurden Kontakte zu Verantwortlichen von Pflegeeinrichtungen, Krankenkassen und Sozialdiensten hergestellt, mit denen man regelmäßig im Gespräch ist.
Breites Spektrum an Problemlagen
Laut Kuhlmann gehört dazu auch der ständige Austausch mit dem Landesverband für Pflege und dem Bezirk Unterfranken, die neben den Kranken- und Pflegekassen mit zu den Finanzierungspartnern der Bad Kissinger Beratungsstelle des Landkreises zählen.
Die Problemlagen, die an das Beratungsteam herangetragen werden, sind ganz unterschiedlich: Das Thema Demenz spielt in der Pflege eine große Rolle, hat Wehner festgestellt. Dabei stelle sich für die Menschen, die jemanden zu Hause betreuen, oft die Frage, wie sie mit den teils extremen Reaktionen ihrer Angehörigen umgehen sollen. Inzwischen gab der Landkreis übrigens auch einen Ratgeber zum Umgang mit Demenz heraus und Hausarztpraxen können vom Pflegestützpunkt auch Info-Mappen zu diesem Thema anfordern.
Viele Ratsuchende bräuchten Hilfe im Antragswesen, sagt Wehner. Also wenn es beispielsweise darum geht, bestimmte Förderleistungen bei der Krankenkasse geltend zu machen oder Hilfsmittel für die Pflege zu beantragen. Gelegentlich komme es auch vor, dass ein Widerspruch gegen den vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) festgestellten Pflegegrad eingelegt werden muss.
Gelegentlich finden auch Hausbesuche statt
Oder es ruft eine Nachbarin an, die bei dem älteren Herrn im Haus gegenüber im Lauf der Zeit festgestellt hat, dass er sich offenbar nicht mehr gut allein versorgen kann, schildert die studierte Fachwirtin im Sozial- und Gesundheitswesen einen anderen Fall. "Auch hier schauen wir dann, wo wir helfen können." Unter Umständen stehe dann auch ein Hausbesuch an.
Den Hauptteil der Anfragen in der Beratungsstelle machen die Telefonberatungen aus, sagt Wehner. Dennoch haben die Mitarbeiterinnen auch in der Corona-Zeit rund 50 Hausbesuche getätigt. Das Wohnumfeld der betroffenen Person, die Hilfe braucht, zu kennen, sei oft entscheidend, um adäquate Maßnahmen in die Wege leiten zu können.
Ausgebildete Wohnberaterin mit im Team
Im Team prädestiniert hierfür ist Antje Rink, die neben der Koordinierungsstelle für Seniorenfragen auch das 2016 gegründete KompetenzNetzwerk Demenz mitbetreut und ausgebildete Wohnberaterin ist. Was die häusliche Umgebung pflegebedürftiger Menschen angeht, soll laut Regionalmanagerin Kuhlmann, das vom Zentrum für Telemedizin (ZTM) des Kreises geplante Projekt Dein Haus 4.0 Landkreis bis Ende 2022 realisiert werden.
In einer Musterwohnung, die im einstigen Telekomgebäude angesiedelt wird, bekommen Interessierte dann spannende Einblicke in ein "intelligentes Wohnen" mit technischen Assistenzsystemen. Bis dahin soll auch der Pflegestützpunkt vom Landratsamt in die Münchner Straße umziehen, gibt Kuhlmann als Ausblick.
Im Frühjahr will das Beratungsteam, zu dem auch noch Barbara Bössenrodt und Tanja Büchs gehören, Außensprechstunden im Altlandkreis Bad Brückenau anbieten, um auch die Menschen dort direkt zu erreichen. Ein solches Angebot ist für den 18. März im Rathaus in Bad Brückenau und am 8. April im Rathaus in Wildflecken geplant.
Info: Tel. (09 71) 8 01-53 00. Die E-Mail-Adresse lautet: pflegestuetzpunkt@kg.de