Mit einem symbolischen Druck auf einen roten Startknopf schaltete Gesundheitsminister Klaus Holetschek am Freitagnachmittag im Zentrum für Telemedizin (ZTM) eine nützliche Homepage frei. Unter www.deinhaus4punkt0.de gibt es dort ab sofort jede Menge Tipps für möglichst selbstbestimmtes Wohnen im Alter.
Doch diese Online-Präsentation ist nicht alles, was das ZTM und der Landkreis zum Wohnen dieser Zielgruppe im Köcher hat. In der Sieboldstraße wird auch an einer mobilen Ausstellung gearbeitet. Sie soll ab Ende des Jahres vier Jahre lang mit modernster Technik durch Unterfranken touren, um für Techniken zu werben, die das Leben daheim erleichtern. Außerdem gibt es Veranstaltungen und einen Stand etwa bei den Gesundheitstagen im Oktober, Großflächenplakatierung und Radiospots.
Richtfest an der Musterwohnung
Ende 2022 wird dann die dritte Stufe der Offensive des Freistaates für seniorengerechtes Wohnen im Alter gezündet. Im Dachgeschoss des ehemaligen Telekom-Gebäudes ist eine Erlebnis- und Beratungswelt in Vorbereitung. Inklusive einer Musterwohnung im Obergeschoss des ehemaligen Telekom-Gebäudes, die zeigen soll, was in dem Bereich geht. In Kürze steht dort erst einmal das Richtfest an.
Das Projekt soll eine zentrale Rolle in ganz Unterfranken spielen. Projektleiterin Cordula Kuhlmann erläuterte den Gästen beim Scrollen durch die neue Homepage beispielhaft das Beratungsangebot in Sachen Wohnen. Im Zentrum stehen Erleichterungen für den Alltag. Etwa durch Sensoren, die bei Stürzen einen Notruf absetzen, bei Rauchentwicklung den Herd abschalten oder bei Bewegung in Dunkelheit das Licht aktivieren.
Einen zentralen Wunsch erfüllen
Ziel der Öffentlichkeitsarbeit sei es, Menschen schon frühzeitig mit Wohnassistenzsystemen vertraut zu machen, sagte ZTM-Geschäftsführer Sebastian Dresbach. "Ein selbstbestimmtes Leben, wenn möglich in den eigenen vier Wänden, ist für viele pflegebedürftige und vor allem ältere Menschen ein zentraler Wunsch", gab er zu bedenken.
Damit Menschen möglichst lange im vertrauten Umfeld leben können, brauche es technisch-digitale Unterstützung, so Gesundheitsminister Holetschek. "Mit unserer Projektreihe helfen wir dabei, neue Entwicklungen erlebbar zu machen", umriss er den Zweck der Aktion. Es gelte auch, Berührungsängste mit der Technik abzubauen.
"Pflegeberufe aufwerten"
Bei all deren Vorteilen werde der Mensch weiter im Mittelpunkt stehen. High-Tech könne mehr Freiraum für menschliche Zuwendung schaffen und pflegende Angehörige und Pflegekräfte entlasten, Zugleich, so der Minister, sorge Assistenztechnik für mehr Lebensqualität und sei ein Beitrag zur wichtigen Aufwertung der Pflegeberufe.
Landrat Thomas Bold sieht den Landkreis prädestiniert für das Projekt. Gerade auch hier nehme die Zahl älterer Menschen zu. Das Zentrum für Telemedizin sei ein wichtiger Partner, zumal es seit Jahren Assistenzsysteme erprobe. Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner (CSU) misst den kommenden Techniken auch eine große Bedeutung in der Zusammenarbeit mit den Ärzten bei.
"Von hier sind noch viele weitere Ideen zu erwarten", warb Regierungspräsident Eugen Ehmann für weitere Unterstützung Bad Kissinger Innovationen durch den Freistaat. Weil das Modellprojekt Geld kostet, hatte Minister Holetschek symbolische Schecks dabei.
Viertes Projekt der bayerischen Modellreihe
Rund eine Million Euro (90 Prozent der Kosten) erhält der Landkreis für die Erlebnis- und Beratungswelt, die mobile Ausstellung, die Erstellung der Website und zwei Personalstellen. Das ZTM bekommt 720 000 Euro (70 Prozent der Kosten) für sechs Personalstellen, teils in Teilzeit, und das Leasing eines Projektfahrzeugs.
Das "DeinHaus 4.0"-Projekt in Bad Kissingen ist das vierte der bayerischen Modellreihe. Gestartet ist sie 2018 an der Technischen Hochschule in Deggendorf, gefolgt von der Ostbayerischen Hochschule Regensburg und der Technischen Hochschule Rosenheim.